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Kompagnon Harry

Eine gute Leuchte und ein Stuhl gehören zusammen, so wie Harry und Houdini! Diese Projektdokumetation zeigt den Entstehungsprozess der Leuchte „Harry“ als Kompagnon zum Stuhl „Houdini Armchair“ von Stefan Diez.

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Über Stefan Diez und seinen „Houdini Armchair“

Stefan Diez ist ein deutscher Industriedesigner, der bereits früh durch seine Familie an das Tischlerhandwerk herangeführt wurde. Daraus entwickelte er auf der einen Seite eine Affinität für hochwertige Materialien wie Stahl, Glas, Aluminium oder Holz und auf der anderen Seite für klare und statische Formen. Moderne und schlichte Designs mit vereinzelt starken Farbakzenten bilden einen Wiedererkennungswert, im Vordergrund stehen aber die Aspekte der Kreislaufwirtschaft: Alle Produktkomponenten sollen trennbar, langlebig, recycelbar und somit in den Materialkreislauf rückführbar sein. Deshalb setzt er auf Flexibilität und Modularität, auf gute Trennbarkeit von zusammengeführten Materialien oder auf die Verwendung von nur einem Material.

Nach diesem Prinzip ist auch der „Houdini Armchair“ für E15 aus dem Jahr 2009 designt, dessen Fertigungstechnik vom Fugzeugmodellbau abstammt. Er besteht aus Eichenholzfurnier, das für Rückenlehne und Sitz mit der Hand gebogen und anschließend mit dem Gestell, bestehend aus massivem Eichenholz verleimt wird. Der Stuhl hält also auf magische Weise ohne Schrauben oder Nägel zusammen, was ihn nicht nur nachhaltig und gut trennbar macht, sondern auch Anlass für die Namensgebung gab.

Der Stuhl bietet aber nicht nur einen faszinierenden Fertigungshintergrund, sondern auch spannende Formdetails: Durch die Biegung der Rückenlehne und die lang gestreckten Stuhlbeine bekommt der Stuhl eine besonders elegante Form. Der leichte Versatz, der durch die zusammengefügten Furnierteile der Rückenlehne entsteht, nimmt dem Stuhl die Massivität und lässt die leicht abgerundete Sitzfläche in den Hintergrund treten, sodass er leicht und trotzdem nicht instabil wirkt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den runden, nach außen abgeflachten Stuhlbeinen. Die abgeflachten Seiten schaffen einen spannenden Akzent und runden das Design des Stuhls vollständig ab. Zusätzlich dient die Neigung in der die Stuhlbeine an der Sitzschale angebracht sind nicht nur der Stabilität, sondern schafft einen proportionalen Ausgleich gegenüber der großen Sitzschale und den dünnen Stuhlbeinen.

Von der Inspiration zu ersten Ideen - Skizzen

Jede Idee sollte in einer guten Skizze mithilfe von Entwurfsstrategien visualisiert werden. Dazu gehören unter anderem:

- visuelle Ähnlichkeiten

- Verwendung des gleichen Materials

- Verfolgung eines ähnlichen Konzepts/ einer ähnlichen Technik

- Erzählung einer ähnlichen Geschichte

- Bildung eines interessanten Kontrasts

- Aufgreifen eines Details

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Die Entscheidung fiel auf Entwurf Nummer vier. Dieser erfüllt gleich mehrere Entwurfstrategien. Er zeigt nicht nur die Verwendung des gleichen Materials, sondern schafft eine visuelle Ähnlichkeit durch das Aufgreifen eines spannenden Details, nämlich der Stuhlbeine. Jedoch entschied ich mich schnell dazu, meinen Entwurf zu überarbeiten und gab der Leuchte eine neue Form: Ich gestaltete sie schmaler, länglicher und konisch. Ich entschied mich, anstelle eines Eichenfurnierringes für zwei Ringe aus massiver Eiche unterschiedlicher Größe, reduzierte die Anzahl der „Stuhlbeine“ um den Schirm herum auf vier und fügte, um der Leuchte eine größere Leichtigkeit zu geben, stattdessen schmale Eichenholzleisten in den entstandenen Zwischenraum ein. Zur Aufhängung der Leuchte und zur Befestigung der Fassung dient eine Plexiglasplatte, welche mit dem oberen Eichenring verbunden wird.

Diese Idee inspirierte mich zur Namensgebung der Leuchte: Zum einen scheint der Schirm durch die Verwendung des Plexiglases zu schweben und zum anderen sind durch das Aufgreifen des Details „Stuhlbeine“ Leuchte und Stuhl miteinander verbunden, so wie die Namen „Harry“ und „Houdini“ miteinander verbunden sind.

