In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Das Großprojekt dieses Semesters stand unter dem Thema: „Der Text gibt den Ton an - mit „Voicover“ experimentieren“
Es ging um die Bilder, die durch den Text maßgeblich beeinflusst werden. Vom Gedicht, der Poesie, über Romane, Zitate, philosophische Texte, Rap, Songtexte bis hin zu trockenen Texten, wie dem Grundgesetz war alles möglich. Alles konnte versucht werden. Von 60 Sekunden bis 6 Minuten.
Die Ausgangsfrage die dabei zu Beginn im Raum stand, wie kann ein Text visualisiert, verstärkt, dramatisiert oder kontrastiert werden, sollte uns mit dem weiten Feld des Voiceovers vertraut machen.
Als die Themen der jeweiligen Kurse veröffenticht wurden und wir uns dafür eintragen konnten, begann bereits meine Arbeit. Ich wollte keine Zeit verstreichen lassen, denn mir war klar, Corona lässt ein einfaches Arbeiten sicher nicht zu - Ich sollte damit recht behalten.
Da der Kurs einen Film forderte, der auf Grundlagen eines Textes entstand und uns die Frage stellte, wie Texte visuell verstärkt werden können, habe ich überlegt, welche Texte es mir denn einfach machen würden. Schnell kam ich zu der Folgerung, dass es sicherlich am Einfachsten sei, einen Text zu wählen, der zum Einen nicht bekannt genug ist, jedoch von einem bekannten Autor stammt und zum anderen nicht viel an Details preisgibt, da so die Erwartungshaltung niedrig gehalten werden kann und nicht viel vorweg genommen wird, gleichzeitig besteht aber etwas Vertrautheit mit der charakteristik des Autors, was den Text aufwertet.
Die Kriterien standen also relativ schnell fest und ich begann mir erste Ansätze zu überlegen und mögliche Texte zu suchen, wobei ich an meine Deutschstunden und an die Werke Kafkas denken musste. Texte, die mir vom Stil sehr gefielen, mit denen ich jedoch sonst nur wenig anfangen konnte.
Entschieden habe ich mich für die Kurzgeschichte „Der Nachbar“. In den 1920er Jahren geschrieben, geht es um einen jungen Mann, der sich von seinem Nachbarn in seiner Büroarbeit beobachtet und ausspioniert fühlt. Die Ängste äußert er in einem inneren Monolog und gibt somit dem Leser seine Motive zu verstehen.
Mir fehlte es etwas an Vorstellungskraft, verschiedene Szenen in nur zwei Orten stattfinden zu lassen. Vor allem mit dem Hintergedanken, dass ein Dreh mit mehreren Schauspielern wahrscheinlich besser zu lassen ist.
Ich hielt das Storyboard gerne offen. Es gab keine festen Szenen nur grobe Abläufe und einige Stellen auf die Acht gelegt werden musste, da sonnst Schnittfehler entstanden wären. Vorgestellt habe ich mir die Arbeit wie eine Art Fotoshoot, bei dem ich einem Model Anweisungen gebe, wie es sich zu bewegen hat und dabei etwas improvisiert wird. Mir war klar, dass diese Art der Arbeit keine Anwendung im Film findet, aber Unklarheiten in allen Bereichen dieser Produktion, haben mich dazu bewogen, diesen Weg einmal auszuprobieren.
So gut ich auch aussehen mag, meine Rolle habe ich doch eher hinter der Kamera gesehen - auch fand ich diese Position viel spannender. Doch das bedeutete, dass ich mein unglaublich ausgeprägtes Schauspieltalent nicht zur Schau bringen konnte. Einen Freund zu fragen, ob er mir hierbei aushelfen wollen würde, fiel auch aus, da ich mich auf Erfahrungen und das Können eines Schauspielers verlassen wollte.. und weil ich keine Freunde habe.
Also erstellte ich einen lieblos zusammengestellten Flyer mit eigener Casting-Mail, um einen Hauch Professionalität auszustrahlen. Diesen postete ich auf Facebookgruppen mit solch prägnanten Namen wie „Angebote für Darsteller, Schauspieler“ oder „Schauspieljobs“. Schnell wurde meine Anzeige unter den willigen Schauspielern verbreitet und die ersten E-Mails erreichten mich.
