In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
»Jetzt«, dieser Augenblick, hat in unserer westlichen Kultur einen eher geringen Stellenwert. Wir ziehen es vor, auf eine ungewisse Zukunft zu projizieren (bevorzugt als Anglizismus: Future) oder blicken zurück in die Vergangenheit mit selektiven subjektiven Erinnerungen.
In einer komplexen und sich weiter dynamisierenden Welt geraten wir so in Gefahr, vom Strom der Ereignisse fortgetragen zu werden und den Halt im Leben sowie die Wertschätzung für den bewusst erlebten Moment und ein gutes Leben zu verlieren.
Dieses Seminar wird sich dezidiert um Aspekte des »Jetzt« bzw. der Gegenwart und Zeitwahrnehmung drehen. Die individuellen Projekte sollen sich aus besagtem bewussten »Moment« ableiten.
Das Projekt „Kaleidoskop der Zeit“ ist eine Sammlung von Erzählungen, die sich mit bedeutenden Wendepunkten und Schicksalsschlägen auseinandersetzen.
Tauchen Sie ein in verschiedene Zeiträume der Vergangenheit und erleben Sie die tiefgreifenden persönlichen Transformationen, die unsere Charaktere, Emelie Daubner, Cedrik Wilm und Patricia Wilm, durchlebten. Diese bewegenden Erzählungen bieten einen facettenreichen Blick auf die Macht der Zeit und die unvorhersehbaren Wege, auf denen sich Schicksalsschläge und Lebensentscheidungen entfalten.
NOCH EIN KLEINER, ABER WICHTIGER HINWEIS:
BEI DEN PDF DATEIEN (AUßER DEN PRÄSENTATIONEN ZU BEGINN) MUSS DIE „DOPPELSEITEN-ANSICHT“ AKTIVIERT WERDEN, DAMIT DAS LAYOUT IN DER GEWOLLTEN FORM ZUR GELTUNG KOMMT!
„Wie kann ich das Thema in meinem Projekt umsetzen? Wie kann ich es am besten darstellen? Welche Herangehensweise sollte ich wählen? Und was möchte ich mit meinem Projekt vermitteln?
Dies waren nur einige der vielen Fragen, auf die ich zunächst keine klare Antwort hatte. Daher habe ich viel mit Freunden und meiner Familie darüber gesprochen, um zu überlegen, welches Konzept am sinnvollsten wäre, um dem Thema gerecht zu werden. So begann ich, erste Ansätze zu definieren.
Während der erste Fokus auf der Umsetzung des Projekts lag, stand der zweite Fokus direkt im Anschluss: Wie kann ich mein Projekt optimal in einer Ausstellung präsentieren? Mein Problem war, dass ich die Ausstellung erstmal nicht außer Acht gelassen habe, um mich ausschließlich auf mein Produkt konzentrieren zu können.
In meinem ersten Ansatz mit dem Titel “Jetzt Anpacken„ habe ich mich auf das “Jetzt„ als Ankerpunkt bezogen. Dabei ging es um einen Moment, eine Tätigkeit oder ein Gefühl, das uns im Hier und Jetzt verankert. Es sollte kein Gedanke sein, der in die Vergangenheit oder die Zukunft führt, sondern etwas, das uns für einen Moment lang frei sein lässt.
Um diesen Ansatz zu vertiefen, habe ich verschiedene Personen aus meinem Umfeld interviewt und sie nach ihrem persönlichen Ankerpunkt für das Erleben des Jetzt befragt. Nicht immer gab es sofort eine Antwort, da zunächst die Bedeutung des “Jetzt„ erklärt werden musste und wie es mit meinem Projekt in Verbindung steht.“
Das Feedback war für mich der wichtigste Aspekt dieses Projekts. Es war eine Reise mit einigen Höhen und Tiefen. Doch durch all die Feedbackrunden konnte ich das Projekt immer weiter verfeinern, spezifizieren und ihm eine bessere Ausrichtung verleihen.
