In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
SPAGAT- macht dich locker. In diesem Podcast bekommst du eine Portion Echtheit auf die Ohren! Ich quatsche mit meinen Freunden über die „TabuThemen“ deiner Wahl! Mach mit!
link.tospotify.com/VjbuP7tGKbb instagram: spa.gat
„Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ So steht es seit 1871 im §218 des deutschen Strafgesetzbuches.
Seither ist der Paragraf Auslöser kontroverser gesellschaftlicher und politischer Diskussion.
Wer hat hier ein Recht auf was?
Die Frauen auf einen Schwangerschaftsabbruch oder das ungeborene Kind auf das Leben? Ab wann ist ein Embryo überhaupt ein „Mensch“?
Bis heute herrscht eine große Uneinigkeit darüber, und das führt einem breiten Spektrum an Meinungen und brisanten Diskussionen zum Thema.
Im Zuge meiner Recherche habe ich insgesamt 18 Interviews geführt.
Mit Betroffenen:
„Nach wie vor bin ich sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich wollte ja auch nicht, dass meine drei großen ohne Mutter aufwachsen; dennoch denke ich oft an mein ungeborenes Kind und trauer.“
Mit Personen die Betroffene Beraten:
„Überall, wo Wahrheit ist, kann sich auch was Guten entwickeln. Man sollte alle Parteien angucken, alle die an dem Prozess beteiligt sind, da ist nicht nur die Frau, sondern auch das Kind.“
Mit Abtreibungsgegnern:
„Neun Monate Babybauch stellen kein Problem dar, man kann weiter studieren. Und dann gibt man das Kind, wenn man schon derart Verantwortungslos ist, halt zur Adoption frei. Aber nein, man bringt es um, weil man nicht auf seinen Suff, seine Partys oder was auch immer man zu verpassen glaubt, verzichten möchte.“
Mit Ärztinnen:
„Gerade in Deutschland gibt es einen wahrhaftigen Ärztemangel. Ein Grund, warum ich mich Proaktiv in diese Richtung weiterentwickelt habe.“
Bei der Auswertung der von mir geführten Interviews mit den Betroffenen, sticht heraus, dass lediglich 4 von der 12 befragten, das Gefühl haben, mit den Personen ihrer Wahl, über die ungewollte Schwangerschaft oder den Abbruch, sprechen zu können. Die Gründe werden hier divers benannt.
„Ich hätte kein Problem darüber mit anderen zu sprechen, aber ich weiß nicht wie ich die Initiative dazu ergreifen soll“
„Ich hätte gerne mit Freundinnen oder meiner Mutter drüber gesprochen, aber die Scham war größer.“
Welche Angebote gibt es derzeit und wen sprechen sie an?
Profamilia ist die größte nicht staatliche Organisation für Sexual- Schwangerschafts- und Partnerschaftsberatung in Deutschland. Sie bieten zwei Broschüren in 6 Sprachen zum Thema an. Eine davon könnt ihr in der Galerie ansehen. Die Broschüre liefert ein umfangreiches Wissen und im Impressum sind unter anderem Adressen von Ärzten und Profamilia Beratungsstellen.
Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung setzt sich aus Beratungsstellen, feministischen und allgemeinpolitischen Gruppen, Verbänden, Gewerkschaften, Parteien und Einzelpersonen zusammen. Sie fordern die sofortige Streichung der §219a und §218 und freie und umfangreiche Informationen zu dem Thema Schwangerschaftsabbruch.
Lebensrechts für Alle e.V ist eine überkonfessionelle Organisation mit 11.000 Mitgliedern, sie führen unter anderem eine Schwangerschaftskonfliktberatung aus, das Ausstellen eines Beratungsscheins, den man braucht um einen Abbruch durchführen zu dürfen, ist dabei nicht ihr Ziel.
Im Laufe meine Recherche, begann ich zu verstehen, dass die Probleme die manche Betroffene haben, aus dem eigentlichen Verbot der Schwangerschaftsabbrüche resultieren. Es fehlen entsprechende Strukturen und evaluierte Institutionen. Das führt dazu, dass Betroffene Selbsthilfe betreiben und ehrenamtlich, andere unterstützen, sei es im Konflikt, bei einem Abbruch oder der Nachsorge.
