In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Kannst du dir vorstellen, deine Klamotten nicht mehr im Laden oder online zu shoppen, sondern stattdessen eine Datei zu kaufen und deine Kleidung zu Hause zu drucken?
Im Orientierungsmodul 3D beschäftigen wir uns mit dem großformatigen 3D-Druck. Dabei haben wir, Janne Kreimer und Michelle Dreßler, es uns zur Aufgabe gemacht im Bereich 3d-printed Fashion Forschung zu betreiben und zu schauen, welche Zukunftsaussichten der 3d-Druck in der Fashion-Industrie hat.
Kleidung ist schon lange nicht mehr ein Mittel zum Zweck, sondern Teil der nonverbalen Kommunikation und Ausdruck unserer individuellen Identität. Auf der Jagd nach Trends in einer immer schneller werdenden Welt, sind wir als privilegierte Gesellschaft Spezialisten darin geworden, zu bestellen und wieder zurückzuschicken, zu kaufen und wieder wegzuschmeißen. Die Fashion-Industrie bringt eine Reihe von humanistischen Konflikten mit sich und trägt maßgeblich zur Umweltverschmutzung bei. Während unseres Prozesses haben uns zwei Fragen stets begleitet:
Wie kann unser Design nachhaltig sein und die oben angeführten Probleme vorbeugen?
Kann mit der neuen Technologie eine Formsprache entwickelt werden, die eine neue Ästhetik impliziert und gleichzeitig alltagstauglich ist?
Neben Designer*innen der High-Fashion-Industrie, habe uns vor allem die inspiriert, die an tragbarer Mode für den Alltag forschen.
DANIT PELEG
Die israelische Modedesignerin ist mit ihrer NFT-Kollektion, die erste, die eine komplette Mode-Kollektion bei sich zu Hause mit 3D-Druckern hergestellt hat. 2015 ging sie damit viral und verbreitet seither ihre Zukunftsvision von 3D-printed Fashion, die sich bald jeder zu Hause selber drucken kann.
BASTIAN MÜLLER
2017 gründete er das Unternehmen GRDXKN, welches mit einer eigens entwickelte Textildrucktechnik eine Vielzahl an unterschiedlichen Textilien mit zusätzlichen Eigenschaften versieht. Dabei wird die Druckpaste in den Stoff gedruckt und es entstehen einzigartige Strukturen. In Bezug auf Nachhaltigkeit achtet Bastian darauf, dass die verwendeten Materialien lösungsmittelfrei und wasserbasiert sind. Darüber hinaus sollen die Textilien eine max. Lebensdauer haben, abriebfest und ressourcenschonend sein.
KRIZIA MEDERO
Auf YouTube nennt sich die Architektin Krizia Medero „Sew Printed“ und beschäftigt sich schon seit ihrem Studium mit 3D-Druck. Inspiriert durch Danit Peleg, ist sie auf den Zug „3D-printed Fashion“ aufgesprungen und gründete daraufhin 2020 ihren YouTube Channel. In ihren Videos will sie ihren Zuschauern das Thema näher bringen, befasst sich mit der Nachahmung von herkömmlichen Textilien und zeigt wie real 3d-printed Fashion bereits ist.
Wir haben uns das Ziel gesetzt ein Kleid zu entwerfen, dass auch ohne die Verbindung mit Stoff funktioniert und aus einem einzigen Material besteht. Einerseits wollten wir damit den Recycling-Aspekt aufgreifen, aber andererseits auch herausfinden, wie sich das Material TPU verhält und anfühlt und ob wir uns das letztendlich auch in Form von einem Kleidungsstück vorstellen können.
Wir haben damit begonnen, verschiedene geometrische Muster zu entwerfen und deren Größe zu variieren. Mithilfe von attractor-points haben wir versucht, unterschiedliche Materialeigenschaften auch innerhalb einer Stoffprobe zu schaffen. Durch die ungleichen Größen im Muster, wollten wir Stellen erzeugen, die blickdichter oder grobmaschiger, stabiler oder flexibler sind.
Das erste Muster bestand aus einer gleichmäßigen Dreiecksstruktur, die wir im Format 15x15 cm auf eine Materialstärke von 5 mm angelegt haben. Hauptsächlich durch die Dicke der „Stoffprobe“, war sie kaum biegbar, viel zu starr und den herkömmlichen Textilien überhaupt nicht ähnlich.
Bei dem nächsten Testdruck haben wir uns für eine andere Form entschieden, da im Gegensatz zu den Dreiecken, die Anwendung von attractor-points bei Sechsecken überhaupt möglich war. Die 15x15 cm große Stoffprobe haben wir diesmal auf eine Materialstärke von 1 mm angelegt und deutliche Veränderungen feststellen können. Die feinmaschige Sechseckstruktur ist besonders gut biegsam und sogar etwas dehnbar. Mit den attractor-points konnten wir sehr blickdichte und somit aber auch recht steife Flächen erzeugen. Dennoch kam dieser Testdruck der Textur von Stoff schon viel näher und hat sich auf der Haut homogen und angenehm angefühlt.
Um zum vorangegangenen Testdruck einen Vergleich aufstellen zu können, haben wir das gleiche Muster benutzt und die Materialstärke erneut auf 1 mm angelegt. Verändert haben wir die Skalierung der Sechsecke, um ein extremeres Gefälle von groß zu klein zu schaffen. Dadurch ist die Textur grobmaschiger, transparenter und noch dehnbarer. Diese Eigenschaften würden sich für den unteren Bereich des Rocks besonders gut eignen, um den Faltenwurf zu verstärken und einen interessanten Verlauf zu erzeugen.
Basierend auf unseren Entwurfskizzen, haben wir ein Schnittmuster erstellt und die Form mit dem Muster aus Grasshopper verknüpft.
Am Anfang war das Thema 3d-printed Fashion für uns unvorstellbar und schon gar nicht eine präsente Zukunftsvision. Im Prozess ist uns bewusst geworden, dass diese Vorstellung schon anfängt Realität zu werden. Es war eine spannende Erfahrung, das erste Mal in dem Kontext mit dem Material TPU zu arbeiten.
Bereits während des Projektes mussten wir uns eingestehen, dass unsere fehlenden Kompetenzen im Umgang mit dem Programm Rhino, uns ziemlich für die Umsetzung unseres Projektes eingeschränkt haben. Um die optimale Materialstruktur herauszufinden, wäre noch mehr Forschung mit unterschiedlichen Mustersamples nötig gewesen. Es wäre auch interessant gewesen, Test durchzuführen, wie der Körper unter unterschiedlichen Bedingungen auf das Material reagiert.
Davon abgesehen haben wir viele neue und spannende Informationen, gerade in Bereichen der 3D-Druck-Forschung und -Technologie, erfahren und mitnehmen können. Obwohl wir mit unserem Projekt nur an der Oberfläche im Bereich der 3D-gedruckten Mode geforscht haben, sind wir davon überzeugt, dass wir in Zukunft noch mehr darüber hören werden und wir bleiben gespannt in welche Richtung sich das entwickelt.