In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
„Im Sommersemester visualisieren wir Musik und Klang!“
Eine Visualisierung der Symphonie Le sacre du printemps von Igor Strawinsky. Mit der Expertise eines Musikwissenschaftlers und mit der Herausforderung eine arrhythmische Symphonie in ihre Einzelteile zu zerlegen.
Mein Part: II. Mystic Circles of the Young Girls
„Langsam schließe ich meine Augen und versinke in Trance. Unter mir öffnet sich ein Raum auf, ich schau mich um und falle. Ein kurzes Zucken, dann löst sich mein Bewusstsein: ich beginne zu treiben. Fragmente von Erinnerungen tauchen auf: zuerst mystisch und unklar, dramatisch und wieder ruhig. Ein so schön leidenschaftlicher Tanz verwebt meine Realität mit Wunsch und Absurdem. Frage und Antwort, Ballung und Luft und mein Blick folgt dem Strom. Möchte nicht aufhören mich darin treiben zu lassen. Ich werte, fühle und verliere mich darin, bis der Morgen sich anbahnt und mich mit wuchtigem Bass herausreißt.“ KlangtRaum
Die Premiere des Sacres am 29. Mai 1913 im Pariser Théâtre des Champs-Elysées ist als einer der größten Skandale in die Musikgeschichte eingegangen.
»Für viele ist Sacre du printemps das erste Meisterwerk des 20. Jahrhunderts, das vollständig mit der Vergangenheit brach. Das Paradoxon aber ist, dass es gleichzeitig diejenige Komposition ist, die tiefer in der Tradition wurzelt als alle anderen Werke Strawinskys.« Peter Hill, 2002
»Bei der Uraufführung des Sacre spielte der Saal die Rolle, die er spielen musste: er revoltierte von Anfang an. Man lachte, höhnte, pfiff, ahmte Tierstimmen nach, und vielleicht ware man dessen auf die Dauer müde geworden, wenn nicht die Menge der Ästheten und einige Musiker in ihrer übertriebenen Eifer das Logenpublikum beleidigt, ja tätlich angegriffen hätten.« 1918, Jean Cocteau erinnert sich
Im Kurs analysierten wir klassische Musik anhand Rhythmusübungen, Expertise von Professor Eichhorn und musikalischen Parametern. Angefangen haben wir mit den zwei Stücken von Mahler und Strauß, an denen wir das Visualisierung von einzelnen Parametern als Motive übten. Zusätzlich lernten wir das Programm Sonic Visualizer kennen, das musikalische Parameter auf wissenschaftliche Genauigkeit getrennt visualisiert.
Als es dann zum finalen Stück Le sacre du printemps von Igor Strawinsky ging, schauten eine Doku über die besondere Geschichte zum Stück und erhielten eine Partitur, Videos zur Recherche von Dirigenten, Orchester und Tanzaufführung. Wir haben gelernt, das Stück zu begreifen.
Anschließend ging es darum, die Visualisierung der Zeit und des Raumes von Klang digital zu gestalten und die Programme dafür zu studieren.
Das Stück erzählte bereits seine eigene Geschichte, deshalb war die Schwierigkeit dabei, diese hinten anzustellen und für die musikalischen Motive eine neue Story zu erzählen.
Im Sonic Visualizer begann ich die Parameter aufzuteilen und tiefer zu verstehen. Außerdem diente mir das Programm als Farbinspiration, Bildmaterial und Notizbuch zugleich.
Je mehr ich in die Materie einstieg, desto mehr Ideen überwältigten mich. Die herausragende Konstante meiner Ideen und in allen Konsultationen war, dass das Stück einen in eine Gedankenwelt reinzieht und die Melodie etwas von einem schweren Traum oder leidenschaftlichen Tanz hatte. Doch wie setzt man das um?
Ich hatte währenddessen angefangen im Wahlmodul Blender zu lernen und war ganz baff von dem Interface und den Möglichkeiten eine eigene Welt zu erschaffen. Dadurch entstand dann meine kleine Traumwelt, mit Landschaft, Bett und Flügel. Außerdem ließ ich mich von einer Lasershow eines Planetariums inspirieren, einen Globus um meine Welt zu bauen, auf den ich etwas animieren/projizieren konnte.
Im Machen kamen mir dann immer mehr Ideen, die für mich erstmal nicht möglich erschienen umzusetzen. Trotzdem wollte ich meinem Konzept eine Chance geben. Ich saß mich dran, schaute Tutorials und holte mir Ratschlag und Hilfe, um einen Teil meiner Traumwelt in die Wirklichkeit zu holen.
Das Projekt war für mich eine intensive Auseinandersetzung mit neuen gestalterischen Ausdrucksformen, der Komplexität von Entscheidungsfindung und dem Umgang mit technischen und kreativen Blockaden. Es war neu für mich, Musik so bewusst in ihre Einzelteile zu zerlegen und sie über Bildsprache erfahrbar zu machen. Besonders spannend fand ich, mit einem mir fremden Programm wie Blender zu arbeiten und dabei eigene Wege zu finden, musikalische Strukturen zu übersetzen. Nicht alles lief glatt, manches hat länger gedauert oder sich komplett verändert. Aber gerade das war Teil des Prozesses.
Ich habe gelernt, Entscheidungen stärker intuitiv zu treffen und Vertrauen in mein gestalterisches Empfinden zu entwickeln. Inhaltlich habe ich viel über Reduktion, Rhythmus und das Zusammenspiel von Ton und Form gelernt. Außerdem war ich überrascht, wie viel ich in der letzten Woche noch rausholen konnte. Ich bin nicht mit meinem Weg dorthin, aber mit meinem Ergebnis sehr zufrieden.
Danke an Cora für deren Unterstützung in einem Moment, in dem mentale und technische Blockaden für mich schwer zu überwinden waren.
Und vielen Dank an die betreuenden Professoren und Lehrenden: Prof. Wucher, Prof. Dr. Eichhorn und Herr Jüsche für die Unterstützung, das Vertrauen und den Raum zum Experimentieren.