Incom ist die Kommunikations-Plattform der Hochschule Anhalt Fachbereich Design

In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre

Incom ist die Kommunikations-Plattform der Hochschule Anhalt Fachbereich Design mehr erfahren

Hyperpop – Genrelos und Genderlos

Nach dem King of Jazz und dem King of Rock n Roll ist nun auch der King of Pop von uns gegangen. Seit über 20 Jahren hört die Welt immer noch Popmusik, oder?

Problematik

Generation Z ist dabei, eine neue Richtung des Pop zu entwickeln und sie heißt „Hyperpop“. Es geht dabei um viel mehr als nur um musikalische Klänge. So wie die Gesellschaft und ihre Kinder sich verändern, so verändert sich auch die Popmusik.

In meiner Bachelorthesis möchte ich herausfinden, wie es zum Hyperpop kam, wer diese Menschen sind und ihre Beweggründe dahinter. Ich möchte Fragen klären wie „Inwiefern sind Generation Z und die LGBTQ+ Community in die neue Richtung des Pop involviert?“ und „Wie entsteht aus dieser Musikrichtung eine völlig neue Kunst- und Designrichtung?“. Ziel ist es, einem Hyperpop Interpreten ein passendes Corporate Design zu geben, was ihn für die Außenwelt zugänglich macht.

Diese Bachelorthesis ist eine forschende Arbeit, da ich mich an ein sehr zeitgemäßes, digitales Thema gewagt habe und es auf diesem Gebiet noch kaum wissenschaftliche Studien oder Arbeiten gibt. Alle Ergebnisse und Fazite in meiner Dokumentation entstanden aus persönlicher Erfahrung und Auffassung durch das Eintauchen in eine Szene, die für die meisten wohl schwer zugänglich erscheint. Begeben wir uns gemeinsam auf eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft!

Recherche

ecsImg1-KRAFTWERK-K20_Roboter©BOETTCHER-Kopie-3-7804990738164939256.jpgecsImg1-KRAFTWERK-K20_Roboter©BOETTCHER-Kopie-3-7804990738164939256.jpg

Für meine Recherche erschien es mir sinnvoll, ganz von vorn zu beginnen und einmal die Entstehung der elektronischen Musik zu betrachten. Von den ersten Anfängen der elektronischen Musikinstrumente über die Technoszene bis hin zu den Popidolen der Musikgeschichte, durchforstete ich das Internet. Um einen Einblick in die Generation Z zu erhalten, nutzte ich zudem auch das Buch „Generation Z - zwischen Selbstverwirklichung, Insta-Einsamkeit und der Hoffnung auf eine bessere Welt“ von Valentina Vapaux, die selbst über ihre Generation spricht.

Aber vor allem eine Frage war zu klären:

Was ist Hyperpop?

Der Hyperpop ist geprägt von den Gedanken und Auffassungen der neuen Generation. Hinein spielt das Aufwachsen in einer technologisierten Welt mit Medienflut und ständiger Konfrontation mit der immer weiter wachsenden Konsumgesellschaft. Vor allem Menschen aus der LGBTQ+ Community finden hier eine Weise sich auszudrücken und auszuleben.

Hyperpop ist eine Musikrichtung, die sich ab 2013 durch den engländischen Kunststudenten A.G. Cook entwickelt hat. Mit der Gründung seines Labels „PC Music“ inspirierte er eine Reihe von neuen Musikkünstlern. Diese Generation ist geprägt von Social Media, TikTok, Memes, Konsum, Ungewissheit, Krisen, Pandemien und Offenheit und das fließt stark in ihre Musik mit ein.

Ich beschäftigte mich mit den Wegbereitern des Hyperpopgenres, den Pionieren und der derzeitigen Entwicklung des Genres. Besonders die New Romantics Bewegung um die 1980er Jahre erinnerte mich stark an den heutigen Hyperpop. Um dies zu verdeutlichen, erstellte ich eine Clip Collage.

Ubersicht2.pngUbersicht2.png
Ubersicht4.pngUbersicht4.png
Ubersicht.pngUbersicht.png

Interviews und Umfrage

Durch meine Recherche wollte ich mich genauer mit den einzelnen Generationen auseinandersetzen, in welcher Beziehung sie zu dem Thema ‚Musik‘ stehen und ihre Meinung zum heutigen Hyperpop erfahren. Befragt habe ich insgesamt 15 Personen im Alter von 16 bis 82 Jahren. Die Interviews wurden zum Teil in Person durchgeführt, aber auch über Sprachnachrichten in Whatsapp. Dabei habe ich alle Interviews aufgezeichnet.

