In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Das Poolbar Festival begeistert jährlich für 6 Wochen, Juli–August, ca. 25.000 Besucher:innen aus ganz Europa, v.a. aus Österreich, mit Alternativ- und Popkultur in außergewöhnlichem, jährlich neu gestaltetem Ambiente. Platziert an der geografischen Schnittstelle Österreich–Deutschland–Liechtenstein–Schweiz wird das Feldkircher Alte Hallenbad samt vorgelagerter Reichenfeldwiese jeden Sommer zu einem Hotspot für kulturelle Auseinandersetzungen und gleichzeitig Clubkultur, Ausgelassenheit und Lebensfreude.
In Anlehnung an den historischen Workshop-Gedanken - das Poolbar Festival ist 1994 aus einer Reihe künstlerischer Workshops entstanden - wird im Vorfeld, im Rahmen des Poolbar Generators, die gestalterische Basis für das Festival gelegt. Eine bunte Mischung aus Kunst-, Architektur- und Design-Student:innen von mehrheitlich mitteleuropäischen Ausbildungsstätten, entwickeln gestalterische Konzepte. Die Gestaltungslabors werden von Fachleuten aus den Poolbar Reihen sowie von externen Profis geleitet.
Im Rahmen des Poolbar Generators war ich vom 08. bis 17. April in Vorarlberg, Österreich und habe dort am Labor für Produktdesign teilgenommen. Es entstanden ein Outdoor Workspace für die Stadt Feldkirch und ein Design für eine Schmuckkollektion. Ich habe hauptsächlich an der Entstehung der Schmuckkollektion mitgewirkt. Deshalb möchte ich im Folgenden näher auf den Prozess eingehen. Betreut wurde das Labor von Marie Nemeth und Silvia Stocker von studiotut.
Während des Poolbar Festivals 2022 stellt die Firma Plasticpreneur ihre Maschinen zur Verfügung, damit vor Ort gesammeltes Plastik sortenrein geschreddert, geschmolzen und im Spritzgussverfahren zu neuen Produkten verarbeitet werden kann.
Unsere Aufgabe war es nun, ein Produkt zu entwickeln, dass den Möglichkeiten der Spritzgussmaschine und den Anforderungen des Festivals gerecht wird.
Die Maschine schränkt die Größe und Komplexität der zu gießenden Produkte relativ stark ein und unser Anspruch war es, etwas zu entwerfen, das von (fast) allen Besucher*innen benutzt wird und nicht direkt wieder im Müll landet. Da Recycling kein Selbstzweck ist, soll das Material natürlich auch ein langes neues Leben bekommen. Außerdem ist recyceltes Plastik per Gesetz nicht lebensmittelecht, weshalb alle Produkte, die mit dem Mund oder anderen Schleimhäuten in Berührung kommen, nicht möglich sind.
Unser erster Ansatz war, ein Spiel zu entwickeln und einen Teil des Spiels im Spritzgussverfahren von den Besucher*innen herstellen zu lassen.
Durch das Dazugeben von Spielbrett, Spielkarten o.ä. wollten wir die Plastik-Erzeugnisse aufwerten, indem sie teil eines größeren Ganzen werden. Ein weiterer positiver Aspekt war, dass man ein Spiel nicht so einfach wegschmeißt und immer mal wieder benutzt, sodass es nicht so wahrscheinlich ist, dass es weggeworfen wird.
Folgende Konzepte für poolbar-themed Spiele haben wir vorgestellt:
- Schneckenrennen (Wettschwimmen)
- Fang die Maus
- Portable Pouch Games (der Beutel für die Spielsteine ist ein Spielfeld)
- Kartenspiel (poolbar-Kartenspiel in einer an den Pool angelehnten Hülle)
Nach der Zwischenpräsentation am Montag haben wir am Dienstag von einem Externen Produktdesigner, Klemens Schillinger, Feedback zu unseren Ideen bekommen. Im Gespräch mit Klemens entstand ziemlich schnell die Idee, Schmuck herzustellen. Die Samples, die wir von Plasticpreneur geschickt bekommen haben hatten eine Marmorierte Textur, da das geschreddert Plastik unterschiedliche Farben hatte. Sie hatten dadurch eine gewisse Wertigkeit.
Schon für die Skizzen der Spielsteine haben wir uns von der Form des Daches des Alten Hallenbads Feldkirch - dem Veranstaltungsort des Festivals - inspirieren lassen. Das Sujet haben wir übernommen und erste Skizzen schnell in Prototypen für einen Ohrring, Armreif, Clip und Ring aus Styrodur übersetzt.
In den folgenden Tagen haben wir die Styrodurmodelle verbessert und Fotografiert, 3d-Modelle erstellt und Prototypen zum Druck in Auftrag gegeben und entschieden, welche Ideen wir weiter verfolgen wollen.
Wir haben drei Ringgrößen ermittelt, die den meisten Teilnehmenden des Generators passen und uns dafür entschieden, den Armreif und den Ohrring nicht mehr weiterzuentwickeln.
Rechtzeitig zur öffentlichen Endpräsentation am Samstagabend haben wir die 3D-gedruckten Prototypen erhalten und konnten sie den Abend über testen.
Vom 29. April bis zum 01. Mai haben wir uns nochmal in Wien getroffen, um alle Projekte bereit zur Abgabe zu machen.
Für re:cessory hieß das vor Allem, nochmal einige Anpassungen am CAD-Modell zu machen und die Schalung zu planen, damit sie aus Aluminium gefräst werden kann.
Die Anpassungen ergaben sich teils aus den Erkenntnissen, die wir durch die Prototypen gewonnen haben und teils aus dem Feedback von den Expertinnen bei Plastikpreneur.
Der Poolbar Generator war eine einmalige Erfahrung, die mir aufgezeigt hat, wieviel man in einer Woche erreichen kann.
Ich habe interessante Menschen kennengelernt und fand den Austausch extrem bereichernd. Bis jetzt bin ich auch mit dem Ergebnis - re:cessory - sehr zufrieden. Wie genau das Ergebnis dann aussieht, wird sich erst im Sommer während des Poolbar Festivals zeigen. Denn dann erst wird es die Schalungen für den Spritzguss geben. Außerdem wird sich bis dahin rausstellen, welche Gegenstände zum recyceln verwendet werden. Wir haben während des Generators bereits Flaschendeckel gesammelt, da sich das Material besonders eignet, aber ob die schlussendlich als Materialquelle dienen, oder etwas anderes, ist noch unklar. Auch die Farbe kennen wir noch nicht und die Marmorierung wird sich auf jeden Fall auch immer unterscheiden.