In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Willkommen bei der Dokumentation zu unserer digitalen Ausstellung „Kohle Macht _____“
Das intermediale Studio im Wintersemester 2021/2022 stand unter dem Thema Kohle. Betrachtet wurden dabei die verschiedenen Vorkommen des Kohlestoffs, die Bedeutung der Kohlewirtschaft, die ehemaligen und noch aktiven Kohlereviere und die komplexen Beziehungen in den Ökosystemen: Landschaft, Mensch und Gesellschaft.
Im Laufe des Projektes haben wir eine digitale Ausstellung entwickelt, welche das große Themenfeld „Kohle“ den Besucher:innen näher bringt und viele verschiedene Einblicke und Sichtweisen beleuchtet.
Dies ist die Projektdokumentation vom Organisationsteam, alle Einzelprojekte haben ihre eigene Dokumentation.
Das Projekt startete sehr offen nur unter dem Begriff Kohle. In Dessau befinden wir uns auf dem Schnittpunkt eines West-Ost-Kohlegürtels (von Frankreich/Belgien über das Mitteldeutsche Revier bis nach Polen/Tschechien) mit der Achse der Moderne von Weimar über Dessau nach Berlin. Ein weiterer Grund dieses Thema zu wählen ist, dass der konsequente Ausstieg aus der Kohlewirtschaft eine zentrale Rolle um unseren Planeten klimaneutraler zu gestalten.
So fingen wir in kleinen Teams mit einer allgemeinen Recherche zum Thema Kohle, die immer weiter vertieft wurde, an. Schnell entstanden daraus viele verschiedene Blickwinkel zum Thema Kohle, zum einen der Blick auf die Geschichte von Kohle, wofür sie genutzt wird, was kann aus alten Kraftwerken und Tagebau Seen gemacht werden bis hin zu dem Wunsch etwas Erlebbares zu gestalten. Aus diesen ganzen Eindrücken und der intensiven Recherche kristallisierte sich heraus, dass es einige gab, die gern eine Ausstellung zum Thema organisieren wollten und alle Projekte, die im Kurs entstehen werden, darstellen möchten. Das Studio ist dazu da, dass jeder seine Stärken ausbauen kann und neues lernt. So wurde beschlossen, dass es einzelne kleine Projekte geben wird und eine Gruppe, die sich um die Ausstellung kümmert. Dabei war der Hauptfokus auf die Strukturierung und Organisation des Kurses beziehungsweise der Projekte gelegt.
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Mit dem Ziel „Ausstellung“ fest im Blick, hatte das Orga-Team nicht nur Time-Keeping, Moderation und Tagesordnung zur Aufgabe, sondern auch die Rahmensetzung des Projektes.
Über einige wichtige Fragen haben wir unsere Vorstellungen konkretisiert:
Welchen Rahmen setzen wir uns? Wie können wir ein konkreteres Dachthema festlegen?
Zu diesem Zeitpunkt bestand das Team noch aus weiteren Mitgliedern, welche sich bei der Konzeption einbrachten: Veronika Stratiewski, Leo Altmann, Martin Nauman.
Ob per Meinungsbild im Check-In, oder einer konkreten demokratisch-anonymen Abstimmung zum Thema „Analog oder digital?“: an wichtigen Entscheidungen waren alle beteiligt.
Übersichten
Um die Vielzahl unterschiedlicher Projekte, ihren Fortschritt und deren Thematiken zu koordinieren, haben wir verschiedene Visualisierungsmethoden gewählt. Das gemeinschaftlich genutzte Miro-Board war hierfür eine praktische Unterstützung und wurde trotz zunächst analog stattfindender Kurstreffen von Anfang an genutzt.
User Journey
Ein wichtiger Part einer jeden Ausstellung. Die dazu entstandenen Fragen zum emotionalen Impact und der Informationsart der einzelnen Ausstellungsstücke halfen vor allem, um die Ideen der Exponate zu konkretisieren.
Letztlich haben wir uns für relativ freie Themeninseln bzw. Themenräume entschieden. Dabei kommt jedes Projekt in den beiden passendsten Räumen vor, um jeweils die meist möglichen Eindrücke zu generieren. Dabei gehen wir von einem gewöhnlichen Ausstellungsbesuch aus, bei dem man sich für gewöhnlich auch auf die persönlich am spannendsten empfundenen Themengebiete am meisten einlässt.
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Das Organisationsteam bestand zum Schluss aus drei Leuten, die sich um die Zeitplanung, Abgabemodalitäten, Organisation und Umsetzung der Ausstellung sowie auch einzelner Kursveranstaltungen kümmerten. Diese verschiedenen Aufgabenfelder gaben einen sehr guten Einblick in den Bereich der Projektplanung und Projektleitung. Unsere Kommunikation untereinander bestand aus den persönlichen Gesprächen am Campus in Dessau, Online-Meetings, E-Mails und gemeinschaftlichen arbeiten über Miro. Es war sehr spannend bei einem Designprojekt einmal nicht konkret etwas zu gestalten, sondern eher die ganzen Hintergrundprozesse mitzuerleben.
