In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In diesem Kurs ging es darum, Typografie neu zu denken, fernab klassischer Gestaltungsraster. Durch experimentelle, analoge Methoden wurden Schrift und Form auf unkonventionelle Weise erforscht. Ziel war es, Raster in Dingen zu entdecken, über die man sonst nicht nachdenken würde. Eine intensive gestalterische Auseinandersetzung mit Typografie als Prozess, Material und Ausdrucksform.
Wie oft gehen wir durch die Straßen, ohne wirklich hinzusehen? An Dingen vorbei, die still ihr kreatives Potenzial in sich tragen, doch weil sie für sich allein stehen, nehmen wir sie kaum wahr. Genau das möchten wir mit Typografie erforschen: Schrift entdecken, wo scheinbar keine ist. Versteckte Formen, Strukturen und Bedeutungen sichtbar machen.
Auf diesem Weg haben wir viel ausprobiert, geforscht und experimentiert, manches hat überrascht, manches funktioniert, manches weniger. All diese Erfahrungen möchte ich nun zeigen und reflektieren.
Eine der ersten Aufgaben bestand darin, durch unsere Umwelt zu gehen, nach potenziellen Rastern zu suchen und diese zu fotografieren. Auf dieser Grundlage entwickelten wir dann ein Raster, aus dem sich bereits erste Buchstabenformen ableiten ließen.
Nach dem ersten Feedback war mir schnell klar, auf welches Grid ich mich konzentrieren wollte. Von da an begann der Prozess, meine Schrift Schritt für Schritt weiterzuentwickeln, immer wieder neu zu verfeinern, zu verändern und auszuprobieren.
Für meine Typo „Splitting Wood“ habe ich mich von unregelmäßig gestapelten Holzspalten inspirieren lassen. Mich faszinierte der grobe, natürliche Look und die scheinbar ungeordnete Struktur. Diese rohe Ästhetik wollte ich in meine Buchstaben übertragen, nicht als streng geometrisches Grid, sondern als Raster, das von Materialität und Zufall lebt.
Ursprünglich war es ein zufällig ausgewähltes Muster, in dem ich anfangs kaum Potenzial sah. Doch je länger ich damit arbeitete, desto spannender wurde es für mich. Auf den ersten Blick wirkten die Holzstapel wie ungeordneter Müll, aber bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine wilde, fast konzeptionelle Ordnung. Genau dieser Gegensatz hat mich begeistert. Die Schrift gefiel mir umso mehr, weil sie etwas Hartes, Rebellisches ausstrahlt, Eigenschaften, die mich selbst stark ansprechen.
Unsere nächste Aufgabe war es, gemeinsam mit den Leuten von der Druckbar im Vorort einen Riso-Druck zu erstellen. Diese Aufgabe hat mir besonders Spaß gemacht, da ich diese Drucktechnik schon lange einmal ausprobieren wollte und ich die dahinterliegende Arbeitsweise sehr spannend finde. Besonders faszinierend war für mich, wie intensiv und leuchtend die Farben wirken können.
Wir durften uns zwei Farben aussuchen, ich entschied mich für Schwarz und Gelb, da ich fand, dass diese Kombination die Strahlkraft des typischen Riso-Gelbs am besten hervorhebt und einen starken Kontrast erzeugt.
Gestaltet werden sollte ein A3-Poster mit einem Zitat aus dem Grundgesetz, das uns auch im weiteren Verlauf des Projekts begleiten würde. Für mich war es eine großartige Erfahrung, und die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen.
Der nächste Schritt bestand darin, unsere Kreativität und unseren Bezug zur Schrift noch stärker herauszuarbeiten, indem wir eine Pixel-Schrift entwickelten. Vorgaben gab es keine, wir sollten einfach das gestalten, wozu wir Lust hatten.
Ich entschied mich für eine fantasievolle Schrift, die mich an die Typografien erinnerte, die damals auf meinem Nintendo aufleuchteten. Ein Hauch Nostalgie, kombiniert mit einem Stil, wie man ihn vielleicht in Fantasy-Videospielen finden könnte. Diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß bereitet.
Allerdings habe ich die Schrift nicht weiter ausgebaut, da mein voller Fokus auf meiner „Splitting Wood“-Typografie lag.
Die Arbeit am Magazin war im Nachhinein eine sehr interessante, aber auch nervenaufreibende Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde. Ich habe unglaublich viel Zeit damit verbracht, meine Designs immer wieder zu optimieren, so lange, bis ich irgendwann keine Kraft mehr hatte.
