In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Alles ist vergänglich, nichts ist für immer. In diesem gestalterisch-experimentelles Studio-Projekt zum ehemaligen Kaufhaus Zeeck setzte ich mich damit auseinander, wie alles im Wandel ist und wie wir alten Zeiten hinterhertrauern.
Im Zentrum Dessaus befindet sich das ehemalige Kaufhaus Zeeck. Vor 100 Jahren noch stark besucht, steht es heute nur noch im Schatten seiner selbst. In diesem Projekt war es unsere Aufgabe, mit den Überresten von Materialien und Einrichtungsgegenständen zu arbeiten und diese kreativ zu inszenieren.
Obwohl das Kaufhaus über die Jahre sehr heruntergekommen ist, hat es einen gewissen Charme auf mich. Ich bin generell ein großer Fan von Lost Places und war unter anderem deswegen sehr inspiriert. All die vergessenen Gegenstände, ramponierten Wände und Fenster haben wahnsinnig spannende Geschichten erzählt. Ich muss zugeben, es gab Momente, an denen ich mich im Kaufhaus etwas geekelt habe, aber meine Faszination war stets im Vordergrund.
Nach dem ersten Besuch des Kaufhauses brainstormte ich mit einigen Kommilitonen und wir stellten unsere Ideen vor. Schnell kristallisierte sich bei mir heraus, was ich an dem ehemaligen Einkaufszentrum am spannendsten fand und was mein Hauptthema sein sollte: Vergänglichkeit. Ich wollte mich mit dem Kontrast zwischen der Blütezeit des Kaufhauses und dem aktuellen Verfall auseinandersetzen. Zuerst plante ich ein Fotobuch zu gestalten, das den heruntergekommenen Zustand dokumentiert und in Mini-Storys erzählt, wofür dieser Ort einst genutzt wurde.
Allerdings hatte ich noch eine andere Idee, die laut Feedback weitaus spannender und ungewöhnlicher war, weshalb ich mich auf diese fokussierte. Ich zog Parallelen zwischen einem Kaufhaus, was über seine damalige Belebtheit und Aufmerksamkeit reminisziert, und Personen, die sich nach Liebe sehnen, diese aber nicht bekommen.
Meine erste Herangehensweise hierfür war ein humorvolles Zusammenspiel zwischen Text und Bild. Ich begab mich auf die Suche nach den abturnendsten oder lustigsten Biografien auf Datingplatformen. Diese kombinierte ich mit Fotos aus dem Kaufhaus, die deren Message unterstreichen oder ihnen einen neuen Twist geben. Daraus wollte ich einen Abreißkalender gestalten, da diese für mich auch für Vergänglichkeit stehen, da jeden Tag eine Seite abgerissen und weggeworfen wird.
Das Projekt entwickelte sich dahin, dass die finale Abgabe ein Video sein sollte, was mich zunächst vor einige Schwierigkeiten stellte. Ich erstellte aus meinen Fotografien eine Diashow und paarte die einzelnen Momente mit Audiospuren der Datingbiografien, die ich von Freunden verlesen ließ. Ich verwendete in meinem Video viele Effekte, sowohl visuell als auch auditiv, und wollte nach wie vor, dass dieses Projekt einen humorvollen Aspekt hat, aber laut Feedback war das Gegenteil der Fall. Mein Video wirkte befremdlich, fast unheimlich.
Daraufhin änderte ich mein Konzept und versuchte es gefühlvoller und sinnlicher, da Vergänglichkeit und Liebe sehr sensible Themen sind, die vielleicht eine entsprechen ernsthafte Behandlung verdienen.
Meine neue Idee war ein Video mit einer mehrdeutigen Geschichte. Ich schrieb einen Text, der einerseits auf den Verfall des Kaufhauses, andererseits auf den Schmerz einer Person bezogen werden kann, die ihre Liebe verloren hat.
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Ich weiß, wir haben schon oft darüber gesprochen und ich bin mir sicher, du kannst es langsam nicht mehr hören…
Und es tut mir leid, dass ich schon wieder mit diesem Thema anfangen muss, aber es… ich kann das einfach nicht mehr… Dieses Gefühl, dass ich weggeworfen wurde… einfach so ersetzbar zu sein.
Du hast zwar gesagt, dass du trotzdem gern noch Zeit mit mir verbringst, aber du weißt nicht wie kaputt mich das macht.
Es tut einfach weh… da ist diese schmerzende Leere in mir und ich weiß nicht, wie lange ich diese Fassade noch aufrechterhalten kann, dass ich mit dieser Situation zufrieden bin.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass du dich gar nicht für mich interessierst, mich gar nicht mehr richtig siehst… zumindest nicht so, wie ich von dir gesehen werden will.
Ich habe einfach dieses Gefühl, versagt zu haben…
Mir ging es damals nicht gut und ich hätte das früher kommunizieren sollen, damit wir daran arbeiten können. Aber das habe ich nicht. Und du weißt nicht, wie sehr ich das bereue.
Aber ich hatte einfach Angst, Klartext zu reden… Angst vor dem, was kommen könnte…
Aber jetzt habe ich nur noch Angst vor dem, was wahrscheinlich nie mehr wieder kommt.
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Um die Wirkung des Textes zu unterstreichen, versuchte ich das Video ruhig wirken zu lassen, als eine Art stiller Schmerz. Ich verzichtete auf energetische Effekte und setzte auf Einfachheit. Ich wollte eine desolate Ruhe erzeugen, die den Standpunkt des Inhaltes verdeutlicht, ohne zu direkt zu sein. Um hierbei dennoch eine Spannung zu bewahren gibt es ein Wechselspiel zwischen Bewegt- und standbildern, welchen ich ich durch subtile Effekte wie Lichtflackern oder sich verändernde Schärfe eine tiefere Bedeutung zuwies. Ich entschied mich für eine generell düstere und angespannte Stimmung, die ich durch Farbbearbeitung und einen Körnungseffekt weiter verstärkte.
Ich war während des Verlaufes des Kurses recht skeptisch, ob ich etwas auf die Beine stellen könnte, was mich zufriedenstellt, da ich kaum professionelle Erfahrung im Videodreh habe. Ich habe aber stets versucht innerhalb meiner Limitationen ein Ergebnis zu erzielen, das eine starke Wirkung hat. Ich habe versucht, die Eigenheiten meiner nicht perfekten Videos zu nutzen und diese gewinnbringend in mein Konzept zu integrieren und ich glaube, dass mir dies recht gut gelungen ist. Der Großteil des Feedbacks, das ich zu meinem Video bekommen habe, ist, dass es sehr emotional und wirkungsvoll sei. Ich persönlich bin rückblickend auch recht zufrieden mit meinem Ergebnis, trotz mangelnder Erfahrung und einigen Schwierigkeiten.