In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Im Grundlagenkurs Typografie war es die Aufgabe ein frei wählbares Wort, eine Wortgruppe oder gar einen ganzen Satz in eine haptische Typografie umzuwandeln.
Das Projekt „Vernunft“ widmet sich dem Phänomen, der von unsere Gesellschaft verausgesetzten Diziplin, sich zum Wohl Anderer als auch sich selbst durch gut überlegte Entscheidungen zu schützen, angemessen zu verhalten sowie Versuchungen zu widerstehen.
Die Reise der Aufgabe startete damit, dass ich mich zunächst mit dem Begriff „Vernunft“ auseinandersetzen musste, da ich mir zu Beginn nicht wirklich viel darunter vorstellen konnte. Nach kurze Zeit kam ich auf den Impuls, die haptische Typografie zu nutzen, um unsere Sozialstruktur zu kritisieren. Die Idee war also die einzelnen Buchstaben mit Stacheldraht zu umwickeln und anschließend mit etwas zu füllen, was Menschen begehren könnten, um so die Vernunft der Betrachter*innen zu testen. Für den Stacheldraht-Look eigneten sich dünne Stahldrähte sehr gut, diese waren sehr biegsam und somit gut einsetzbar für den Stacheldraht als auch für die Buchstaben selbst. Die Buchstaben sollten groß genug sein damit die Betrachter*innen mit ihren Fingern an die Sachen herankommen die sie gerne haben möchten. Die Schriftart selbst ist hierbei eine Groteskschrift, da diese sehr statisch, ordentlich und nicht verspielt wirkt, was gut mit dem Prinzip der Vernunft einhergeht.
Der erster Versuch bestand daraus, dass man die einzelnen Buchstaben aus einem etwas dickeren aber dennoch verformbaren Draht biegt. Ebenfalls sollten sie plastisch sein, damit sie ohne weitere Hilfe aufrecht stehen können. Anschließend sollten diese Buchstaben dann mit dünnen Draht, welcher Stacheldraht emittieren sollte, umwickelt werden.
Der Draht für die Buchstaben ließ sich nur sehr unkontrolliert biegen, wodurch die Buchstaben zu uneben aussahen, was mir zu unvernünftig aussah. Deshalb wurde diese Idee verworfen.
Der zweiter Versuch verlief deutlich besser und kontrollierter. Dieses Mal habe ich Schablonen angefertigt, die die Umrisse der einzelnen Buchstaben wiedergeben. Da ich dieses Mal jede Seite aus jeweils einen Draht bestand, war die Form viel leichter zu erfassen und nachzubilden.
Nachdem die Teilelemente der Buchstaben angefertigt waren, bestand die nächste Aufgabe darin die einzelnen Teile miteinander zu verbinden, um einen Buchstaben zu bilden. Der Versuch sie mit Knete zu verbinden scheiterte, da dies ziemlich unstabil war und die Teile ständig auseinander fielen. Daraufhin kam ich auf die Idee, die Teilelemente mit kleinen Streifen Klebeband zu verbinden. Dies hielt deutlich besser und ermögliche mir die Buchstaben aufrecht aufstellen zu können.
Damit man den Stacheldraht vom Draht der Buchstaben besser visuell unterscheiden zu können hab ich mich dazu entschlossen die Buchstaben mit einem hellen Kobaltblau anzumalen. Die Farbe strahlt für mich eine gewisse Ruhe aus und ist damit gut für den Begriff „Vernunft“ geeignet.
Als nächstes benötigte ich eine Fläche worauf ich die Drahtbuchstaben aufstellen kann ohne das sie umfallen. Hierbei entschied ich mich für ein langes Stück Pappe. Die Pappe ermöglichte mir die Buchstaben hinein zu stecken ohne Kleber oder eine andere Halterung verwenden zu müssen. Anschließend wurde die Pappe mit dem gleichen Blau bestrichen, um ein homogenes Erscheinungsbild zu erzielen.
Nachdem die Farbe getrocknet war, befestigte ich einzelne Süßigkeiten mit Stacheldraht und kleidete leere Stellen mit weiteren Stacheldraht aus. Ich entschied mich schlussendlich für Süßigkeiten, da diese oft für viele Menschen unwiderstehlich sind. Die Süßigkeiten waren in farbenfrohen knalligen Verpackungen umhüllt, um aufzufallen.
Zum Schluss entscheid ich mich noch dazu die Punze vom „e“ wegzulassen, das „u“ umzudrehen und einzelne Buchstaben vom Stacheldraht leicht zerdrücken und verformen zu lassen, um damit den vom sozialen Umfeld ausgeübten Druck; „vernünftig zu sein“ zu repräsentieren. Dadurch entstand eine unordentliche Spationierung gefolgt von einer Dynamik, welche die haptische Typografie „Vernunft“ alles andere als vernünftig darstellen lässt.