Zu den Fragen habe ich zum Schluss noch drei Hörbeispiele aus dem Hyperpop vorgespielt, teilweise mit Musikvideo: A.G. Cook - „Oh Yeah“, Dorian Electra - „Career Boy“, Foodhouse - „Ride“.

Um näher in meine Zielgruppe einzutauchen, wollte ich auch mit Leuten sprechen, die Hyperpop tatsächlich aktiv hören oder auch selbst innerhalb des Genres Musik machen. Deshalb habe ich eine Umfrage gestartet und wollte diese bei der Hyperpop Community in Umlauf bringen. Um viele Leute zu erreichen, habe ich mir die Kommunikationsplattform ‚Discord‘ ausgesucht, da dort viele öffentliche Server bestehen, wo sich Communities austauschen können. Discord wird hauptsächlich von unter 25-Jährigen benutzt, um eigene kleine Communities entstehen zu lassen. Vor allem aber die Hyperpop Anhänger haben hier eine Plattform gefunden, um sich über Insider-Wissen auszutauschen. Geschrieben wird viel in amerikanischer Jugendsprache. Die Nachrichten halten sich oft sehr kurz und enthalten viele Abkürzungen. Trotzdem herrscht ein eher entspanntes und offenes Klima, jedoch reagieren viele eher mit Skepsis, wenn ein Außenstehender eine ernst gemeinte Umfrage in den Chat stellt.

Screenshot (328).pngScreenshot (328).png

Analyse

Der Hyperpop bringt nicht nur Musik mit sich, sondern auch eine neue Richtung in der Kunst und im Design. Dafür habe ich mir repräsentative Beispiele ausgesucht und diese analysiert. Auch eine Musikanalyse habe ich für zwei Musikbeispiele durchgeführt. Beim Hyperpop sind Musik, Kunst, Fashion und Design eng miteinander verknüpft, was sich in den Musikvideos widerspiegelt.

Zugunsten meiner Arbeit hatte ich Karten für ein Konzert von Dorian Electra am 25. April in Berlin im Gretchen. Ich konnte mein Bachelorthema nun hautnah erleben mitsamt der Musik, Bühnenshow und Menschen, die gewissermaßen meine Zielgruppe darstellen. Das Konzert habe ich dokumentiert durch Videoaufnahmen, Fotos und Zeichnungen. Außerdem habe ich das erste Museum für elektronische Musik in Frankfurt besucht, um mir weitere Inspiration zu holen.

Umsetzung

Mit Hilfe meiner umfassenden Recherche und Analyse fand ich einen Interpreten, der im Genre Hyperpop Musik macht und für den ich ein Corporate Design erstellt habe. Zu Beginn wollte ich Dorbi kennenlernen und habe ihm ein paar Fragen gestellt in Bezug auf Hyperpop und seine Musik. Auf Instagram heißt er dorbi96 und auf YouTube hat er bereits drei Songs hochgeladen, darunter zwei Musikvideos. Er kommt aus Israel und singt auf Hebräisch und Englisch. Dorbis Videos sind düster und haben eine spannungsgeladene Atmosphäre. Provokant und anzüglich präsentiert er sich, steht in all seinen Videos für die queere Community. Auch Dorbi gehört zu Denjenigen, die gerne unterschiedlichste Genres hören und viel damit experimentieren.

Nach diesem Interview schickte mir Dorbi ein paar seiner Demos, die noch nicht fertig waren und auch noch keine Vocals beinhalteten. Er hat mir jedoch erklärt, worum es in jedem Song gehen soll. Wenn er daraus ein Album machen müsste und die Songs fertig wären, würde er es „Daka“ nennen, was hebräisch ist und „Minute“ bedeutet. Daka ist seiner Meinung nach der stärkste Song im Album und soll das Thema „Don‘t waste a minute“ repräsentieren.

avatars-tZOjvOgQpAgvAofU-vl1Vyg-t500x500.jpgavatars-tZOjvOgQpAgvAofU-vl1Vyg-t500x500.jpg
Screenshot (320).pngScreenshot (320).png

Ideenfindung

Zur Ideenfindung habe ich zunächst eine Wörtercloud erstellt, die sich um meinen Klienten ‚Dorbi‘ drehen sollte. Ich habe seine Einflüsse und Inspirationen berücksichtigt, die musikalische Einordnung, Atmosphäre und Inhalt der Songs. Zu jedem Punkt habe ich versucht, passende Bildbeispiele zu finden, die mir dann im weiteren Verlauf als Inspiration gedient haben.