Glücklicherweise, man kann auch mal Glück haben, stellte sich die Suche nach einem Drehort als nicht sehr problematisch dar. In einem alten Fabrikgelände in Leipzig, unberührt von den meisten Menschen, konnte man hier viele gute Requisiten und eine tolle Kulisse finden. Lediglich die schlechte Isolierung, fehlende Heizung und eine schlechte Stromversorgung stellte mich später noch vor Herausforderungen.
Einiges musste noch eingerichtet werden. So füllte ich einen Schrank voller Bücher, stellte den Schreibtisch um und platzierte dort verschiedene Dinge, die einen „benutzten“ Schreibtisch ausmachen, stellte Stühle um, Zeichenbrett und viele, viele Kisten in den Hintergrund, um farblich die Brauntöne im Bild zu haben.
Die tolle Location macht natürlich schon viel her, jedoch stand ich noch ein paar Problemen gegenüber, die es zu lösen galt. Zum einen empfand ich die allgemeine Lichtstimmung als zu langweilig und unemotional. Ich wollte Licht durch das Fenster sehen, um den Raum hart auszuleuchten und gleichzeitig mit etwas Dunst Lichtstrahlen sichtbar machen. Die Sonne schein zu keiner Jahreszeit in dieses Fenster, so würde der Raum auch nie ausgeleuchtet werden. Hier baute ich eine waghalsige Konstruktion als zwei 2K Yellowheads an zwei 8 Meter langen Teleskopstangen zum Fensterputzen.
Alles war vorbereitet und dann..
Mitte Dezember kam es dann zum Lockdown und mein Schauspieler sagte ab, da er sich nun, aufgrund eines fehlenden Kitaplatzes, um seine Tochter kümmern müsse - Mist.
Da ich den Kontakt mit anderen Schauspielern nicht weiter gepflegt habe, war die Gewinnung eines neuen Schauspielers etwas schwierig.. hat sich dann aber doch noch ergeben - Glück gehabt.
Hui, da wurde es doch ein bisschen kalt und die fehlende Isolation und Heizung haben dabei nicht wirklich geholfen. Gemütliche 5-8 Grad Celsius waren es. Also eigentlich hat nur der Schauspieler gefroren, der generell schon etwas kälteempfindlich war. Durch die Arbeit, meine starke Anspannung und Aufregung sowie die schwere Kamera auf der Steadicam haben mich eigentlich nicht frieren lassen und die meiste Zeit bin ich im T-Shirt herum gelaufen. Nun wollte ich meinen Schauspieler keinen Kältetod sterben lassen oder ihn wütend den Raum verlassen sehen wollen - Eine Heizung musste her.
Aber Heizungen waren ganz schön teuer und ich entschied mich für eine Art Gasheizstrahler mit 10kW für den Außenbereich. Dieser war günstiger.. [Zum Selbstschutz werde ich diesen Text auslassen und weitere stümperhafte Vorgehensweisen auslassen] Zu Sicherheit installierte ich noch Melder für verschiedene Giftgase - aus Gründen - und lüftete den Raum alle 20 Minuten. Zum einen aufgrund der entstandenen hohen Luftfeuchtigkeit, die an den Fensterscheiben kondensierte und Tropfen bildete zum Anderen aus Gründen.
RAW aus der Kamera generell leider etwas zu dunkel aufgenommen.
REC709 (Man sieht schön, dass der Weißabgleich falsch sitzt)
Erste Anpassung des Weißabgleiches.
Anpassung der Helligkeit und anheben der Farbtemperatur, Kontrast verringern, Sättigung entnehmen.
..und fertig. In die Farbkorrektur ist wenig Zeit geflossen. Hier hat sich die Beleutung und das Setdesign/ Location bezahlt gemacht.
Mein Follow Focus fiel leider aus, somit musste ich manuell scharf stellen.. wie man sieht, hat oft nicht geklappt.
Einen Fehler, bei dem ich mich sehr ärgere, ist die Sache mit der Belichtung. Mein Monitor hat mir ein schön beleuchtetes Bild angezeigt, welches sich dann in der Post als zu dunkel herausstellte. Hier verlasse ich mich beim nächsten Mal nicht mehr drauf und werfe einen Blick mehr aufs Histogramm.
Zudem habe ich die Einstellungen der Kamera teilweise falsch gemacht. Wird eine Auflösung mit der Framezahl nicht unterstützt, so geht die Kamera in der Kompremierung schnell nach oben. Hier heißt es nur gut Aufpassen.
