CALL ON FRIDAY ist eine animierte Mikroserie, die speziell für soziale Netzwerke wie TikTok, Instagram und YouTube Shorts entwickelt wurde. Im Mittelpunkt steht ein Callcenter für multidimensionale Vorfälle. Die Pilotfolge wurde handgezeichnet, Frame für Frame, und bewusst im Hochformat gestaltet, um sich an die Ästhetik und das Nutzungsverhalten mobiler Plattformen anzupassen. Die Arbeit dokumentiert den gesamten Entstehungsprozess – von ersten Skizzen über Storyentwicklung und Animation bis hin zu Sounddesign und Veröffentlichung. Dabei stellt sie die Frage, wie kurze, visuell reduzierte Formate komplexe Geschichten erzählen können und welche Rolle Humor, Timing und Interaktion dabei spielen.
Recherche 🪼
Social Media Plattformen & Animationstechniken 🪼
TikTok, Instagram, YouTube Shorts, Twitter/X, Bluesky und Tumblr sind Plattformen, auf denen Nutzer Inhalte in Form von Text, Bild oder Video erstellen, teilen und entdecken können. Besonders TikTok, Instagram Reels und YouTube Shorts nutzen Algorithmen und vertikale Formate, um Inhalte schnell und zielgerichtet auszuspielen. Sie funktionieren auf Grundlage von Nutzerverhalten (Likes, Views, Verweildauer) und bieten kurze, unterhaltsame Inhalte mit hoher Reichweite. Twitter/X und Bluesky fokussieren sich stärker auf Text und öffentliche Diskussionen, während Tumblr eine Mischung aus Blogging und Community darstellt.
Die Gemeinsamkeit bei allen Plattformen ist, dass sie schnelle Sichtbarkeit ermöglichen, kreative Inhalte fördern und Trends in Echtzeit verbreiten. Aber sie bergen auch Risiken wie Fake News, Cybermobbing oder toxische Debatten. Der Begriff „Follower“ beschreibt Nutzer, die einem Kanal oder Account folgen, um regelmäßig Inhalte zu sehen. Algorithmen entscheiden, was wem gezeigt wird. Basierend jedoch auf persönlichen Interessen.
In der Animation spielen Techniken wie Frame-by-Frame (klassisch gezeichnet), Stop Motion und 3D-Animation eine zentrale Rolle. Besonders Frame-by-Frame ist für handgezeichnete Mikroformate wie CALL ON FRIDAY geeignet, da jede Bewegung Bild für Bild entsteht. Moderne Animationsfilme wie Spider-Man: Across the Spider-Verse zeigen, wie vielfältig und kombinationsfähig Stilmittel aus 2D und 3D geworden sind. Ein Einfluss, der auch in Social-Media-Animationen spürbar ist.
Charakterdesign, Archetypen und der Erfolg moderner Animationsserien 🪼
Gute Geschichten leben von Spannung und damit von Gegensätzen. Besonders die Gestaltung von Bösewichten spielt dabei eine zentrale Rolle. Disney und Pixar zeigen das eindrucksvoll: Figuren wie Randall aus „Monster AG“ oder Ursula aus „Arielle“ durchliefen viele Designphasen, bevor sie ihre ikonische Wirkung entfalten konnten. Sie wurden bewusst so entwickelt, dass sie bedrohlich, charismatisch und visuell einprägsam sind. Bösewichte nutzen oft Farben, Silhouetten und Bewegungsmuster, die uns sofort einordnen lassen, mit wem wir es zu tun haben – und warum sie uns faszinieren.
Auch Archetypen spielen im Charakterdesign eine zentrale Rolle. Ob Held, Antiheld, Entdecker, Magier oder Narr – diese Typen geben Orientierung und emotionalen Halt, besonders in Serien, die schnell funktionieren müssen. Häufig kombinieren Serienfiguren mehrere Archetypen in sich und schaffen dadurch Tiefe und Komplexität. Ein Beispiel ist Gaston aus „Die Schöne und das Biest“, der als toxischer Liebhaber, Herrscher und Antiheld zugleich funktioniert.
Moderne Animationsserien wie „Hazbin Hotel“, „Rick and Morty“, „Adventure Time“ oder „SpongeBob Schwammkopf“ haben in den letzten Jahren neue Maßstäbe gesetzt. Was sie verbindet: kreatives Design, absurdes Storytelling, humorvolle Tiefe und eine starke Communitybindung. Serien wie „Hazbin Hotel“ entstanden sogar unabhängig – finanziert über Patreon – und wurden durch Plattformen wie YouTube zum globalen Erfolg. Rick and Morty überzeugt mit absurden Sci-Fi-Ideen, komplexen Designs und liebevollen Details. Der Anime-Ableger zeigt, wie sich Stile weiterentwickeln lassen, ohne den Markenkern zu verlieren.
„Adventure Time“ steht für experimentellen Stil, emotionale Themen und queere Repräsentation. Die Serie gilt als einflussreich für eine neue Generation von Kreativen. Und „SpongeBob“ bleibt bis heute Kult – nicht nur wegen seiner absurden Welt, sondern auch durch seine Meme-Tauglichkeit, ikonische Musik und subversiven Humor, der sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht.
Insgesamt zeigt sich: Gutes Charakterdesign ist mehr als Stil – es ist Strategie. Visuelle Wiedererkennbarkeit, archetypische Tiefe und erzählerische Flexibilität machen Serienfiguren langlebig. Kombiniert mit sozialen Medien, Fan-Art, Remix-Kultur und Streaming-Zugänglichkeit entstehen heute Formate, die nicht nur unterhalten, sondern auch kulturell relevant werden.
