In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Diese Projektdokumentation zeigt den Entstehungsprozess einer neuen Generation an postschleimären Wesen und beschreibt insbesondere die individuelle Geschichte von Lefei, einem großen, gefährlichen und ekelerregenden extraterrestrischen Lebewesen.
Wir schreiben das Jahr 2022. Mitten unterm strahlend blauen Himmel in einer idyllischen, viel bewachsenen Landschaft liegt ein riesiger Flugkörper. Er ist auf den Campus der Hochschule in Dessau gestürzt. Grund für den Absturz waren kleine virenähnliche Wesen, die sich mit Saugnäpfen an die Außenwände des Raumschiffes geklebt hatten. Vor sich hat das Luftschiff einen Berg Erde aufgeschoben und scheint äußerlich unversehrt zu sein. Zu sehen sind lediglich ein paar Schrammen im Lack. Im Inneren des Raumschiffes befinden sich Mengen an dickflüssigem, radioaktivem und hochgiftigem Schleim, angereichert mit Teilen der DNA der sogenannten „Schleimis“, der Vorgängergeneration, die den Aufprall nicht zu überlebt haben scheint.
Schleim und Weltraumviren werden eins und verleiben sich Teile des Raumschiffes ein. Sie reißen es in Stücke und flüchten in die Außenwelt. Eine neue Generation an postschleimären Wesen ist erwacht. Eine Generation an vielfältigen, bunten und völlig unterschiedlichen Wesen.
Eines davon ist Lefei. Sie ist eines der größten, ja wenn nicht sogar das größte Wesen der neuen Generation. Um was für ein Wesen es sich genau handelt, ist nicht ganz zu sagen. Sie besteht aus geometrischen Formen, die großteils mit stark entzündeter und pickeliger Haut überzogen sind. Aus ihr heraus ragt ein langes metallenes Teil des Raumschiffes. Kaum vorzustellen, unter welchen Schmerzen das Wesen leiden muss. Vielleicht ist es deshalb auch so wütend und schlägt bei ständig auftretenden Wutausbrüchen alles mit ihren langen, starken Tentakel kurz und klein. Lefei ist auf ihren wurmähnlichen Füßen nicht gerade schnell, doch so aggressiv, dass sie jeden Kampf gewinnt und mit Leichtigkeit überall zum Anführer der Gruppe wird. Um den Gegner einzuschüchtern, reicht meist schon ein lauter undefinierbarer Schrei.
Und genau darum ging es in diesem Kurs. Wir haben uns am Anfang mit der Entwicklung einer Story für die Entstehung der zweiten Generation an „Schleimis“ beschäftigt und darauf baute der komplette Verlauf des Kombinationskurses „Kex und Visu“ auf. Wir entwickelten unseren eigenen Charakter innerhalb dieser Geschichte, seine Persönlichkeit, seine Rolle in der Gruppe und natürlich auch das Äußere und bauten ihn anschließend komplett aus recycelter Pappe nach, sodass aus diesem Projekt zusätzlich ein Recyclingprojekt wurde. Wir lernten das perspektivisch richtige Zeichnen, zeichneten eine gedachte Umgebung passend zu unserer Figur in VR und noch so vieles mehr. Aber vor allem lernten wir, wie man frei und kreativ arbeitet, allein und in der Gruppe.
All diese Arbeiten in diesem großen Projekt soll die nachfolgende Dokumentation zeigen.
Im Kursteil Kex haben wir mit dem Anfertigen einer Schraffurzeichnung begonnen. Hier ging es darum, mit einer einheitlichen Schraffur in der Fläche Dreidimensionalität und Tiefe zu erzeugen.
Ich habe mich für eine gestrichelte Schraffur entschieden und hatte anfänglich keinen wirklichen Plan, zeichnete einfach drauf los und versuchte fließende Bewegungen durch die kreisähnlichen Muster zu erzeugen.
Nach und nach entstand ein vollständiges Bild, in dem ich durch verschiedene Schwarztöne und Strichstärken versuchte, Tiefen zu erzeugen.
Entstanden ist eine spannende, dreidimensional wirkende und dynamische Zeichnung mit einem hohen Schwarzanteil, der den Betrachter lenkt und einen Sog erzeugt. Eine verspielte Zeichnung, die Spaß macht und zum Ansehen einlädt.
In dieser Aufgabe ging es darum, eine Kohlezeichnung anzufertigen und erste Ideen für den Charakter der Figur und deren Eigenschaften zu finden und zu sammeln.
Schon von Anfang an war es meine feste Idee, dass das Teil des Raumschiffes auf meinem Rücken sitzt. Drumherum wollte ich mein Kostüm errichten und dabei mit geometrischen Formen arbeiten und das Ganze mit wenigen organischen Formen brechen. Für die Verwendung eines Materials hatte ich aber noch keine Idee.
