Ausgangssituation
Nachdem wir uns als Gruppe einen groben Überblick über aktuelle Politik in Deutschland verschafft hatten, kristallisierten wir einige PainPoints und vernachlässigte Themen, die sich durch unsere Recherche ergeben hatten.
Schon während meiner spezifischen Gruppenrecherche (aktuelle Themen der Politik) fiel mir auf, das viele der Probleme im kapitalistischen System ihre Wurzeln finden.
Ich wählte daraufhin das Thema Lobbyismus- hier konnte ich in mir beim Lesen des Wortes negative Emotionen spüren, bemerkte aber gleichzeitig, dass ich darüber kaum Bescheid wusste- bis darauf, dass es mich schonmal in der Vergangenheit überrascht hatte, dass es eine Klimalobby gibt und ebenso die Aussage, dass Lobbyismus wichtig sei.
Problemstellung
Lobbyismus ist nichts Schlechtes.
Im Gegenteil- im Wesen ist Lobbyismus gelebte Demokratie. Denn es geht um
Interessenvertretung, die an Politiker:innen, also Entscheidungsträger:innen herangetragen wird.
Das Problem ist nur, dass es große Differenzen darin gibt, wer seine Interessen vertreten lassen kann. Während Großkonzerne die finanziellen Mittel dazu haben, reine Lobbyist:innen anzustellen, stehen gemeinnützige Organisationen meist noch vor dem Problem ihre regulären Mitarbeitenden überhaupt bezahlen zu können, geschweige denn, das Geld zu finden, jemanden exklusiv für Lobbyarbeit anzustellen.
Damit entsteht ein undemokratisches Machtungleichgewicht; die
Politik wird also überproportional von kurzfristigen Profitinteressen gelenkt und unterproportional von langfristigen Gemeinwohlinteressen wie Klimaschutz, sozialer und wirtschaftlicher Gerechtigkeit.
Dieses Problem wird sich nicht von allein klären, denn wir stehen vor einem sich selbst stärkendem Kreislauf. Umso öfter Profitinteressen durchgesetzt werden, umso mehr Geld- und damit Lobbyeinfluss fließt wieder zurück zu den Geldgebern. Ein Gewinn für gemeinnützige Organisationen heißt zwar ein Gewinn für die
Gesamtgesellschaft -ein monetärer Augleich entsteht jedoch dadurch nicht.
Fragestellung
Wie kann Lobbyismus für jede*n transparent gestaltet werden?
Wie gibt man den Bürger*innen Möglichkeit für mehr Mitbestimmung zurück und stärkt somit ihr Vertrauen in die Politik?
Wie kann das Machtungleichgewicht ausgeglichen werden?
Lösungsideen
PoliGlass (App)
Nutzende können mithilfe der App entweder einen Politiker/ Politikerin per Gesichtserkennung oder Namen finden.
Dann bekommen Nutzende Informationen über ehemalige Arbeitspositionen der Politikerinnen, die Position der Poliktreibenden (aufsteigend,absteigend, alteingessessen) und Parteispenden.
Außerdem werden Aussagen, die nicht Fakten entsprechen und /oder
sich deutlich im Wortlaut der jeweiligen Lobby überschneiden vermerkt.
Im Stil von Spielkartencharakteren.
Funktionen: - Face-Recognition
- ehemalige Arbeitspositionen
- Position innerhalb Partei
- Aussagencheck/ Warnhinweise
- Parteispenden
Die Lobbylobby (Räumlichkeit)
In der Lobbylobby können Politikerinnen und Lobbyisten edel und angemessen zusammen kommen, für das körperliche und geistige Wohl ist
gesorgt (ergo keine Ausreden für andere Räume).
Der Raum ist mit Mikrofonen, Kameras und einem Monitor pro Tisch versehen, auf dem ein KI- Faktencheck mitläuft.
Politikerinnen können sich somit problemlos und direkt einen Überblick über den Wahrheitsgehalt des angresprochenen machen.
Live- Übertragung für Interessierte.
Funktionen: - fancy Einrichtung
- Aufzeichung von Video und Ton
- Live- Übertragung
- KI- Faktencheck
Der Spendenteiler
Mit dem Spendenteiler wird jede*r zum Lobbyist.