1/3 der von mir Befragten befürchten beim Ansprechen des Themas Stigmatisierungen, deswegen habe ich in meinem Briefing formuliert das es Ziel meiner Arbeit ist, diesem Missstand zu begegnen. Ich möchte durch eine klare, offene und emphatische Kommunikation, das Entwickeln eines eigenen Standpunktes fördern.
Was möchte ich? Welche Aussage ist mir wichtig? Wie möchte ich kommunizieren? Wo Und Wie meine Lösungsansätze sein könnten? Und welche Medien ich nutzen kann.
Mein Konzept besteht aus zwei Teilen.
Teil 1 Podcast über Tabuthemen
In dem finden Diskussionen und offene Gespräche zwischen 2-3 Personen aus einem Freundeskreis statt, die eine ganz lockere Unterhaltung, über die Themen die sich die Hörenden wünschen haben.
Somit können wir vormachen, wie ein Gespräch über das etwaige Thema innerhalb eines Freundeskreis aussehen könnte. Die Zielgruppe kann sich mit den Themen und Gesprächen im Podcast identifizieren und entwickeln den Wunsch selbst ein solches Gespräch ein zu leiten, oder fühlt sich einfach verstanden.
Teil 2 Im Raum
Ich möchte ein Angebot an unserer Hochschule kultivieren, zum vertraulichen Gespräch von Studierenden zu Studierenden. Die Mediatoren bilden einander aus, es gibt Workshops mit Kommunikationstraining und monatliche Treffen. Die Inspiration ist die Serie Sex Education, in der Schüler Beratung um Sexualität in der Schulpause gegen Geld anbieten.
Dazu könnte es öffentliche Gespräche 1 x im Monat geben. Der Inhalt könnte sein: Rollenwechsel, Diskussion, Kennenlernen, Sprechen, Hören, Meinung bilden, offen sein.
Humor ist wichtig! Humor kann ein Werkzeug sein, um unangenehme Themen zugänglich zu machen.
Ich möchte nicht aufklären, sondern ansprechen, nicht wissenschaftlich, sein sondern humorvoll, positiv und mutig!
Wer soll mein Podcast hören? Meine Zielgruppe ist jeden Geschlechts und zwischen 18 und 34 Jahren alt. In dieser Altersspanne finden statistisch gesehen die meisten Schwangerschaftsabbrüche statt, aber wie sind sie so drauf?
Hannes Studiert BWL und ist interessiert an den aktuellen Themen, Er informiert sich in diversen Mediatheken im Internet. Er hat eine Freundin die sich vor kurzem für einen Abbruch entschieden hat, dass Abbrüche grundsätzlich verboten sind, weiß er aber nicht.
Lina schreibt gerade ihr Abitur und ist gerade in ihrer erste Beziehung. Sie konsumiert ausschließlich online Medien und liebt kurze Clips, Fotos und Zitate. Sie hat im Sexualunterricht in der Grundschule gelernt, dass man eine Schwangerschaft nur bis zur 12 Woche abbrechen kann. An alles weitere, kann sie sich aber nicht mehr erinnern.
Anna studiert Kunst. Sie möchte nach ihrem Diplom im Ausland leben und arbeiten. Während Anna malt, hört sie diverse Podcasts zu politischen Themen oder einfach zur Unterhaltung. Anna hat ein Instagram Profil, konsumiert dort aber nur den Content ihrer Freunde. Anna hatte mit Anfang 20 einen Schwangerschaftsabbruch, aber nur wenige ihrer heutigen Freunde wissen das.
Tom ist in der Logistikbranche tätig. Er schaut gerne Unterhaltungsfernsehen und informiert sich über Facebook und Instagram, er ist dort in diversen Gruppen. Tom hat, so weit er weiß, niemanden in seinem Bekanntenkreis, der sich gegen eine Schwangerschaft entschieden hat.