Storytelling und Erfolgsstrategien auf Social Media 🪼
Storytelling ist heute ein zentraler Bestandteil erfolgreicher Inhalte auf Social Media. Es geht darum, Emotionen, Informationen und Ideen so zu vermitteln, dass sie fesseln, unterhalten oder inspirieren. Besonders auf Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube werden Geschichten zunehmend visuell erzählt – oft in wenigen Sekunden, aber mit starker Wirkung. Marken wie Red Bull oder Nike machen es vor: Mit eingängigen Slogans, klaren Heldenreisen und wiedererkennbarem Design entstehen Markenwelten, die emotional verankert sind.
Animierte Mikroserien wie @naturalhabitatshorts und @thelandofboggs zeigen, wie wirkungsvoll kurze, charmante Animationen sein können. Beide Accounts kombinieren Humor, Bildung und visuelle Klarheit. Ihre wiedererkennbaren Figuren, klaren Formate und kluge Veröffentlichungstaktiken machen sie zu Paradebeispielen für erfolgreiches digitales Storytelling.
Interaktive Elemente wie Umfragen, Quiz-Sticker, Duette oder Fragen-Sticker ermöglichen eine direkte Einbindung der Community. Besonders Instagram und TikTok bieten hier eine Vielzahl an Möglichkeiten, die gezielt genutzt werden können, um Engagement und Reichweite zu steigern.
Aus Interviews mit fünf Künstlerinnen wurde deutlich: Die Wahl der Plattform, der Zeichenstil (digital oder traditionell), Interaktion mit der Community sowie Regelmäßigkeit und Authentizität beim Posten sind entscheidende Faktoren für Reichweite. Fanart, Work-in-Progress-Posts und animierte Clips wurden dabei als besonders wirksam beschrieben. Gleichzeitig zeigen die Antworten, dass es oft kein „Geheimrezept“ gibt. Leidenschaft, Persönlichkeit und Konsistenz bleiben entscheidend.
Fazit: Der Erfolg auf Social Media basiert auf einer Mischung aus Kreativität, Plattformverständnis, Community-Nähe und der Fähigkeit, eine Geschichte effektiv zu erzählen – sei es durch Bilder, Animation oder Text. Besonders im Bereich animierter Mikroformate entsteht aktuell eine spannende neue Erzählform, die klassische Prinzipien des Storytellings mit den Anforderungen digitaler Plattformen verbindet.
Dokumentation 🪐
Die komplette Folge von CALL ON FRIDAY wurde Frame für Frame per Hand animiert, größtenteils mit Procreate Dreams auf dem iPad. Ziel war ein Stil, der bewusst unperfekt wirkt – roh, lebendig und wie aus einem Skizzenbuch, passend zur chaotischen Welt der Serie. Ich habe auf Vektorprogramme und automatische Tweenings verzichtet, um Zeichnungen mit mehr Ausdruck und Bewegung zu ermöglichen. Die Animation ist im Hochformat konzipiert, was sich stark auf die Komposition ausgewirkt hat: zentrale Figuren, vertikale Dynamik, bewusste Blickführung. Die Linienführung blieb absichtlich locker, Haare und Details verändern sich zwischen Szenen – wie im echten Leben. Für die Coloration nutzte ich einfache Füllfarben, basierend auf einer Moodboard-Farbwelt mit Pink, Blau und Gelb.
Hauptcharaktere 🪐



Ton und Musik 🪐
Die Stimmen in CALL ON FRIDAY wurden von Helena Luise Kluge eingesprochen und in ElevenLabs mithilfe zuvor gestalteter Voice-Profile synthetisch verändert. So entstand ein hybrider Stil aus menschlicher Intention und KI-Technologie. Die fertigen Sprachaufnahmen wurden von René Kluge in Logic Pro 11 bearbeitet, mit iZotope RX11 und Universal Audio Plug-ins verfeinert und mit Soundeffekten aus Pixabay ergänzt. Das Intro und Outro wurden gemeinsam komponiert – digital und analog eingespielt – mit Fender-Instrumenten, um einen warmen und wiedererkennbaren Klang zu erzeugen. Der Ton war essenziell für das Storytelling, da er viele visuelle Momente unterstützte und die Atmosphäre mitprägte.
Veröffentlichung 🪐
Die erste Folge von CALL ON FRIDAY wurde gezielt auf TikTok, Instagram und YouTube Shorts veröffentlicht – angepasst an Plattformlogik, Nutzerverhalten und Tageszeit. Zunächst wurden kurze Teaser gepostet, um Funktionen freizuschalten und Aufmerksamkeit für die neuen Accounts zu schaffen. Am 13.06. wurde die Folge mittags auf YouTube Shorts veröffentlicht – passend zum Serientitel und zur aktiven Scroll-Zeit vieler Nutzer. Innerhalb der ersten zwei Stunden wurden über 400 Aufrufe erzielt. TikTok und Instagram folgten um 18 Uhr. Besonders auf TikTok stiegen die Zahlen ab Tag 2 stark an: aktuell über 17.000 Views. Auch wenn der Instagram-Account neu war, erreichte das Video dort rund 500 Aufrufe. Für das Profilbild wurde ein Bild von Mitch mit Schriftzug gewählt – klar, persönlich und wiedererkennbar. Trotz Verzicht auf virale Sounds oder viele Hashtags zeigt das Ergebnis, dass das Konzept funktioniert und plattformübergreifend Potenzial hat.