Ich wollte ein Wesen erschaffen, das von Grund auf böse ist und sehr gefährlich werden kann, aber auch Verantwortung übernimmt und die eigene Gruppe beschützt.
All das habe ich versucht, in meiner Kohlezeichnung widerzuspiegeln.
Folgendes Bild diente als Vorlage für die Kohlezeichnung.
Die Ideen meiner Kohlezeichnung wollte ich nun optisch sowie charakterlich in meinem Kostüm umsetzen und begann damit einen Körper um mich herum zu errichten, bei dem ich mich dafür entschied, diesen bis auf den Boden zu verlängern. Ich befestigte ihn mit Leim am Teil des Raumschiffes, welches ich mir mit Gurten auf den Rücken setzte. Dadurch war das Kostüm recht leicht zu tragen, da ich zum einen die Last auf meinen Schultern verteilte, zum anderen einigermaßen Platz um meinen eigenen Körper hatte. Um das Kostüm an und ausziehen zu können, haben ich mich zum Schließen des Körpers und zum Befestigen des Kopfteiles am Körper für die Verwendung von Klettband entschieden.
Die Tentakel wollte ich mit Strümpfen nachbilden, die ich mit Noppenfolie ausstopfte. Für die Beine und für den Kopf improvisierte ich zunächst. Unsicher war ich mir lange Zeit bei der Gestaltung des Kopfes und bei der Materialität und Farbe des Wesens.
Das Material der Strümpfe brachte mich auf die Idee, das Wesen mit einer Haut zu überziehen, aus der blutig das metallische Teil des Raumschiffes herausbricht. Dadurch kam ich auf die Idee, den bösen Charakter des Wesens mit einer ekligen Komponente zu verknüpfen und den Schrecken deutlich zu machen. Ich wollte dem Wesen ohne ein Gesicht einen furchteinflößenden Ausdruck verleihen und entschied mich dafür, die Haut mit wunden Pickeln zu übersehen. Dazu nahm ich alte Eierpappen und befestigte sie an der Grundstruktur. Darüber klebte ich eine Schicht Pappmaché und legte diese dabei in Falten, damit eine hautähnliche Struktur entsteht. Diese grundierte ich mit einer selbstangemischten rosa Farbe. Darauf schrubbelte ich mit einem trockenen Pinsel eine rot-braune Farbmischung, um Tiefe in den Hautfalten zu erzeugen und gestaltete so ebenfalls die Pickel aus, die ich mit gelber Farbe krönte.
Ähnlich verfuhr ich mit dem Raumschiffteil. Ich kleidete es vollständig mit Papier aus, grundierte es grau und anschließend ging ich mit metallischem Silber darüber, um die Illusion von echtem Metall zu erzeugen. Abschließend schattierte ich es.
Für die Tentakel und meinen Kopf probierte ich lange aus. Als Grundmaterial entschied ich mich für Strumpfhosen. Diese passten aber in der Farbe nicht. Also experimentierte ich damit, diese zu färben und probierte verschiedene Mittel aus. Schlussendlich entschied ich mich für den Saft von Roter Beete, die ich nach dem Färben nicht auswusch. Ich hing die Strümpfe an der Wäscheleine auf und ließ sie trocknen. Dadurch wurden sie nicht nur leicht rötlich, sondern sie bekamen zusätzlich eine adrige Struktur. Die gefärbten Strümpfe tackerte ich zum einen dann ins Kostüm und verklebte die Enden, zum anderen verhüllte ich mit ihnen mein Gesicht, um an Menschlichkeit zu verlieren.
Das Ergebnis ist eine sehr große, furchteinlösende und aggressive Figur, die definitiv von einem anderen Planeten stammt. Obwohl man weiß, dass es sich um ein Kostüm handelt, in dem ein Mensch stecken muss, ekelt man sich und hat Respekt vor diesem. Der Mensch darin wird völlig entstellt und unwichtig.
Im Kursteil Visu ging es in den ersten zwei Aufgaben um die schnelle freie Zeichnung von organischen Outlines und das Hinzufügen von Details und Schattierungen.
In dieser Aufgabe ging es um die Ausarbeitung von Volumen mit reduzierter Farbpalette, basierend auf einer Fotovorlage.
Mit der VR-Umgebung sollten wir eine Welt erschaffen, die zu unserer Figur passt, in der unsere Figur leben könnte.
Ich habe mich für einen verwunschenen Kontrast entschieden mit vielen organischen Formen. Diese Welt soll zum einen den Gegensatz zu den geometrischen Teilen meines Kostüms bilden, zum anderen auch eine Verbindung herstellen. Diese soll durch die Verwendung von giftig wirkenden Pflanzen entstehen. Diese Wirkung habe ich zum Beispiel durch die Farbgebung, die Pilze und deren Luftblasen versucht zu erzeugen.