Was hat mein Podcast, was andere nicht haben? Ziehe ich das alleine durch? Wie regelmäßig sollen Folgen erscheinen? Wie möchte ich kommunizieren? Interviews oder offenes Gespräch? Eine Talkshow? Ich brauche ein Intro und einen Jingle? Jede Folge hat ein Thema, roter Faden? Social Media! Unsexy Produkte brauchen spannende Geschichten! Ich brauche einen Teaser und Gutes Storytelling
In unserer Gesellschaft gibt es unzählige Themen, über die es uns schwer fällt zu sprechen, obwohl sie zum alltäglichen Leben oft dazu gehören. Aufgrund dessen, fiel es mir überhaupt nicht schwer, eine lange Liste von möglichen Themen für kommende Folgen zu schreiben.
Sexualität& Körper: Schwangerschaftsabbruch, Pornos, Begierde, sexuelle Belästigung, Analsex, (männliche) Prostitution, Selbstbefriedigung, körperliche Ausscheidungen, Menstruation, Verstopfung/ Durchfall, Pupsen
Tod: Suizid/-Gedanken, Trauerbewältigung
Erkrankungen: Angst als Krankheit, Magersucht, Depression, Autismus
Gewalt, Scham, Ekel, Macht, Drogen, Geld/ Armut. Und viele weitere, die Liste ist endlos!
Die Namensfindung
Es ist „SPAGAT“ geworden, denn einen Spagat muss man geduldig trainieren und sich jeden Tag dafür entscheiden, die gleiche Übung zu machen. Genauso ist es auch mit dem Etablieren von Neuem in unseren Leben.
Nicht mit den eigenen Gewohnheiten gehen, fordert Kraft, Dehnung, Geduld und Wiederholung.
Dazu möchte Spagat anregen, sich trauen und mit Mut für das gehen, was für einen in dem Moment das Richtige ist. Das kann das Ansprechen von einem sogenannten Tabuthema im Freundeskreis sein, ein Erlebnis, das man teilen möchte, aber man auch Angst vor Verurteilung hat.
„Spagat“ steht auch für den schmalen Grad zwischen Akzeptiertem und nicht akzeptierten Dingen in unserer Gesellschaft und dem mutigen Schaffen von eigenen moralischen Ansichten.
Ein Instagramaccount ist wichtig um Content zu den aktuellen Folgen zu posten und auf den Podcast aufmerksam zu machen.
Es ist leicht eine Community auf zu bauen und mit ihr in ständiger Interaktion zu sein. Es ist ganz unkompliziert, Umfragen zu starten, was Feedback von den Usern ganz unmittelbar möglich macht.
Hier ist mein Zeitplan, der sich für vier Podcastfolgen, vier mal wiederholt hat.
1 Montag
Ich bereite die kommende Folge vor und überlege mir jedes Mal neu, wo und wie ich sie aufnehmen werde.
2 Dienstag
Ich schneide die Folge und stelle die Teaser her und poste sie.
3 Mittwoch
Ich lade die Podcastfolge hoch und poste die Vorschau auf Instagram
4 Donnerstag
Ich nehme Feedbacks von den Hörenden entgegen und beantworte ihre Nachrichten. Für jede Folge gestalte ich eine passende Collage. Dazu schreibe ich ein Zitat zum Thema, oder ergänzendes Wissen in die Beschreibung.
5 Freitag
Ich lade ein spannendes Zitat aus dem Gespräch der aktuellen Folge auf Instagram.
6 Samstag
Ich frage nach neuen Themenvorschlägen und akquiriere Gäste
7 Sonntag
Ich frage nach neuen Fragen für die Fragerubrik
Das Cover
Beim Fotoshootings habe ich darauf geachtet, dass ich offene, freundliche und einladende Gestiken zeige.
Ich habe zudem viele Fotos von meinen Händen und Armen, die gestikulieren aufgenommen, damit diese im weiteren Prozess mit der Schrift interagieren können und so Wiedererkennungswert schaffen. Die Fotos hat Paulina Schröder, eine Fotografin aus der Fotowerkstatt der Hochschule Anhalt auf dem Camus Dessau, gemacht.