Ein gutes Zeitmanagement ist essenziell für Design-Projekte. Dank unserer Projektplanung mit vorausschauendem Puffer, konnten sowohl die Fertigstellung einzelnen Projekte als auch deren Einarbeitung in die Ausstellung-Website gewährleistet werden.
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Der Plan war anfangs eine physische Ausstellung zu erschaffen die eventuell auch als Wanderausstellung funktionieren kann, da machte uns jedoch die Covid-19 Pandemie einen Strich durch die Rechnung und wir beschlossen gemeinsam, dass es eine online Ausstellung werden soll. Die Herausforderung dabei ist es, jedem Projekt genug Raum zu geben und einen Character einer Ausstellung zu erschaffen. Bei der Recherche zu möglichen Konzepten und Ideen kamen viele interessante Wege auf. Jedoch mussten wir immer im Hinterkopf behalten, dass wir nur bis Ende Januar für die Umsetzung hatte und als die Entscheidung für eine Online-Ausstellung gefallen ist war es bereits Ende November und somit wurde die Zeit knapp. Dennoch einigten wir uns auf ein Konzept der Ausstellung mithilfe einer Website, da dies im zeitlichen Rahmen und unseren Möglichkeiten bestmöglich umzusetzen war.
Nach und nach nahmen auch die Projekte Gestalt an und wir konnten anfangen diese nach Themenbereichen zu clustern. Unterschieden haben wir in Umwelt, Geschichte, Leute und Energie, wobei jedes Projekt zu zwei dieser Themenbereiche zugeordnet wurde. Wir wollen mit dieser Ausstellung den Studierenden platz schaffen Ihre Arbeit zu präsentieren und die Besucher zum Nachdenken anregen. Aus diesem Grund liefern wir absichtlich keine Zukunftsszenarien oder Lösungsansätze. Wir setzten auf Qualität über Quantität und entschieden uns dafür die Ausstellung ausschließlich über den Desktop des PCs besuchen zu können, damit der Charakter beibehalten wird, dass man sich aktiv dafür entscheidet und sich die Zeit nimmt, die Ausstellung zu besuchen.
Das finale Ergebnis ist die Sammlung aller Projekte unter dem Namen Kohle Macht _______
Wie bereits im Prozess beschrieben, haben wir die verschiedenen Projekte in 4 Themenbereiche geclustert. Nachdem man auf die Website kommt, erscheint ein Intro-Video, sowie ein kurzer Beschreibungstext um den Besuchern zu erklären, was auf sie zukommen wird. Danach gelangt man in den Eingangsbereich, das Foyer, wo alle 4 Themenfelder angeordnet sind und sich farblich abheben, wenn man mit der Maus drüberfährt. Wenn man auf einen dieser Ausstellungsbereiche klickt, betritt man die Projekträume mit Inseln der einzelnen Projekte. Jedes Projekt hat noch einmal einen eigenen Raum bekommen, um sie bestmöglich hervorzuheben. Diesen Aufbau haben wir gewählt, damit alle Projekte den gleichen Stellenwert haben und keine Hierarchie entsteht. Von einem Projekt gelangt man immer zum nächsten beziehungsweise vorherigen Projekt in einem Themenfeld, so kann man einen Rundgang, durch die einzelnen Projekte einer Kategorie machen, um dann zu nächsten Kategorie zu schauen, nachdem man alle gesehen hat. Hierfür muss man ins Foyer, den Ausgangspunkt zurückkehren und den nächsten Themenbereich auswählen.
Den einzelnen Projekträumen haben wir verschiedene Farben gegeben. Umwelt hat die Farbe Grün, Energie die Farbe Blau, Geschichte hat einen Lila Ton und Leute ist Pink. Diese Auszeichnungsfarbe spiegelt sich ebenfalls in kleinen Akzenten auf den einzelnen Projektseiten wider.
Es ging uns um eine schnellstmögliche und zugleich ansprechende Umsetzung, damit alle Projekte darsgestellt werden können. Wir wollten es umsetzten und am Ende eine funktionierende Website haben. Aus diesem Grund, unser funktionierende Prototyp der Website:
Anhand der vielen verschiedenen Ansätze und Denk- und Arbeitsweisen unserer Kommiliton:innen konnten wir einen vielseitigen Einblick in das Thema Kohle gewinnen.
Als Organisations- und Ausstellungsteam sammelten wir umfangreiche Erfahrung und Eindrücke der Planung und Strukturierung von komplexten Projekten.
Die große Notwendigkeit von Limitationen und Orientierungspunkten im Designprozess wurden besonders deutlich, als uns die Pandemie abermals den Plan einer physischen Ausstellung hinterfragen ließ. Letztlich lastete die Ungewissheit schwerer als die Entscheidung zur digitalen Ausstellung, trotz beinahe gleicher Anteile in der Abstimmung.
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/// rethink /// 4. November
In der Marketingagentur in Berlin verlieh uns Brian O’Connor (Managing Partner) einen Einblick in die schnelllebige und im Wandel begriffene Welt der Werbemacher und Social Media Manager.
