In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Im Wahlmodul Typografie und Schriftgestaltung bei Prof. Gerald Christ im Sommersemester 2024 entwickelte ich experimentelle Schriften auf Basis systemischer Prinzipien wie Raster, modularen Formen und Wiederholungen. In der ersten Phase entstanden eigene Schriftentwürfe, inspiriert von fotografierten Strukturen und natürlichen Rastern. Anschließend wurden die Schriften in einem gestalteten Medium etwa einem Plakat zum Thema Grundgesetz angewendet und weiterentwickelt.
Zum Einstieg in das Projekt erhielten wir die Aufgabe, eine Schrift auf Basis eines frei gewählten Rasters zu entwickeln. Dabei entwarf ich zwei Varianten eine Regular und eine Thin-Version , um die Wirkung des Systems in unterschiedlichen Gewichtungen zu erproben.
Typedesign -> Light
Die „Light“ Variante basiert auf einem modularen Gitternetz, das klare Strukturen vorgibt, aber zugleich Spielraum für individuelle Formen lässt. Durch asymmetrische Pixelkurven und unregelmäßige Brechungen entsteht eine subtile Schiefe, die der Schrift eine weiche, fast fließende Wirkung verleiht.
Die Buchstaben bewegen sich innerhalb des Rasters, brechen es jedoch bewusst an einzelnen Stellen auf, um Lebendigkeit und Rhythmus zu erzeugen. Dadurch wirkt die Schrift weniger technisch und erhält eine organisch-experimentelle Anmutung.
Typedesign ->Regular
In der „Regular“-Version wird die Schiefe nicht über eine Neigung erzeugt, sondern durch gebrochene Verläufe und gezielt unregelmäßige Pixelkanten. Das streng quadratische Raster erinnert an frühe digitale Typografie und schafft Wiederholung, Struktur und visuelle Ordnung.
Gleichzeitig nutzen die Buchstaben dieses starre System, um daraus bewusst auszubrechen ein Spannungsfeld zwischen Rasterdisziplin und gestalterischer Freiheit. So entsteht eine Schrift, die digitale Präzision mit handwerklicher Eigenwilligkeit verbindet.
Die Schrift Nuno basiert auf einem geometrischen Kreissystem, das als strukturelles Raster für alle Buchstaben dient. Ihr Entwurf verbindet Präzision und Verspieltheit: Aus der Wiederholung runder Module entsteht eine weiche, organische Typografie mit hohem Wiedererkennungswert.
Die voluminösen Formen erinnern an Zuckerwatte oder Blasen und verleihen der Schrift eine freundliche, fast taktile Anmutung. Trotz der verspielten Erscheinung bleibt die Lesbarkeit klar erhalten.
Nunο eignet sich besonders für plakative und experimentelle Anwendungen, bei denen Typografie selbst zur Gestaltung wird ein harmonischer Dialog zwischen Systematik und Emotion.
Die Schrift Inclino Sans entstand auf Basis eines abstrakten, malerischen Rasters. Die geneigten Buchstaben verbinden eine kontrollierte Schieflage mit klarer Lesbarkeit und erzeugen dadurch eine spannungsvolle Dynamik. Das Schriftbild vermittelt Bewegung, ohne an Struktur zu verlieren. Durch diese Balance eignet sich die Schrift besonders für plakative, künstlerische und experimentelle Anwendungen sowie für den Einsatz in expressiven Editorial Layouts.
Die Schrift Path Construct basiert auf einem Raster, das aus den organischen Strukturen eines Mondkraters entwickelt wurde. Die unregelmäßigen, kraterähnlichen Formen dienten als gestalterische Grundlage für ein System, das zwischen Ordnung und Zufall oszilliert.
Durch bewusste Schiefe, gebrochene Linien und handgezeichnete Winkel entsteht eine Schrift, die Bewegung und Eigenwilligkeit verkörpert, ohne ihre Lesbarkeit zu verlieren. Path Construct vereint systematische Konstruktion mit intuitiver Formfindung und zeigt, wie natürliche Strukturen in typografische Systeme übersetzt werden können.
Der Risodruck entstand als experimentelle Auseinandersetzung mit der Wechselwirkung von Typografie, Fläche und gesellschaftlichem Inhalt. Ausgangspunkt war der Schriftentwurf Path Construct, dessen geometrisch gebrochene Formensprache durch den Riso-Druckprozess weiter verfremdet und intensiviert wird.
Überlagerte Farbebenen, Rasterverschiebungen und minimale Ungenauigkeiten erzeugen Bewegung und Tiefe. Die Komposition visualisiert das Spannungsfeld zwischen Ordnung und Auflösung eine gestalterische Metapher für demokratische Ideale und deren Fragilität.
Das Magazin AGAZON zeigt ein hohes Maß an typografischem Bewusstsein und gestalterischer Systematik. Besonders überzeugend ist die klare Gliederung zwischen den einzelnen Schriftentwürfen und der Bezug zu systemischen Gestaltungsprinzipien vom modularen Raster bis hin zu freien, handgezeichneten Formen.
Die Kombination aus konzeptioneller Tiefe (z. B. „Nuno“ mit Kreismodulraster oder „Path Construct“ mit Mondkrater-Inspiration) und experimenteller Umsetzung vermittelt ein ausgeprägtes Verständnis für den Entwurfsprozess im Typedesign.
Das Layout wirkt durchdacht und rhythmisch große Weißräume, präzise gesetzte Rasterstrukturen und eine starke visuelle Hierarchie schaffen Lesefluss und Ruhe. Die Begleittexte sind informativ und transportieren den konzeptionellen Ansatz deiner Schriften verständlich. Insgesamt zeigt das Magazin einen professionellen, eigenständigen Gestaltungsansatz mit klarer gestalterischer Handschrift.
Das Projekt war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung, die mich sowohl gestalterisch als auch persönlich weitergebracht hat. Ich war von Anfang an motiviert und habe mich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt gleichzeitig hat sich das Modul zeitweise wie ein Großprojekt angefühlt, was stellenweise eine echte Herausforderung war.
Als zusätzlich mein Mac unerwartet den Geist aufgegeben hat, wurde die Situation noch stressiger, doch ich konnte dank eines Ersatzgeräts weitermachen. Rückblickend habe ich in vielen Bereichen dazugelernt besonders darin, strukturierter und effizienter zu arbeiten.
Auch wenn ich mit dem Endergebnis nicht zu hundert Prozent zufrieden bin, sehe ich genau darin einen wichtigen Teil des Lernprozesses. Perfektionismus ist im Design zwar ein Antrieb, darf aber nicht zur Blockade werden. Insgesamt war das Modul für mich eine wertvolle Erfahrung, die ich gerne wiederholen würde am liebsten in einer Phase mit etwas weniger parallelen Projekten.