Jede Parteispende wird ab jetzt durch ein neues Gesetz geteilt. Eine Hälfte behält die Partei, für die die Spende ürsprünglich gedacht war, die andere Hälfte geht in Bürger*innenhand.
Jeden Sonntag hat dann jede*r interessierte, registrierte Bürger*in die
Möglichkeit, anteilhaft das in dieser Woche ausstehende Geld (Hälfte aller in dieser Woche getätigten Parteispenden) an registrierte NPOs, NGOs,
gemeinnützige und zivilgesellschaftliche Organisationen zu verteilen.
Funktionen: - Ordnung der Organisationen nach Zielen
- jeden Sonntag Wahl
- Überblick über Spenden
- Lobbyismus für Bürger*innen
Entscheidung
Die Entscheidung fiel auf das letztgenannte Konzept- den (bis dato genannten) Spendenteiler.
Dafür sprach die partizipative Funktion des Konzepts sowie der Aspekt der Politikveränderung im Sinne des Gemeinwohls.
Visualisierung
Die Kampagne zum „Spendenteiler“ soll Aufmerksamkeit erregen, zur Handeln und Mitmachen motivieren und das Politikinteresse wecken. Der Begriff des Lobbyismus wird neu, positiv konnotiert.
Die Kampagne spricht alle wahlberechtigten Bürger*innen an.
Der sperrige Begriff Spendenteiler wurde in LobbyLight gewandelt- catchy, leicht zu merken und gut verständlich (dank der Lebensmittelindustrie ist der Begriff light auch für ältere Semester zu verstehen).
Ich wählte eine auffällige Farbgebung, einnehmende KI Bilder mit leicht surrealen Elementen (fehlende Landschaft, physikalische Abweichungen), sodass der Blick der betrachtenden Person länger auf den Bildern hängen bleibt als es z.B. bei einem Medium reines Fotos oder Illustration der Fall wäre. Dem fügte ich Illustrationen hinzu, um den Aspekt des eigenen, persönlichen Anteils zu betonen.
Die Headlines der Plakate erhalten immer den Begriff Lobbyismus, um Direktheit zu vermitteln und direkt neu positiv zu verknüpfen.
Zusätzlich zur Plakatkampagne habe ich dann noch 2 Kampagnenvideos entwickelt für SocialMedia, vor allem TikTok und YouTube Shorts. Denn in unserer Recherche wurde sichtbar, dass junge Menschen ihre politische Bildung vor allem aus Social Media beziehen.
Die Videos sind im Stil von Hopecore. Hopecore ist eine Memeart, bei der eine Erzählung oder eine Situation von der Erzählstruktur langsam beginnt und dann einen Turningpoint erreicht, der meistens sehr lustig ist. Das Format ist also im Stande, recht viel Text zu beinhalten im Gegenteil zu anderen Memearten. Die kurze Aufmerksamkeitsspanne wird trotzdem abgefangen, indem der Text in einer großen, lesbaren Schrift kurz erscheint und wieder abblendet. Im Hintergrund sind immer Landschaftsbilder zu sehen, sodass User*innen gewohnt sind, sich auf den Inhalt zu konzentrieren.
Der Witz bleibt beim Konzept LobbyLight aus, deshalb habe ich zwischendrin, also wenn klar wird, dass es sich um ein eher seriöses Thema handelt, zur Erzählstruktur passende Memes eingefügt. Erst zum Schluss erscheint das Logo von LobbyLight und der CalltoAction QRCode und Link.
Fazit
Ich habe viel Neues über Politik und Kampagnenarbeit gelernt.
Die Arbeit in der Gruppe war sehr erfrischend und das viele Feedback sowie die fundierte Recherche haben mir die nötigen Impulse gegeben, um ein stichhaltiges Konzept mit passender Kampagne zu entwickeln.
Das Projekt hat mir neues Selbstbewusstsein für meine Arbeit als Designerin gegeben und ich freue mich auf kommende Vorhaben.
Ich habe mehr Mut politisch noch aktiver zu werden und dafür Design anzuwenden.
Danke an die Gruppe für das Feedback, die Hilfe und die Zusammenarbeit und Danke an Heike Schmidt für ihre dynamische, professionelle Leitung.