In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Still in Motion: Ziel des Großprojekts war es, den Stil und die gestalterischen Elemente eines selbstgewählten Plakats zu analysieren, um darauf basierend eine passende Animation für einen fiktiven Filmfestival-Trailer zu entwickeln. Zusätzlich zum Trailer sollten weitere Produkte gefertigt werden, zum Beispiel einen Trailer in Hochformat für Social Media oder GIFs für Internetseiten. Es ging nicht nur darum, coole Animationen zu gestalten, sondern auch um das Optimieren von Workflows und das organisierte Arbeiten.
Zunächst haben wir einige kleinere Übungen durchgeführt, um ein Gespür dafür zu entwickeln, welche Elemente eines Plakats sich in Bewegung bringen lassen. Die Möglichkeiten sind vielfältig! Es war wie immer spannend, die unterschiedlichen Herangehensweisen und Umsetzungen der anderen Studierenden zu sehen.
Das Plakat
Es gibt so viele spannende Plakate, dass die erste Herausforderung beim finalen Projekt darin bestand, überhaupt eine Auswahl zu treffen! Letztlich habe ich mich für das hier gezeigte Plakat entschieden, das für ein Theaterstück wirbt. Mich überzeugte die klare Komposition, der reduzierte Stil und die ungewöhlichen Charaktere. Die kleine Figur tanzt in einem Haus, das Teil eines seltsamen Vogels zu sein scheint. Das alles hat mich neugierig gemacht: Was bringe ich wie in Bewegung?
Ideenfindung
Das Plakat schrie förmlich danach, als Stop-Motion-Animation in Bewegung gebracht zu werden.
Als gestalterische Kriterien habe ich für mich definiert:
– verspielt
– reduziert in Form und Farbe
– grafisch
Ich fertigte kleine Mock-ups der animierbaren Elemente des Plakats an und nutzte sie zum Brainstorming sowie zum Ausprobieren verschiedener Kompositionen.
Animierbare Elemente:
– Vogelkopf
– Beine
– Halbkreise / Flügel
– Häuschen
– Figur im Häuschen
Die Halbkreise sollten nicht nur als Flügel der Vogel-Figur dienen, also habe ich mehrere davon ausgeschnitten. So hatte ich ein Set aus Gestaltungselementen, mit dem ich flexibel arbeiten konnte.
Animations-Tests
Um meine Ideen besser visualisieren zu können, habe ich einige kleine Stop-Motion-Animationen hergestellt.
Produktion
Nach der Planungsphase stellte ich die zu animierenden Elemente in einer Größe her, die zu meiner Kulisse, einem DIN-A2-Blatt weißem Papier, passte. Dabei erhielt ich freundlicherweise Unterstützung von meiner Mutter, die zu der Zeit zu Besuch war. Gemeinsam bemalten und schnitten wir Pappe, ich baute ein kleines Häuschen aus Papier und rekonstruierte die kleine Figur ebenfalls aus Papier.
Anschließend richtete ich zuhause mein Fotostudio ein. Dafür verdunkelte ich die Fenster vollständig und platzierte die Kulisse auf dem Boden. Um Schatten von Tischbeinen zu minimieren, hängte ich zusätzlich weißes Papier rund um die Kulisse auf.
Ich arbeitete mit drei Lichtquellen, alle mit identischen Glühbirnen ausgestattet: 16-Watt-LEDs mit 2.500 Lumen bei 6500 K Farbtemperatur. Eine Lichtquelle kam von oben, zwei weitere beleuchteten die Szene seitlich von rechts und links. Um das Licht weicher wirken zu lassen, deckte ich die Lampen mit weißem Papier ab.
Als zusätzliches Hilfsmittel investierte ich in ein Tischstativ, mit dem ich die Kamera direkt von oben positionieren konnte – eine Anschaffung, die sich auf jeden Fall gelohnt hat.
Tests
Nachdem das Studio aufgebaut und alle Elemente vorbereitet waren, führte ich einige Testaufnahmen durch, um sicherzustellen: Stimmt das Licht? Welche Kameraeinstellungen sind geeignet? Wird das Flimmern der LEDs auf den Bildern sichtbar?
Daraufhin musste ich das Beleuchtungs-Setup, die Verdunkelung der Fenster und die Kameraeinstellungen erneut anpassen und optimieren.
Planung und Ausführung
Ich habe die Animation für den Trailer in drei Sequenzen aufgeteilt, um das Fotografieren zu erleichtern. Die erste war eine Einführungssequenz, in der die wichtigsten Informationen zum Filmfestival (Name, Ort und Datum) präsentiert wurden. Darauf folgte eine Animationssequenz, die die Festival-Genres auflistete und danach in Ausschnitte aus den Filmtrailern überleitete. Den Abschluss bildete eine finale Sequenz, in der die wichtigsten Infos erneut eingeblendet wurden.
Anhand meiner zuvor gezeigten Mock-ups erstellte ich einen Animationsplan. Trotzdem durfte ich viele Sequenzen mehrfach fotografieren, da man oft erst im Prozess erkennt, was funktioniert und was nicht. Beispielsweise habe ich die Fotos der sich öffnenden Knospe, die das Häuschen enthüllt, viermal neu aufgenommen. Diese Szene war besonders aufwendig, da ich sechs Halbkreise übereinandergelegt hatte und kleine Stützen bauen musste, um sie von unten zu stabilisieren.
Nach jeder aufgenommenen Animationssequenz habe ich die Bilder in After Effects übertragen. Anschließend begann die aufwendige Auswahl: Ich musste fehlerhafte Aufnahmen aussortieren, da ich trotz optimierter Kameraeinstellungen kleine Fehler beim Fotografieren gemacht habe.
