In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Im Zuge de Großprojekts wurde die Revitalisierung des Stadtviertels „Johannis“ angestrebt. Eine neue Nutzung des urbanen Raums im Bereich der Ferdinand von Schill-Straße, Johannisstraße und Kavalierstraße war das Ziel.
Dabei wurden Bedürfnisse der Anrainer, Touristen und Bürger Dessaus beachtet. In Absprache mit dem Denkmal- und Tiefbauamt sowie anderen Stakeholdern wurden Ideen ausgebaut, umgeformt und finalisiert. Eine zukunftsorientierte, nachhaltige Materialnutzung war ebenfalls essenziell wichtig.
Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt mit der Stadt Dessau und dem Verein “Schwabehaus e.V.
Nach umfassender Recherche im Bereich der Natur und des Stadtgrüns stellte ich mir die Frage, was wohl das verrückteste wäre, was man in der Stadt platzieren könnte. Meine Idee: Ein Sprungturm.
Natürlich war klar, dass Menschen sich verletzen würden, wenn sie aus Höhen auf den Asphalt stürzten.
Doch die Idee ließ mich nicht wieder los. Ich suchte nach der Quintessenz. Das war die Höhe und die unterschiedlichen Etagen.
Nun begab ich mich auf die Suche nach einem Objekt, mit dem die Idee der Etagen im urbanen Raum umgesetzt werden könnte.
Da mich die Natur bereits vorher inspiriert hatte, begab ich mich dort auf die Suche nach Texturen und Strukturen.
Die Begegnung mit einem Schwamm faszinierte mich und inspirierte mich zu der ausgefallenen Form. Ich betrieb weitere Recherche und entdeckte Morcheln, deren Struktur ich als Sitzflächen übertrug.
Es entstand ein neuer Planet des Sitzens- die Halikate. Der Name entspringt dem Wort Kommunikationszentrum. Ich fügte ein Hal hinzu, denn ich wollte einen neuen Planeten schaffen, da sich das Objekt von gängigen Sitzgelegenheiten drastisch unterscheiden sollte.
Auf herkömmlichen Bänken ist stets vorgegeben, wie man sitzen darf. Es gibt Regeln. Die Füße dürfen nicht auf die Sitzfläche gestellt werden.
Wenn man Menschen in Situationen beobachtet, in denen sie frei in ihrer Positionierung sind, bemerkt man, dass sie sich im Kreis, oder gegenüber setzen.
Aus diesem Grund gibt es auf der Halikate keine Regeln. Es herrscht das Prinzip des experimentellen Sitzens vor.
Nach der Zwischenpräsentation war die Idee gefestigt und doch war mir klar, dass ein gewünschtes 1:1 Modell meine Fähigkeiten und Möglichkeiten im Großprojekt übersteigen würde.
Zudem wurde der alte Neumarkt als Stellplatz abgelehnt und ein anderer Ort vorgeschlagen: Das Theater.
Inspiriert von den astronomischen Errungenschaften Samuel Heinrich Schwabes konzipierte ich kleinere Elemente im Stil der Halikate. Ich generierte Tochterelemente der großen Sitzgelegenheit. Der Name Häliaden ist inspiriert vom Siebengestirn, abgebildet auf der Himmelsscheibe von Nebra- den Plejaden. Diese sind ein Sternenhaufen. Auch meine Häliaden sollten geballt, vereinzelt und gestreut in Dessau auftauchen.
Was wäre also wenn man Sitzen von nun an experimentell gestaltet?
Auf der Halikate gibt es keine Regeln, keine Vorgaben und Ausprobieren ist ausdrücklich erwünscht.
Es handelt sich um ein Kunstobjekt zum Interagieren. Sie ist intuitiv nutzbar und macht neugierig. Die Halikate zieht viel Aufmerksamkeit auf sich.
Eine Besonderheit sind die Etagen. Während man unten bequem auf normaler Höhe sitzen kann, befindet sich die obere Etage auf Baumkronenhöhe. Nicht alle Menschen haben Zugang zu Balkons. Hier können sie sich mal eine Ebene über das Geschehen begeben und einen neuen Blickwinkel auf die Dinge erlangen.