Ich habe mein Konzept überarbeitet, einen neuen Titel gewählt und die Struktur vertieft. Dabei habe ich vorerst den Fokus der Ausstellung außer Acht gelassen, denn eine viel bedeutendere Frage war: Was soll mein Endprodukt sein? Soll es ein Film werden? Eine Audiospur? Oder doch eher ein Buch?
Nach intensiver Arbeit am Konzept „Rückruf ins Jetzt“ wusste ich jedoch schließlich:
Ich möchte ein Buch erstellen!
Der Anker verschiedenster Momente, Tätigkeiten und Gefühle, der den Rückruf ins Jetzt einleiten sollte, verlor zunehmend an Bedeutung - irgendetwas fehlte. Wir diskutierten lange über mein Projekt, die Idee und das Konzept, doch schien es nicht mehr angemessen zu sein. Es stellte sich die Frage, inwieweit das Thema und die Bearbeitung geändert werden könnten. Bisher hatte ich 8 Personen, von denen jede einen anderen Anker/Rückruf erlebte, um im Jetzt zu sein. Doch war dies wirklich etwas Besonderes?
Nein!
So setzte ich mich weiter mit meinem Konzept auseinander und widmete mich dem Thema der Schicksalsschläge und Nahtod-Erfahrungen. Genau diese Momente lassen uns spüren, dass wir leben - sie bringen eine Wertschätzung für das Leben und eine Achtsamkeit für das Hier und Jetzt hervor.
Da dieses Thema sehr intim ist, war es mir persönlich wichtig, nicht irgendjemanden zu befragen, sondern Personen aus meinem engen familiären Kreis einzubeziehen. Mir war bewusst, dass dies für diejenigen, die über ihre Schreckensmomente schreiben, belastend sein könnte und dass es nicht damit getan ist, einfach nur den Text zu schreiben und auszudrucken. Nein, der Text wurde sorgfältig überarbeitet, korrigiert und optimiert. Außerdem habe ich mir Fragen überlegt, die nach Abschluss des Textes noch besprochen wurden (weitere Schritte sollten noch folgen - dazu später mehr). In meinem nächsten Ansatz „(Das) Jetzt Wahrnehmen“ befragte ich meine Mutter (Patricia Wilm), meinen Bruder (Cedrik Wilm) und meine Schwägerin (Emelie Daubner). Emelie war die Erste, die mir eine erste Version ihrer Geschichte über einen Schicksalsschlag zukommen ließ.
Das Konzept ist nun klar, aber wie sieht es mit dem Format, dem zusätzlichen Inhalt der Bücher und der Typografie aus?
Bilder waren nicht geplant, um in die Bücher integriert zu werden. Stattdessen wollte ich abstrakte Illustrationen verwenden. Meine zweite Frage bezog sich auf die Formen und Farben, die meine drei Protagonisten in ihren Erzählungen sehen. Ich hatte die Absicht, dass die Protagonisten selbst über die Gestaltung ihres Buches entscheiden sollten (was sie jedoch nicht wussten).
Die Schrift sollte zunächst nicht extravagant sein - eher schlicht, wobei nur der Titel und die Überschriften der Kapitel einen eigenen Charakter erhalten sollten.
Beim Format entschied ich mich gegen das typische Pixi-Buch-Format (10x10 cm) und probierte stattdessen ein horizontales Format aus.
Während ich also begann, die ersten Ideen für den Text von Emelie umzusetzen, versuchte ich zugleich ein passendes Buchcover zu gestalten.
Eine weitere Woche verging, und erneut erhielt ich Feedback. Die Harmonie beider Schriftarten passte nicht ganz zusammen, daher war eine neue Schriftart erforderlich. Diese sollte das Konzept besser unterstützen - wie Gedankengänge in einem Tagebucheintrag wirken. Eine Schriftart, die den Eindruck vermittelt, dass der Protagonist selbst geschrieben hat.
Ein weiterer Punkt betraf die abstrakten Illustrationen. Sie waren eine Idee, wurden aber wieder schnell aus dem Konzept genommen. Die Illustrationen waren eher dekorativ und erfüllten nicht den gewünschten Zweck, als unterstützendes und markantes Element in Erscheinung zu treten.