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Abbildung 1:1

Von der Skizze zum Gefühl - Moodboard

Das Moodboard soll durch Farben und Materialien Natürlichkeit und Leichtigkeit ausstrahlen. Ganz nach Diez Manier besitzt es eine ruhige, klare und minimalistische Form. Es legt einen Fokus auf Eichenholz und zeigt Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Materialien und Farben.

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Vom Gefühl zur Mathematik - Technischen Zeichnung

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Maßstab 1:1

Angaben in mm

Von 2d zu 3d - Fertigungsprozess

Die Leuchte habe ich im Maßstab 1:1 komplett von Hand angefertigt. Dazu habe ich zunächst alle Einzelteile abgemessen, zugeschnitten, geformt und abgeschliffen. Um im nächsten Schritt alle Einzelteile gleichmäßig und stabil zusammenzusetzen und zu verleimen, war ein Hilfsmittel nötig, um die Errichtung überhaupt möglich zu machen. Dieses besteht aus zwei direkt übereinandergesetzten Holzscheiben, einer Gewindestange und vier Muttern, die das Ganze zusammenhalten. Die am unteren Ende befestigten Holzscheiben sind passgenau für den größeren Eichenholzring, sodass er auf der einen Seite befestigt ist und auf der anderen Seite Abstand zur Unterlage hält. So konnten die Eichenholzleisten mit dem Eichenholzring verleimt werden. Der kleinere Ring wird in Kombination mit dem Plexiglas von zwei Muttern gehalten, sodass auch hier die Leisten genau eingepasst werden konnten. „Stuhlbeine“ und Plexiglasplatte habe ich mit Schrauben an der Leuchte befestigt.

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Kompagnon Harry - Modell

Die Produktfotos sind schlicht im Stil von Stefan Diez gehalten und passen hervorragend zum „Houdini Armchair„. Die Leuchte ist ein Hingucker, fügt sich gleichzeitig perfekt in das Ambiente ein und ist mit vielen anderen Möbeln kombinierbar.

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Ein kleiner Rückblick - Fazit

„Harry“ ist eine Leuchte, die durch Material, Bauweise und Form ganz nach Stefan Diez designt ist. Durch die Verwendung von unbehandeltem Eichenholz wirkt sie nicht nur natürlich, sondern kann komplett in ihre Einzelteile zerlegt und in den Materialkreislauf rückgeführt werden. Die Verwendung nur eines hochwertigen Materials in Verbindung mit Schrauben und Plexiglas macht die Leuchte nicht nur langlebig, sondern auch besonders nachhaltig.

Durch die „Stuhlbeine“, die einen großartigen Akzent bilden, die leicht konische Form und die Eichenholzleisten wirkt die Leuchte elegant und zeitlos. Trotz des Gewichts wirkt sie leicht und scheint um die Fassung zu schweben. Alles in allem ist „Harry“ eine spannende Leuchte mit einem magischen Touch.

Der „Kompagnon“ ist eine Aufgabe, die mir vom Anfang bis zum Ende sehr gut gefallen hat. Stefan Diez ist ein großartiger Designer dessen Stil und Herangehensweise begeistern. Sein „Houdini Armchair“ ist ein wundervoller Stuhl, der mir bei der Recherche sofort ins Auge fiel, mir nicht mehr aus dem Kopf ging und eine große Quelle der Inspiration bot. Deswegen fiel mir der Entwurf der Skizzen sehr leicht und auch die Entscheidung für eine Idee nicht schwer.

Einer der schwersten Parts dieser Aufgabe war die technische Zeichnung, da man sich schon vor dem Anfertigen dieser über das genaue Aussehen der Leuchte im Klaren sein musste. 

Eine willkommene Abwechslung bot das Moodboard. Es erwies sich als nicht ganz so einfach, Gefühle die man empfindet auszudrücken und Vorstellungen in Bildern zu vermitteln. 

Der komplizierteste und langwierigste Part war der Fertigungsprozess der Leuchte. Alles von Hand anzufertigen, hat mir zwar wirklich großen Spaß gemacht, aber auch Kräfte geraubt und mich stellenweise an meine Grenzen gebracht. 

Deswegen bin ich umso mehr stolz darauf, diese Aufgabe gut und in so kurzer Zeit eigenständig gelöst zu haben.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Integriertes Design

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Dr. Katja Thoring

Zugehöriger Workspace

GL 2d3d B1+B2

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2021 / 2022

Keywords