In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Seit Jahrhunderten prägen Fliesen als schützende und schmückende Elemente unsere Wohnräume. In meinem Projekt wird dieses traditionsreiche Objekt in einen zeitgenössischen Kontext überführt und um eine neue Funktion erweitert. Die Leuchtfliese vereint Oberfläche und Licht in einem interaktiven, raumbezogenen Gestaltungselement aus Porzellan. Ein Ultraschallsensor erfasst die Distanz von Personen und steuert die Reaktion der Fliese. Sie dimmt sich sanft auf, fährt leicht aus ihrer Fassung, dimmt sich bei Entfernung ab und fährt zurück. So entsteht eine physisch erfahrbare Beziehung zwischen Mensch und Raum. Die Leuchtwirkung bricht mit dem statischen Strahlen herkömmlicher Lichtquellen und formt eine lebendige Atmosphäre. Im Zusammenspiel von Handwerk und Technologie entstand eine spezielle Porzellanmasse, die Transluzenz und Robustheit vereint. Die Fliese wird so zu einem Ausdruck gelebter Materialkultur und verbindet technologische Innovation mit gestalterischer Kontinuität.
Aus einem anfänglichen Moment der Unsicherheit entwickelte sich durch eine selbstformulierte Explorationsthese ein intensiver Gestaltungsprozess. Erste Modelle entstanden händisch und ohne Anspruch auf Perfektion. Bereits früh überzeugte mich die Form A2, doch ich setzte die Iterationen fort, um sie gestalterisch zu hinterfragen. Die 16 physischen Modelle spiegeln nur einen Bruchteil der tatsächlichen Auseinandersetzung wider, in der Intuition und handwerkliches Tun eng verwoben waren. Mein Prozess lebt vom Wechselspiel zwischen Denken und Machen. Proportionen und Details entstehen im Moment. Die Entscheidung für A2 beruht auf ihrer stimmigen Verbindung zur Leuchtfliese und bildet die Grundlage für meine weitere Gestaltung.
Eine wichtige Weiterentwicklung bestand darin, die Form grundlegend zu überarbeiten. Durch das Spiegeln der Wellenkontur entlang der horizontalen Achse und die Nutzung des entstehenden negativen Raums entstand eine neue Form, die eigenständig wirkt und die Dynamik der Bewegung aufgreift. Im Vergleich zu E0 nimmt sie mehr Raum ein, wirkt selbstbewusster und integriert sich zugleich harmonisch in die Umgebung. Ihre voluminösen Konturen verleihen ihr Präsenz, ohne dominant zu sein. Die Verbindung zwischen Leuchtkörper und Fliese wird dadurch gestärkt. Form F erfüllt nicht nur die gestalterischen Anforderungen, sondern schafft auch eine klare und kohärente Designsprache zwischen beiden Elementen.
Die lange Zeit und die aufwendige Arbeit, die ich in diese Aufgabe investiert habe, haben sich aus meiner Sicht gelohnt. Ich bin sehr zufrieden mit der Form der Leuchtfliese. Ihre Transluzenz ist stark, und das Zusammenspiel von Aluminium und Porzellan mit den rotationssymmetrischen Körpern bestätigt den intensiven Formfindungsprozess. Einige Vorstellungen konnte ich nicht umsetzen, was an unterschiedlichen äußeren Faktoren lag. Dennoch schaue ich mit Zuversicht und Spannung in die Zukunft und möchte das Projekt der Firma D-Tiles in den Niederlanden vorstellen. Das verwendete Material bietet noch Spielraum für Weiterentwicklung, insbesondere im Bereich der Spiegelglasur. Mein Schaffensprozess war intensiv, lehrreich und hat mir viel über meine kreative Arbeitsweise gezeigt. Ich habe erkannt, dass Freiheit und Naivität für mich essenziell sind, oft aber mit dem Wunsch nach Struktur kollidieren. Trotz Tagesplänen und To-do-Listen ließ sich mein Prozess nicht vollständig kontrollieren. Ich musste lernen, zwischen destruktivem Stress und produktivem Flow zu unterscheiden. Besonders der Wechsel in die Architekturwerkstatt war ein Wendepunkt, der mir gezeigt hat, wie sehr meine Umgebung meine Gestaltung beeinflusst. Auch kleine Dinge wie Sonnenschein haben meine Arbeit spürbar geprägt.