Des Weiteren ist es auf der oberen Etage möglich im Kreis zu sitzen und sich beim Gespräch anzuschauen. Die Halikate befindet sich inmitten von Grün zwischen Bäumen (Bergahorn). So entsteht eine grüne Oase mit dem Planeten als Zentrum. Nachts leuchtet die Halikate mystisch zwischen den Bäumen hindurch. Wichtig hierbei ist die Verwendung von warmem, weißen Licht. Dieses zieht weniger nachtaktive Insekten an.
In erster Linie ist sie ein Kommunikationszentrum.
Inspiriert ist sie von der Pilzwelt (Schwämme, Morcheln).
Ein Großteil der Landpflanzen ist über Pilze miteinander vernetzt und es findet ein stetiger Nährstoffaustausch statt. Daher auch der Name Wood Wide Web. Die Halikate funktioniert genau so, nur mit Menschen. Sie wird zu einem Treffpunkt.
Die Halikate besitzt nun auch Töchter: Die Häliaden. Auch auf ihnen kann man anders sitzen und so lange ausprobieren, bis man die perfekte Sitzposition für den eigenen Körper gefunden hat.
Als Ort wählte ich den Schillerpark und es sollte auch ein Geschwisterelement auf dem alten Neumarkt an der Johannisstraße platziert werden. Weitere Orte können folgen.
Ganz wichtig ist mir dabei die Platzierung der Objekte im Grünen, auf der Wiese. So hat man angenehm weiches Gras unter den Fußsohlen und die Orte werden gleich zu kleinen Naherholungsgebieten.
Die Objekte werden im Boden mit Widerhaken befestigt. Diese werden in den Boden getrieben und verankern das Objekt.
Es erfolgt ein 3D Druck einzelner Bauteile, insbesondere der Knotenpunkte. Diese werden dann miteinander verbunden (wie Seestesterne, die sich an den Händen halten).
Das Material ist PLA (Polyactide). Es handelt sich hierbei um einen Bio-Kunststoff auf der Basis von fermentierter Maisstärke (nachwachsender Rohstoff). Vorteile des Materials sind eine hohe UV-Beständigkeit sowie eine schwere Entflammbarkeit. Die Mechanischen Eigenschaften sprechen ebenfalls für PLA: es besitzt eine hohe Oberflächenhärte, Steifigkeit und Zugfestigkeit.
Alle Elemente sind kompostierbar in industriellen Kompostieranlagen.
Das angewendete 3D Druckverfahren wäre SLS (Pulver wird mittels eines Lasers ausgehärtet). Es ist kein Stützmaterial nötig und es gibt nahezu kein warping.
Verbunden werden die Elemente durch ein Stecksystem. Ein Element besitzt eine Aussparung und das Andere eine Applikation, die sich perfekt einfügt. Die Seite mit der Applikation ist zum Ende hin leicht verjüngt.
Die Möglichkeiten der Nutzung sind breit gefächert. Man kann auf den Häliaden stehen, meditieren, sitzen, liegen, sich anlehnen, die Füße hochlegen,… Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Mit der Halikate und den Häliaden werden schöne Orte des Austauschs und des Miteinanders geschaffen, die jung und alt in ihren Bann ziehen werden.
Ergebnisse des Feedbacks der Präsentation vor den Menschen der Stadt sind die weitere Beschäftigung mit dem Material sowie der Vorschlag einen Algorithmus zu entwickeln, welcher knochenartige Strukturen erstellen kann, die wachsen.
Die Häliaden kamen sehr gut an. Bereits mehrere Menschen haben sich auf das 1:1 Modell gesetzt. Die Neugierde der Menschen siegt.
1. Stahlkonstruktion
2. Draht
3. Hasendraht umwickeln
4. feinmaschiger Draht
5. Draht
6. Gipsbinde
7. Gips
8. Abschleifen
Drei Häliaden als Modelle im Maßstab 1:25 auf der Karte.
Die Namen der Sitzgelegenheiten sind astronomisch angehaucht. Hierzu inspirierte mich Samuel Heinrich Schwabes Entdeckung der Sonnenflecken im Schwabehaus.
Ich erdachte mir einen neuen Planeten und einen Sternenhaufen.