In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Kann das digitale Erschaffen von Mode helfen, (Gender- )Normen zu hinterfragen und aufzulösen?
Mode ist eine der wichtigsten Formen des Ausdrucks unserer Identität.
Allerdings unterliegt sie gesellschaftlich etablierten Normen wie der Zuordnung bestimmter Kleidungsstücke zu einem bestimmten Geschlecht.
Was könnten die Anderen denken, wenn ich in meiner Erscheinung diesen Normen nicht entspreche? Mögliche Konsequenzen diesen Normen nicht zu folgen können die Freiheit der Kleiderwahl einschränken, und damit die Freiheit des Ausdrucks der Identität.
Da ich mich für 3D-modeling und -animation interessiere, untersuchte ich die Chancen, die dieses digitale Medium zum Finden und Ausdrücken der Identität in Form von Mode bieten kann.
Dafür musst ich zunächst mehr über die Themengebiete lernen:
Woher kommen diese Normen in der westlichen Mode überhaupt?
Warum ist freier Selbstausdruck so wichtig?
Westliche Mode ist tatsächlich erst seit Mitte des 18. Jhd so gegendert wie wir es kennen. Bis dahin repräsentierte sie eher den sozialen Status, aber sowohl Frauen als auch Männer trugen Kleider, Röcke, Strumpfhosen, leuchtende Farben und florale Muster.
Doch mit der Aufklärung kam eine neue Wertschätzung für das Rationale und Nützliche. Die daraus folgende Entwicklung der Mode wird als die Great Male Renunciation (die große männliche Entsagung) bezeichnet. Kleidung fing an, Bildung zu repräsentieren, statt nur sozialen Status. Bestehende gesellschaftliche Stereotypen sahen Frauen jedoch als „emotional, sentimental und unlehrbar“.
Diesen patriarchalen sozialen Strukturen folgend entwickelte sich nur die Mode der Männer in diese neue Richtung, womit sie aufhörten Kleider, Röcke, etc. zu tragen und stattdessen schlichte weiße Hemden, schwarzen Hosen und Jacken als Vorreiter des heutigen Anzugs.
Das Department of Health and Aged Care Australien fasst gut zusammen, wie essentiell ein freier Selbstausdruck ist für die eigene Gesundheit.
„The expression of your gender through the way you behave and dress is an important part of your self-identity, and is central to your mental health and wellbeing. Many transgender people hide their gender expression in public for fear of negative reactions, violence or discrimination.“
So wie man ein Kleidungsstück nähen kann, kann man es auch in einer 3D-Software modellieren und bestimmte Materialeigenschaften zuweisen. Physisch kann man es so natürlich nicht tragen aber die Funktion des Selbstausdrucks, die Mode erfüllt bleibt. Digital Fashion wird längst durch Augmented Reality oder Avatare in virtuellen Welten getragen (zb Second Life, folgende 1. Abbildung). Sogar rein digitale Modeshows sind nichts Ungewöhnliches mehr, wie auf der London Fashion Week 2022 (folgende 2. Abbildung). Wir sind es schon lange gewohnt, unsere Identität auch digital auszudrücken, wie auf Social Media oder Individualisierung eines Videospielcharakters.
Virtuelle Welten wie Second Life werden bereits von queeren Menschen als Alternative zum Selbstausdruck genutzt. Doch auch diese Welten sind nicht frei von den Stereotypen und Normen unserer Gesellschaft.
Als Ergebnis meiner Recherche kam ich schließlich darauf, dass Digital Fashion für freieren Selbstausdruck definitiv Sinn ergeben kann. Um die nötige Freiheit zu gewähren, wollte ich eine App konzipieren, in der man einen Avatar und individuelle, digitale Mode erschaffen kann, um diese dann entweder in AR zu tragen, auf Social Media oder mit Freunden zu teilen oder für sich in der Bildergalerie zu behalten. So könnte ein Safe Space zum Finden und Ausdrücken der eigenen Identität entstehen.
Nach zwei Prototypen in Figma und Blender musste ich mir allerdings eingestehen, dass UI nicht ist, was ich machen will. Von Anfang an wollte ich mich auf das Erschaffen der Modeelemente selbst fokussieren, die Teil dieser App gewesen wären. Doch mangelnde Erfahrung mit App- und UI-Design erlaubten mir nicht, mich trotz des App-Ansatzes aufs Erschaffen der Modeelemente in Blender zu konzentrieren.
Meiner Passion fürs Zeichnen und 3D-Modellieren folgend änderte ich also meinen Pfad zum Erschaffen einer digitalen Modekollektion.
In meiner Kollektion sollten modern, historisch und organisch orientierte Formen der Mode im digitalen Kontext zu einer Synthese zusammenkommen. Daher auch der Titel meiner Kollektion: Synthesis.
Zur Inspiration der organischen Formen wählte ich speziell Pilze, was das Leitthema meiner Kollektion wurde.
Nachdem ich Konzepte für insgesamt drei Modestücke in meinem Skizzenbuch entwickelt hatte, konnte ich sie in Blender umsetzen. Die vierte Abbildung zeigt die drei finalen Stücke mit den Titeln Lamella Gown, Mildew und Puffcap (von l. nach r.).