Anhand meiner Inspiration habe ich meine Ideen skizziert. Dabei habe ich mich sehr schnell auf verschiedene Stile festgelegt, die zu den Wörtern der Atmosphäre passen. Ich habe mit den Wörtern „verspielt“, „aufmerksamkeitserregend“ und „exklusiv“ gearbeitet.

Ideation.pngIdeation.png
Ideation2.pngIdeation2.png

Skizzen_png.pngSkizzen_png.png
Skizzen_2_png.pngSkizzen_2_png.png

Corporate Design

In Adobe Illustrator habe ich mit unterschiedlichen Stilen gespielt. Die Entscheidung über den finalen Stil des Logos und der Schrift übernahm Dorbi selbst. Das Wort „Dorbi“ habe ich versucht, in einfachen, aus geometrischen Formen bestehenden Zeichen zusammen zu setzen. Sie passen einerseits zu dem digitalen Look in Anlehnung an Icons und wirken andererseits verspielt.

Dorbi_neu.pngDorbi_neu.png

Für das Wort „Daka“ habe ich im gleichen Stil experimentiert und mich für eine ebenso abstraktere Variante entschieden, die die Buchstaben so weit in eine Form reduziert, dass sie als Icon funktionieren könnten.

Ich habe durch meine Designanalyse herausgefunden, dass beim Hyperpop viel mit 3D erstellten Objekten und Spiegelungen gespielt wird und dies auch zum Thema „exklusiv“ oder „glamourös“ passt. In Blender habe ich den Schriftzug „Daka“ mit Hilfe von Kegeln erstellt und entsprechend meiner Idee angeordnet. Für die Textur und den „glamourösen“ Look habe ich durchsichtiges Glas benutzt, welches das Licht gebrochen und reflektiert hat.

image_1.pngimage_1.png

Daraus entstand mein Album Cover und gleichzeitig meine Corporate Identity. Für die Farben habe ich ein sinnliches, aufregendes und aufmerksamkeitserregendes Neonpink gewählt, welches seine volle Wirkung auch nur auf einem sehr dunklen Hintergrund erhält. Die Farbwahl erinnert an die Clubszene und sexuelle Abenteuer, also genau das, was vom Klienten erwartet wurde und man in Dorbis Songs spüren kann.

CI.pngCI.png
Finales_cover.pngFinales_cover.png

Für meine Gestaltung werden selbst erstellte Icons aus dem Logo genutzt. Alle Icons haben im Stil vom Logo eine Outline und stehen ebenso auf dunklem Untergrund. Bei der Bildsprache handelt es sich immer um den aus Glas bestehenden Schriftzug „Daka“ auf neonpinkfarbenen und schwarzen Bildern.

Bildsprache.pngBildsprache.png
image_1.pngimage_1.png
image_3.pngimage_3.png
image_4.pngimage_4.png
image_2.pngimage_2.png

Aussichten

Dorbi hat das Projekt sehr gefallen und wird es, sobald die Lyrics eingesungen sind und das Album startklar ist, auch in die Tat umsetzen. Dieses Projekt wird also bald schon Wirklichkeit sein. Um aber jetzt schon eine kleine Aussicht zu zeigen, wie mein Corporate Design in der Anwendung aussehen könnte, habe ich einige Mockups erstellt für Spotify, ein CD Cover, eine Werbetafel, Merchandise Artikel und einen Instagram Account.

CD_Mockup.pngCD_Mockup.png
CD_Mockup_2.pngCD_Mockup_2.png
Spotify_Mockup.pngSpotify_Mockup.png
Billboard_mockup.pngBillboard_mockup.png
Mockups_Klamotten.pngMockups_Klamotten.png
Phone_with_Instagram_Mockup.pngPhone_with_Instagram_Mockup.png

Recherche und Dokumentation

Anne_Dimter_Dokumentation_digital.pdf PDF Anne_Dimter_Dokumentation_digital.pdf