In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Kurzfilm über die Perspektive eines buddhistischen Mönchs in Japan auf das Jetzt – und wie es mit Dankbarkeit verbunden ist
Dieses Projekt entstand im Rahmen eines Studio-Moduls mit der Zielstellung, durch individuelle Konzepte und Erzählformen verschiedene Aspekte des »Jetzt« zu beleuchten und in einer gemeinsamen Ausstellung zu präsentieren.
Als ein möglicher Kontext des Themas wurde die japanische Redewendung Ichi-go ichi-e (一期一会, übersetzt mit »nur dieses eine Mal« oder »einmal im Leben«) genannt, welche das kulturelle Konzept beschreibt, die Einmaligkeit des Moments wertzuschätzen. Dies und meine persönliche Affinität zur japanischen Kultur inspirierten mich, mein Projektthema in dieser Richtung zu suchen.
Vor allem interessierte mich, wie Ichi-go ichi-e, andere kulturelle Konzepte (wie Mono no aware und Wabi-sabi) und auch die Religion das alltägliche Leben der Menschen prägt, die heute in Japan leben. Als Frage, die ich mit meinem Projekt zu beantworten hoffte, stellte ich: »Wie integrieren Japaner heutzutage ihre traditionellen Ideale, den Moment wertzuschätzen, in ihrem Alltag?«
Dabei erschien mir auch wichtig, herauszufinden, was wir Europäer (und natürlich auch Menschen aus und in anderen Regionen der Welt) von der japanischen Kultur lernen können, um unsere Gegenwart bewusster wahrzunehmen.
Um diese Frage zu beantworten, hoffte ich durch Unterhaltungen/Interviews individuelle Geschichten, Ansichten und Überzeugungen zu erfahren. Aus diesem Grund zog ich als Ausstellungsformate eine videografische oder fotografisch-akustische Umsetzung in Betracht, da diese mir ermöglichen würden, die Menschen selbst zu Wort kommen zu lassen. In jedem Fall sollte der Originalton erhalten bleiben, da so Nuancen in der Ausdrucksweise und Emotionen besser erhalten bleiben und einfacher nachzuvollziehen sind, selbst wenn das Gegenüber eine andere Sprache spricht.
Ich hatte das große Glück, eine Reise, die ich ursprünglich für einen späteren Zeitraum im Jahr geplant hatte, im Semester machen zu können und mit diesem Projekt zu verbinden. Ich reiste nach Tambasasayama, einer kleinen ländlich gelegenen Stadt in der Präfektur Hyōgo, und von dort aus jeweils mehrere Tage nach Kyōto, Ōsaka und Tōkyō. Es war äußerst spannend, die Unterschiede zwischen dem Leben auf dem Land und dem in den riesigen Metropolen hautnah zu erleben.
Während der Reise besuchte ich Shintō-Schreine und buddhistische Tempel, Gärten, Märkte, Ausstellungen, heiße Quellen, belebte und einsame Orte. Überall, wo ich hinkam – und wo es angemessen war, Aufnahmen zu machen – hielt ich Momente in Fotografien und Filmaufnahmen fest, die ich interessant fand oder in denen ich selbst den Augenblick ganz bewusst wahrnahm.
Ich führte drei längere Interviews, oder eher Unterhaltungen, um mehr über die Bedeutung des Jetzt aus der Perspektive der japanischen Kultur zu erfahren. Eines dieser Gespräche führte mich in den Jūnen-ji-Tempel in Tambasasayama, wo ich Takayoshi-san und seine Familie traf, den Abt des Tempels, der gleichzeitig auch im Rathaus der Stadt arbeitete. Takayoshi-san ist ein äußerst fröhlicher Mensch und war sehr interessiert an der Thematik des Projekts. Als buddhistischer Mönch war seine Sichtweise natürlich religiös geprägt, aber auch das empfand ich als passend für das Projekt.
Besonders anregend für mich war seine Aussage, dass es nicht nur darauf ankomme, den Moment bewusst zu erleben und wertzuschätzen, sondern ihn mit Dankbarkeit zu füllen. Es gehe darum, dankbar zu sein, diesen Moment erleben zu können und Dankbarkeit für das eigene Leben und die eigene Situation in diesem Moment zu fühlen.
Teile dieses Gesprächs verwendete ich nach meiner Rückkehr für einen kurzen Film, den ich in der abschließenden Ausstellung zeigen wollte. Obwohl dadurch meine ursprüngliche Forschungsfrage nicht gänzlich beantwortet wurde, konnte ich ein Ergebnis finden, welches vielleicht sogar noch aufschlussreicher für Menschen hierzulande ist. Auch wenn man sich einem anderen Glauben zugehörig fühlt oder gar nicht an einen Gott oder eine göttliche Macht glaubt, kann man etwas aus dem buddhistischen Glauben für sein eigenes Leben mitnehmen. So zumindest empfinde ich es für mich selbst.
Takayoshi Gotō, Abt des Jūnen-ji-Tempels in Tambasasayama
Zur Umsetzung des Projektes gehörte auch die Vorbereitung einer gemeinsamen Ausstellung, die zur Dessau Design Schau zur Präsentation der im Modul entstandenen Projekte dienen sollte. Ursprünglich war geplant, die Mensa im Bauhausgebäude als Ausstellungsraum zu nutzen. Jedoch kam wenige Wochen vor der Dessau Design Schau etwas dazwischen, weshalb wir auf den Kursraum von Prof. Christ ausweichen mussten. Aus diesem Grund wurden die Wände der Hälfte des Raumes, die nicht mehr den Ansprüchen eines Ausstellungsraumes genügten, in einem gemeinsamen Arbeitseinsatz neu gestrichen.
Letztendlich ist die Ausstellung trotz kurzfristiger Umplanung gelungen. Der verfügbare Platz des Raumes wurde gut genutzt, möglicherweise wäre die Mensa im Bauhausgebäude sogar zu groß gewesen für den Umfang der Ausstellung.
Der Film ist in japanischer Sprache. Deutsche Untertitel sollten standardmäßig aktiviert sein. Falls nicht, können sie über den Button »Untertitel« im Video-Player eingeschaltet werden.
Besonderer Dank gilt Takayoshi Gotō, Abt des Jūnen-ji-Tempels in Tambasasayama, Mai Nishida, Mika Nishida, Junko Sakai, Masaharu Nishida und Kazuko Kobayashi.
ありがとうございました。