Meine Inspiration war, wie so oft, ein sehr maximalistischer und kontrastreicher Ansatz. Gleichzeitig wollte ich mit dem Thema Grundgesetz spielen und eine politische Wirkung erzielen. Teilweise ist mir das auch gelungen. Besonders wichtig war mir dabei, dass das Layout nicht nur formal spannend aussieht, sondern auch eine gewisse inhaltliche Schärfe vermittelt.
Der anstrengendste Teil war allerdings die Bildbearbeitung. Das Ausbessern und Nacharbeiten der Fotos hat mir wirklich jeden letzten Nerv geraubt. Im Nachhinein kann ich zwar darüber lachen, doch in dem Moment hat es mich sehr gestresst. Ganz zufrieden bin ich mit dem Endergebnis zwar nicht, aber vielleicht gehört genau dieses Gefühl auch dazu: dass man nie vollständig fertig ist und immer noch etwas verbessern möchte.
Für das Poster habe ich mich – wie so oft – für starke Kontraste und eine reduzierte Farbwahl entschieden. Nur zwei Farben sollten es sein, damit die Botschaft klarer wirkt: ein kraftvolles Motiv in der Mitte, meine Schrift bewegt sich spielerisch darum herum, ein Zusammenspiel von Bildstärke und typografischer Lebendigkeit.
Das Motiv stammt von Walt Cassidy, einem zentralen Künstler der Club Kids in New York in den späten 80er- und 90er-Jahren. Seine Fotografien dokumentieren das Nachtleben, in dem extrovertierte Looks, Gender-Fluidität und kreative Selbstdarstellung eine große Rolle spielten. Cassidys Arbeiten sind mehr als reine Dokumentation: Sie transportieren eine Haltung, ein Lebensgefühl und eine Sensibilität für Identität und Subkultur, die mich stark inspiriert haben.
Ich habe das Motiv vektorisiert und meine Typografie spielerisch darum herum gesetzt, nicht als bloße Verzierung, sondern als integralen Teil der Komposition. Die Schrift bewegt sich um das Bild, reagiert auf die Dynamik des Motivs und verbindet Bild und Typografie zu einem harmonischen Gesamtbild.
Mit diesem Projekt bin ich wirklich sehr zufrieden. Endlich kommen all meine gestalterischen Vorlieben, starke Kontraste, prägnante Bildsprache und experimentelle Schrift, zusammen und ergeben etwas Eigenes, das stimmig wirkt.
Der Kurs war für mich eine unglaublich vielseitige und inspirierende Erfahrung, die mir gezeigt hat, wie unterschiedlich und experimentell Typografie sein kann. Angefangen bei der Entwicklung meiner eigenen Schrift „Splitting Wood“, über die spielerische Arbeit mit Pixel-Schriften bis hin zu Projekten wie dem Riso-Druck, dem Magazin und dem Poster, jedes Modul hat mir neue Perspektiven eröffnet.
Besonders wertvoll war für mich die Arbeit mit der Umwelt als Inspirationsquelle. Ob Holzspalten, unregelmäßige Raster oder andere Alltagsgegenstände, all diese Elemente haben mir gezeigt, dass Kreativität oft in den Dingen steckt, die man zunächst gar nicht wahrnimmt. Gleichzeitig habe ich gelernt, wie wichtig der Prozess des Ausprobierens, Verwerfens und erneuten Entwickelns ist. Manche Ideen entwickelten sich erst mit der Zeit, andere stellten sich als weniger geeignet heraus – beides war Teil des Lernens.
Die Arbeit mit unterschiedlichen Techniken hat mir zudem die Vielfalt typografischer Ausdrucksmöglichkeiten verdeutlicht: Pixel-Schriften erlauben spielerische Freiheit und Nostalgie, Riso-Druck vermittelt Materialität und intensive Farbwirkung, während das Magazin und das Poster meine Fähigkeit gefordert haben, komplexe Layouts zu planen und visuelle Hierarchien zu schaffen. Dabei habe ich sowohl gelernt, mit Frustration umzugehen – wie beim stundenlangen Bildbearbeiten, als auch die Freude zu schätzen, wenn ein Projekt schließlich stimmig und kraftvoll wirkt.
Insgesamt hat der Kurs meinen Blick für Typografie geschärft, meine experimentelle Herangehensweise gefördert und mir gezeigt, wie stark Schrift, Bild und Gestaltung zusammenwirken können. Ich habe nicht nur neue Techniken erlernt, sondern auch meine eigene kreative Handschrift gefunden, eine Mischung aus Kontrast, Materialität, spielerischer Freiheit und persönlicher Ausdruckskraft.
Abschließend möchte ich Prof. Christ herzlich danken für das immer hilfreiche Feedback, die konstruktiven Anregungen und die Unterstützung während des gesamten Kurses. Es hat mir sehr geholfen, meine Projekte weiterzuentwickeln und über mich hinauszuwachsen.