Wenn man in VR durch diese Welt geht, würde man nicht erwarten, dass man auf ein Wesen wie Lefei trifft. Die Umgebung wirkt friedlich, doch in den vielen dunklen Ecken des Tals lauern Gefahren und böse Gestalten.
Auch formal habe ich versucht, Details der Figur aufzugreifen. Zum Beispiel findet man tentakelähnliche Figuren, die sich ineinander verwinden, oder einen Torbogen, der an den Hals des Wesens erinnert.
Screenshots aus dem VR-Film „Crazy Bubbles“:
In der Kombinationsaufgabe ging es darum, zwei Gegenstände in einer Zeichnung miteinander zu verbinden. Dabei sollte das entstandene Objekt Bezug zu unserer Gestaltung der Figuren nehmen.
Ich bekam die Aufgabe, aus einem Stuhl und einem Koffer eins zu machen. Anfänglich fühlte ich mich mit dieser Aufgabe überfordert, da ich keinerlei Idee hatte, was ich daraus machen soll. Ich startete analog und zerlegte die Gegenstände zunächst in ihre Einzelteile und zeichnete sie später in Perspektive.
Dabei kam ich auf die Idee, ein kleines Koffertier zu entwickeln, als einen Begleiter zu Lefei. Ich entschied mich für die Ausgestaltung für eine ähnliche Hautbeschaffenheit und Farbe und stellte durch die Schlingen um die Beine einen Bezug zu den Tentakeln des Postschleimärs her. Anschließend folgte die Ausgestaltung digital.
Der Comic „Eiskalte Wut“ beschreibt voll und ganz den Charakter von Lefei.
Lefei geht an einem schönen Sommertag mit einem Eis spazieren. Sie stürzt über eine Wurzel eines am Wegrand stehenden Baumes und verliert ihr Eis. Darüber wird sie so extrem sauer, dass sie mit ihren starken Armen den Baum packt, aus dem Boden reißt und durch die Gegend schmeißt. Sauer und frustriert geht sie ihres Weges. Das Eis am Boden; im Hintergrund ist die völlige Zerstörung ihrer immer wiederkehrenden Wutausbrüche durch die kleinsten Lappalien zu sehen.
Ich begann mit einem groben, digitalen Sketch der Situation. Problematisch hierbei waren zum einen die seitliche Perspektive beim Stürzen der Figur, da so der Fall nicht deutlich wurde und die optische Lenkung in eine falsche Leserichtung durch die Tentakel des Wesens entsteht. Deshalb entschied ich mich zum einen für eine andere Aufteilung der Panels, zum anderen für eine dem Betrachter zugewandte Perspektive. Die Zeichnung dessen fiel mir anfänglich recht schwer, doch nach einiger Zeit kam ich zu einem guten Ergebnis. Nach und nach entwickelten sich einzelne Panels im finalen Stil, wobei ich mich für die Nutzung der vollständigen ersten Seite entschied, da dieses eine längere Geschichte erzählt. In den Panels eingerahmt befinden sich hingegen kurze Momentaufnahmen.
Der Kombinationskurs „Kex und Visu“ war sehr anspruchsvoll und hat genau deshalb großen Spaß gemacht. Die Vielfalt der Aufgaben hat viel Abwechslung in den Kurs gebracht, sodass sich beide Kurse gegenseitig bereichert haben. Die Kombination aus analogen und digitalen Arbeiten steigert nicht nur die Lernkurve, sondern stellt den praktischen Bezug und eine Verbindung zu den Anwendungsbereichen her. Nicht nur jeder Einzelne konnte viel lernen, sondern auch wir alle als Gruppe. Jeder konnte sich individuell einbringen, hat das Projekt bereichert und am Ende dafür gesorgt, dass ein tolles Ergebnis entstand. Das alles gleicht die große Zeitintensität des Kurses wieder aus.
Ich für meinen Teil bin sehr zu frieden mit den entstandenen Arbeiten. Ich habe sehr viele neue Sachen gelernt, viele neue Tools kennengelernt, aber vor allem habe ich gelernt, frei darauf loszuarbeiten. Einfach zu machen, ohne groß vorher darüber nachzudenken, denn manchmal geht man einfach zu verkopft an Arbeiten heran. Und das war auch gleichzeitig die größte Herausforderung und die beste Erfahrung für mich: einen Plan zu haben, ohne vorher alles genauestens durchzuplanen. Das macht für mich Kreativität und die Freiheit der Kreativität aus und so können gute Arbeiten entstehen.
Außerdem sind wir als Gruppe zusammengewachsen und hatten viel Spaß. Wir hatten viele tolle Momente und Erfahrungen zusammen, aber auch viele stressige und nicht so schöne Momente, die wir nichtsdestotrotz immer wieder zusammen gemeistert und überwunden haben, sodass am Ende ein tolles Ergebnis entstand.
Vielen Dank für diese tollen, außergewöhnlichen und intensiven Erfahrungen, Lerneffekte und Momente!