Da ich am Boden gearbeitet habe, hatte ich zusätzlich mit herumwirbelndem Kaninchenfell und anderen Fusseln aus der Umgebung zu kämpfen. Einige Fotos musste ich deshalb löschen, weil sich Fellbüschel ins Bild geschlichen hatten. :)
Am Ende entstanden drei Hauptsequenzen für den Trailer. In After Effects konnte ich die Beleuchtung, die trotz aller Vorbereitung nicht ganz perfekt war, zumindest teilweise korrigieren und ausgleichen.
Typografie
Danach habe ich mich mit der Typografie beschäftigt, die ich in After Effects erstellt und animiert habe. Die Schrift für „Unusual Films“ habe ich vom Plakat abgeleitet. Aufgrund ihres handschriftlichen Charakters bot es sich an, den Text wie von Hand hineinschreiben zu lassen.
Für den Untertitel „for unusual people“ sowie den übrigen Text habe ich Century Gothic verwendet, da diese Schriftart stilistisch gut zum Ausgangsplakat passt. Die Textanimationen habe ich bewusst dezent gehalten, um nicht von der aufwendig gestalteten Stop-Motion-Animation abzulenken. Dafür eignete sich die Schreibmaschinen-Animation.
Neue Elemente
Ich habe weitere Elemente in die Animation eingebaut. Das Häuschen verwandelt sich in eine Rakete, also habe ich zusätzlich Sterne integriert. Zum Thema „Fliegen“ passten auch die Wolken, auf denen ich die Genres des Filmfestivals platziert habe. Die Wolken habe ich nachträglich in After Effects gestaltet. Sterne und Wolken tragen dazu bei, die Animation inhaltlich zu verbinden.
Musik!
Die Musikauswahl traf ich erst relativ spät im Prozess. Mir war wichtig, einen Song zu finden, der sich gut an die bestehende Animation anpassen lässt und nicht umgekehrt. Da ich die Sequenzen bereits aufwendig fotografiert hatte, konnte ich die Animation nur bedingt nachträglich auf den Takt des Liedes abstimmen.
Ich entschied mich schließlich für das Stück Violin Tsunami von Kishi Bashi aus dem Jahr 2019. Der Rhythmus passte bereits sehr gut zum Rhythmus meiner Animation, und mit einer Länge von 5:39 Minuten bot das Lied ausreichend Material, um passende Passagen auszuwählen.
Die Ergebnisse
Ich habe mich sehr gefreut, als der HD-Trailer schließlich fertig war und ich mit dem Ergebnis zufrieden sein konnte. Anschließend widmete ich mich den weiteren Produkten.
Für den Loop erstellte ich neue Fotos, während ich für die GIFs kurze Sequenzen aus der Hauptanimation auswählte, an das Format anpasste und einige gestalterische Elemente ergänzte, um die Komposition zu optimieren.
Die größte Herausforderung war der Social-Media-Trailer, allein schon deshalb, weil das Hochformat natürlich ganz andere Anforderungen stellt als ein Querformat. Da ich die Animation nicht komplett neu erstellen wollte, passte ich stattdessen den Bildausschnitt an das neue Format an.
Zum Schluss gestaltete ich noch das Instagram-Insert, bei dem ich ausschließlich mit digital animierten Elementen aus den Originalbildern gearbeitet habe.
Bei diesem Projekt konnte ich viele meiner bisherigen Erfahrungen in den Bereichen Gestaltung, Projektplanung und Fotografie einbringen. Wie immer spielten Recherche, Brainstorming und sorgfältige Planung eine zentrale Rolle, um das Projekt effizient umsetzen zu können.
Ich habe dabei auch wieder gemerkt, wie wichtig es ist, Pausen einzulegen. Sie geben meinem Brain Raum, um kreative Ideen zu entwickeln und Probleme zu lösen.
Durch den umfangreichen Arbeitsprozess habe ich viel dazugelernt. Besonders spannend war es, diese Art von Projekt in einen praktischen und beinahe professionellen Kontext zu bringen. Der starke Praxisbezug war sehr wertvoll.
Keine Stop-Motion-Animation gleicht der anderen, und auch in diesem Projekt bin ich auf neue Herausforderungen gestoßen. Es war überraschend schwierig, mit den wenigen und bewusst reduzierten Elementen des Plakats eine visuell ansprechende Animation zu gestalten.
Beim nächsten ähnlichen Projekt würde ich den fotografischen Prozess weiter optimieren. Trotz abgedunkelter Fenster hatte ich teilweise noch mit unerwünschter Lichteinstrahlung zu kämpfen. Auch die Kameraeinstellungen lassen sich sicher noch besser anpassen. Stop-Motion erfordert grundsätzlich viel Zeit, aber ein gut vorbereitetes Studio-Setup kann den Prozess deutlich effizienter machen.
Ich merke außerdem, dass ich mit After Effects zunehmend sicherer arbeite, auch wenn meine Kenntnisse noch eher im Grundlagenbereich liegen. Natürlich hätte ich diese Animation auch rein digital umsetzen können, aber ich wollte bewusst nicht nur am Rechner arbeiten. Das Handwerkliche und Präzise liegt mir, und ich schätze die kreative Abwechslung, die analoge Techniken mit sich bringen.
Jedenfalls hat dieses anspruchsvolle Großprojekt mir viel Freude bereitet. Vielen Dank an Sven Rohloff für die geduldige Unterstützung und das hilfreiche Feedback.