Der Fokus sollte mehr auf dem Text liegen und die Darstellung weniger extrem ausfallen.
Ich entschied mich, nur zwei markante Illustrationen einzuführen, um die Erzählung etwas zu unterstützen. Allerdings wirkte es dennoch sehr leer - etwas fehlte.
Außerdem beschloss ich, die Schriftart lediglich in Größe und/oder Dicke zu variieren. Abstraktionen, Überlappungen oder extreme Größenunterschiede wurden beseitigt.
Die Typewriter bewies sich als sehr passende Schriftart für das Buch.
Die Idee, wieder auf Bilder zurückzugreifen, kam erneut auf. Doch wollte ich noch einen letzten Versuch wagen und verschiedene Variationen von KI generierten Bildern ausprobieren, um den Text auf eine andere Art und Weise in Szene zu setzen.
Okay. Doch Bilder. Egal ob Illustrationen oder KI-generierte Bilder - sie wirken wie Dekorationen, die nicht passen und eher verwirren, anstatt Klarheit zu schaffen und die Erzählungen zu unterstreichen.
Wie oben schon erwähnt, ging es in der Partnerarbeit mit Emelie, meiner Mutter und meinem Bruder weiter - die nächste Station: Bildrecherche.
Ich erklärte ihnen, welche Art von Bildern ich benötigte, dass es lieber zu viel als zu wenig sein sollte, ging mit ihnen die Bilder durch und fragte bei Bedarf nach weiteren Bildern. Es erforderte erneut Einsatz, da danach noch das finale Layouten anstand. Das Semester raste an uns vorbei und nun steht der Endspurt an. Über zwei weitere Feedbackrunden konnte ich meine Versionen der Bücher nochmals anpassen und optimieren. Wie viele Seiten sollten sie haben? Wo sollte das Register zu sehen sein? Wie viele Seiten sollten frei bleiben? In welchen Abständen sollte der Text angeordnet werden? Ist das Layout zu linear? Bedarf es kleinerer Extreme im Layout? Wie groß sollten die Bilder sein? Wo sollten sie positioniert werden? Wie viele Bilder können eingefügt werden, ohne dass es zu überladen wirkt? Passt der Text zum Bild und das Bild zum Text? Schreibt der Text einen Handlungsstrang und die Bilder einen zweiten?
Ich konnte mich allen Fragen und aufkommenden Problemen stellen und sie lösen, sodass ich meinen roten Faden im Layout gefunden habe. Doch bevor das finale Resultat gezeigt werden kann, steht noch ein letzter organisatorischer Punkt an: Die Ausstellung.
Die Ausstellung sollte ursprünglich in der Mensa des Bauhauses stattfinden, wurde jedoch leider eine Woche vor der DDS (Dessau Design Show) abgesagt. Wir haben stattdessen unseren Vorlesungsraum im Lyzeum - Raum 205 - verwendet. Während die Mensa im Bauhaus ihren Charme von selbst ausgestrahlt hätte, mussten wir diesen in Raum 205 erst selbst herstellen.
Im Endspurt unserer Projekte haben wir alle gemeinsam den Raum hergerichtet, ihn ausgeräumt, eine Hälfte des Raumes neu gestrichen und unsere Ausstellung mit unseren Projekten im Raum organisiert.
Hier sind ein paar Ausschnitte:
Dann war es endlich soweit: Die Ausstellung begann.
Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich mit meinem Projekt auf der Ausstellung sehr zufrieden war. Nicht nur, weil ich erleichtert war, dass das Projekt endlich fertig war und meine drei Bücher ausgedruckt auf dem Tisch lagen - nein. Vor allem war ich zufrieden, weil ich sehr positives Feedback erhalten habe. Das ehrlichste Feedback kam ohne Worte aus, denn die Tränen sprachen für sich. Das passierte öfter und bestätigte mich in meinem Projekt - Bücher mit Erzählungen und Bildern, die die Menschen berührten. Auch Menschen, die keine der drei Personen kannten, ließen sich auf die Erzählungen ein, ließen Gefühle zu und zeigten Empathie.