Und hat alles geklappt? Ich frage die Hörenden:
Hörst du Spagat alleine oder Gemeinsam? Wann hörst du am liebsten zu? Sprichst du mit deinen Freunden über die folgen? Was ist deine Lieblingsfolge? Und die Flopfolge? Warum hörst du diese Podcast eigentlich? Kannst du dich mit dem was wir besprechen, identifizieren? Wie findest du es wenn in jeder Folge neue Gäste sind? Wie fühlst du dich, wenn du Spagat hörst? Möchtest du mehr Spagat hören?
Bis jetzt wurde der Podcast 716 mal gehört. 84 % der Hörenden sind im Alter 18 bis 34 Jahren, das trifft zu 100% das Alter meiner Zielgruppe.
Die immer wechselnden Gäste bei mir im Podcast sind ein elementarer Teil des Konzeptes. Ich bin so dankbar für jeden, der sich mit mir gemeinsam getraut hat, sich öffentlich so menschlich zu zeigen. Wichtig ist mir ihr Feedback zu ihrer Erfahrung.
„Dadurch, dass alles öffentlich gemacht wird und das von vorn herein klar ist, musste ich mich schon dazu überwinden. Es hat sich nicht entspannt angefühlt wie z.B in einer Wohnung zu sein, was ja danach der Fall war. Ich denke aber, dass wir alle etwas dabei gelernt haben. Hoffentlich fühlen sich jetzt einige Menschen ermutigt über Themen zu sprechen, von denen man denkt, dass man nicht über sie sprechen sollte.“
„Jede ruhige Minute, welche ich sonst als angenehm empfinden würde, fühlte sich nun eher peinlich an. Der Gedanke im Hinterkopf, dass diese Folge später online zu hören ist, ließ sich erst spät abstellen. Das positive Feedback mit zu bekommen, war ein gutes Gefühl und nu ein weiteres Zeichen dafür, wie schön und wichtig es doch ist, diese Art von Gesprächen führen zu können.“
„Das schwierigste für mich war tatsächlich die Aufnahme an sich. Allerdings bin ich sehr glücklich darüber dass ich die Herausforderung angenommen habe. Ich finde die Diskussionen die in unserem Gespräch entstanden sind total toll und die Erfahrung hat auf jeden fall meine Perspektiven erweitert.“
„Für mich war die Erfahrung an dem tollen Projekt teilzunehmen, etwas ganz Neues und aufregendes. Es war schon auch eine Herausforderung in dem Setting, also Tonstudio, eine natürliches Gespräch zu führen, aber ich habe super viel gelernt!“
„Ich muss sagen, dass ich doch ein wenig aufgeregt war, ich habe mir das leichter vorgestellt. Bei unserer Folge habe ich gelernt, dass man sich öfters überwinden könnte, heikle Themen Anzusprechen.Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen, das aus Angst unhöflich oder unsensibel zu Wirken, eben nicht zu machen. In der Folge Bammel habe ich gelernt, dass wohl weitaus mehr Menschen die gleichen irrationalen Ängste, wie ich, vor sozialen Situationen in sich tragen.“
„Als ich erfahren habe, dass das Thema Verlust ist, hatte ich so ein bisschen das Gefühl in gewisser Weise Expertin darin zu sein. Meine Motivation war es, zu zeigen, dass es okay ist über schwere Verluste zu Reden.“
„Ich spreche zu Zuhörenden, die ich nicht sehen kann und die ich nicht kenne. Dabei erzähle ich ihnen etwas über eine private Angelegenheit, von der ich weiß, dass sie in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wird. Meine Worte, meine Stimmung, meine Art zu sprechen, werden eingefangen und für andere zugänglich gemacht. Dabei geht es um ein Thema, das kein Tabu sein sollte. Dazu stehe ich und deswegen überwinde ich mich. Ich vertraue Marie. Sie ist eine Freundinn, die sich mit mir zusammen überwindet. Danach ist es komisch, die eigene Stimme zu hören. Das was ich da gesagt habe, wird Auslöser für lange Gespräche mit meinen Freunden. Ich würde gerne Gespräche mit den fremden Zuhörenden führen, über ein paar Sachen diskutieren, gemeinsam über meine verkrampfte Art an der einen oder anderen Stelle, lachen. Aber vielleicht reicht es, wenn sie sich auch mit ihren Freunden unterhalten. Das war schließlich die Idee, also ist alles gut.“