Gefilmt wurde mit der RED Epic Dragon 6K in 6K Open Gate, in 10:1, 12:1 und leider durch Fehler in 16:1 hauptsächlich mit 23,97FPS, 30FPS und 180 Grad Shutter Speed. Insgesamt wurden ca. 2TB an Material aufgenommen und ca. 60 Takes (Clips) erzeugt.
Kosten für den Film mit Anfahrten, Verpflegung etc. ca. 1600-1900 Euro (Technik die ich gekauft habe voll mit einberechnet)
Gedreht wurde an einem Wochenende, reine Drehzeit vielleicht 8 Stunden. Aufbau, Planung und Einrichtung hat die meiste Zeit gekostet, habe ich aber nicht gezählt.
Oh Gott, das hat mir an dem Projekt die meisten Sorgen gemacht - Das Voiceover.. Ich „wollte“ es einsprechen, dass der Schauspieler den Text einspricht hat leider zeitlich nicht mehr gepasst.. also muss meine zarte, engelsgleiche Stimme dafür herhalten. Wie viele finde auch ich meine Stimme fürchterlich.. zu hoch (vorallem wenn ich aufgeret bin), zu undeutlich, zu kraftlos und der leichte, ich hoffe leichte Mansfelder Dialekt. Nagut, da sich bis jetzt keiner beschwert hat, muss es erträglich sein und wir belassen es dabei und verdrängen den Punkt einfach mal.. Ok? GUT!
Nun.. wo fange ich?
Also meine Art, zu Drehen wie ein Fotograf fotografiert, empfand ich in der Zeit der Unplanbarkeit als sehr schönes lockeres Arbeiten ohne Zwang, bei dem viele spontane Handlungen in den Film übernommen wurden. Würde ich nochmal so drehen? Eine Doku oder Teile eines Imagefilms auf jeden Fall, einen Kurzfilm je nach Situation. Einen größeren Film sicher nicht.
Kommunikation ist wichtig.. Vielleicht habe ich Zusagen von einem Schauspieler als zu sicher gesehen und den Kontakt zu anderen vernachlässigt und dahingehend kein sicheres Backup geschaffen. Gerade in Zeiten von Corona wahr das fahrlässig. Darum würde ich beim nächsten Mal Kontakt bis zum letzten Drehtag mit genügend Leuten halten, um Ausfälle zu vermeiden.
Kenne deinen Drehort und schaue ihn dir genau an! Das Wetter und die fehlende Isolation des Gebäudes meine ich hier nicht mal so.. vielmehr die unterschiedlichen Sonneneinstrahlungen über den ganzen Tag verteilt. Besucht man den Drehort nur zu den gleichen Uhrzeiten, oder baut zu gleichen Zeiten auf, so entdeckt man nicht das volle Potenzial des Drehortes. Auch mit Sonnenapp erkennt man so zum Beispiel nicht, dass sich die Sonne in einem Nachbarfenster aus 50 Meter Entfernung spiegelt und so einen weiteren Lichteffekt erzeugen kann.
Die richtigen Leute finden, die Aufgaben übernehmen. Alle wollen Kamera machen, wenige wollen Ton machen, Licht ist auch nicht so interessant und sich nur darum zu kümmern, dass der Kameramann nicht fällt, Klappe schlagen, Szenen benennen und Klappe schlagen, Schärfe ziehen, Effekte machen,.. darauf hat keiner Lust.
Sich nicht entschuldigen. Jaaa, ich muss zugeben, dass ich mich das ein oder andere Mal beim Schauspieler und meiner Schwester, die mich einen halben Tag unterstützt hat entschuldigt habe, dass nicht alles rund läuft. Der Aufbau am Set war nicht immer nicht pünktlich, dies hat mich doch schon sehr nervös gemacht und zusammen mit der doch neuen Situation für mich stieg die Aufregung und es wurden Fehler gemacht, die nicht hätten sein müssen (Die Arbeit in 60 Takes). Also cool bleiben!
Auch wenn der Film nicht perfekt geworden ist und viele Fehler in sich trägt, so habe ich aus diesem Projekt wieder vieles mitnehmen und erfahren können. Das war es zum Schluss all das Geld, die Anstrengung und die Zeit wert und ich würde es jederzeit wieder tun :)