O’Conner sieht Designer als Product Ambassadors. Insgesamt steuere der Markt auf immer mehr Individualisierung zu, was beispielsweise Microtargeting aus Sicht von Werbeagenturen nötig macht. Außerdem sei es letztlich die Story der Kampagne, nicht die technisch perfekte Umsetzung, die den potentiellen Käufer überzeugen. Mit Nachdruck wies er darauf hin, dass Designer vor allem die Fähigkeit brauchen, ihre Ideen und Entwürfe überzeugend zu präsentieren sowie geschickt auf Kritik zu reagieren.
Mehr Einblicke in die Gedankenwelt gibt es auf der Website.
/// Futurium ///
“Ein Haus der Zukünfte.“ – Die Ausstellung bot ein reiches Spektrum an Inspiration. Mensch, Natur und Technik. Die verschiedenen Themenbereiche verliehen Einblicke in zukunftsweisende Informationen, in die Leben derer, die bereits neue Wege gehen, sowie in Techno-Utopien.
Besonders fiel die zusammenhängende Interaktivität der Ausstellung auf. Über ein NCF-Armband konnte man nicht nur nebenbei thematisch passende Fragen für eine Art Persönlichkeitstest beantworten, sondern sich auch die spannendsten Projekte speichern, um diese später online nachschlagen zu können.
Der Eintritt ist frei und es liegt nahe dem HBF. Schaut doch Mal vorbei, wenn ihr in Berlin seid!
/// Industriedenkmal Kraftwerk Zschornewitz - Forum Rathenau ///
5. November
Erinnerungskultur lebt! Zumindest in Zschornewitz. Ehemalige Arbeiter:innen des Kraftwerkes gaben uns eine Tour durch die verbliebenen Räume des stillgelegten Großbaus. Der Bau erfolgte 1915 innerhalb von nur 9 Monaten, um die Stromversorgung Berlins sicherzustellen. Auch die parallel dazu entstandenen Siedlungen zeugen von entschlossener Krisenbewältigung. Die persönlich erzählten Geschichten ließen uns in eine vernetzte Betriebsstätte blicken, die nicht nur Kohle verfeuerte, sondern auch Gips aus der Asche sowie Konsumgüter bis hin zur Hollywoodschaukel produzierte.
Trotz der starken, identitätsstiftenden Verbindung zum Kraftwerk, ist Zschornewitz dem Strukturwandel nicht zum Opfer gefallen, sondern hat sich gen Zukunft ausgerichtet. Partizipation sowie Zusammenhalt in der Kommune seien dabei von besonderem Wert, doch auch die vorherige Struktur- und Finanzstärke der Kommune verhalfen zu einem Vorteil gegenüber anderen Kommunen. Mit auf den Weg gaben sie uns außerdem: Wir sollen vorhandene Potenziale nutzen, Monofunktionalität und Überfluss überdenken sowie pragmatische Nachhaltigkeitsprozesse nutzen, wie sie früher schon aus Not heraus entstanden sind.
Für die Zukunft stand ein dezentrales Stromnetz mit Smart-Appliences, welche Energiepeaks abfangen können. Zurzeit erschweren Regularien den Netzausbau, bei dem jeder nicht nur Abnehmer, sondern auch Produzent sein könne.
/// Ferropolis ///
Ein lebendiges Museum: die Location ist vor allem für seine Festivals bekannt, welche normalerweise zwischen den fünf gigantischen Kohlebaggern stattfinden. Aber auch außerhalb der Feiersaison ist das Museum geöffnet. Die kaum vorstellbaren Ausmaße der Maschinen und Tagebaue wurden hier buchstäblich zum Greifen nah.
Zudem konnten wir dort Dr. Johannes Staemmler, Forschungsgruppenleiter des Instituts für transformative Nachhaltigkeisforschung (IASS), via Zoom zuschalten. Sein Spezialgebiet ist die Lausitz.
Strukturwandel ist zwar ein recht neuer Begriff, doch der Prozess ist schon immer allgegenwärtig. Lediglich eine Bewusstheit und die sehr hohe Dringlichkeit sind neu. Prozesse, die sich sonst selbstwirksam entwickeln, gelten als zu langsam. Doch auch die Verlängerung der Vergangenheit steht der regionalen Zukunft im Weg. Er verwies darauf, dass disruptive Eingriffe, wie Verbote, Entwicklungen fördern können.
In der Forschung sei es wichtig, Langsamkeit mitzubringen, Ruhe, damit man seine Überzeugungen zur Seite stellen kann, während man tatsächlich zuhört. Zu hohe Erwartungen an die eigene Veränderungswut werden oft enttäuscht, denn der Wandel brauche seine Zeit, so wie der Kontakt zu Menschen Langsamkeit braucht. Auch wenn keiner zur Kohle zurückwill, ist ein aufgezwungener Wandel kein guter Weg für eine gemeinschaftsstiftende, nachhaltige Transformation. So sei der Kohleausstieg 2038 für das Klima zu spät und für die Lausitz zu früh.