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Verve

In diesem Großprojekt sollte das Thema Bewegung umgesetzt werden, welches man frei interpretieren konnte.

Ideenfindung

Ich habe angefangen Gedanken und Ideen in einer Mind Map und einem Moodboard zu visualisieren. Ich wollte in meinem Film sehr viele Dinge ausprobieren, auch mit dem Gedanken, dass nicht alle Versuche gelingen werden. 

Hinsichtlich der Planung des Films entschied ich mich bewusst dagegen, viel Zeit mit der Konzeption zu verbringen, und verzichtete auf ein Storyboard. Mein Ziel war es, so schnell wie möglich mit dem Filmen zu beginnen und während des Prozesses zu lernen. Ich ließ mich von der Freude am Ausprobieren leiten und wollte mich nicht in starre Strukturen zwängen. Mein Hauptanliegen war es, mich selbst herauszufordern und meine Fähigkeiten zu erweitern, weshalb ich mich auch entschied, dieses Projekt alleine zu bewältigen.

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Konzept

Mein grobes Konzept bestand darin, einen ästhetischen Film zu kreieren, der sich an ein Musikvideo anlehnt. Dabei war es mir besonders wichtig, experimentell und abstrakt zu sein, und ich strebte nach ausdrucksstarken Bewegungen. Mein Film sollte sich um die Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft drehen.

Die Darstellung der Luft erfolgte durch die Bewegungen des Windes im Stoff. Gleichzeitig repräsentierte der Rauch sowohl Feuer als auch Luft. Zudem wurde das Feuer durch Licht und Funken symbolisiert, während das Mehl die Erde darstellte. Die Präsenz des Wassers war sowohl in der Interaktion mit den Models als auch in den Tintensequenzen deutlich erkennbar.

Um eine visuelle Kontinuität in den teils sehr unterschiedlichen Aufnahmen zu schaffen, entschied ich mich dafür, eine Signalfarbe durch die Outfits der Models und den Stoff, mit dem sie sich bewegten, einzusetzen, sowie in der Farbe der Tinte.

Während meiner Suche nach einem passenden Namen für meinen Film stolperte ich über das Wort „Verve“, das sich als die ideale Wahl erwies, um meine Vision auszudrücken. „Verve“ repräsentiert eine künstlerisch-kreative Leichtigkeit und symbolisiert ein allgemein positives Lebensgefühl. Es ist ein Begriff, der Dynamik, Energie, Feuer und Leidenschaft miteinander verbindet.

Vorbereitung

Zu Beginn meines Projekts standen einige organisatorische Herausforderungen an. Mein Vorhaben erforderte ein Aquarium und Tinte, die ich zuerst besorgen musste.

Die nächste Überlegung war, wo ich meine kreativen Ideen mit Mehl und Wasser umsetzen könnte. Die Arbeit mit Nebel gestaltete sich ebenfalls schwierig, da aus Gründen des Brandschutzes die Studios auf dem Campus nicht infrage kamen.  Des Weiteren brauchte ich Darstellerinnen und musste einen Drehtermin finden.

Es erforderte einiges an Überzeugungsarbeit, meine Eltern dazu zu bewegen, mir ihre Garage zur Verfügung zu stellen. Diese musste dann in einen dunklen, vorzugsweise schwarzen Studioraum umgewandelt werden. Hierfür fand ich schwarze Gartenvliese und alte schwarze Planen, die zunächst gründlich gereinigt werden mussten.

Das Anbringen der schwarzen Stoffbahnen, die zugeschnitten werden mussten, erwies sich als echte Herausforderung. Bei den Probeaufnahmen fielen mir sogar die kleinsten Falten im Stoff auf, daher investierte ich sehr viel Zeit, den Stoff möglichst glatt zu spannen und mit Sicherheitsnadeln zu fixieren.

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Anschließend war die Suche nach einem geeigneten Ort für die Außenaufnahmen an der Reihe. Auf einem Feld experimentierte ich mit verschiedenen Stoffen, um zu testen, wie sie sich im Wind bewegten.

Danach stellte sich die Frage, was die Models für die Aufnahmen tragen sollten. Ich war mir unsicher und holte mir Inspiration aus dem Internet. Bei den Probeaufnahmen in der Garage wurde deutlich, dass ein schwarzer Body vor einem schwarzen Hintergrund nicht gut wirkte. Daher entschied ich mich für knalliges Rot als Outfit für die Studioaufnahmen. Eines der Models stellte mir freundlicherweise einen roten Body zur Verfügung, und ich fertigte einen passenden Rock aus einem alten Bettlaken an.

Für die Außenaufnahmen sollten die Darstellerinnen einen roten Stoff im Wind bewegen. Um sicherzustellen, dass der Stoff im Vordergrund blieb,  sollten die Models einen schwarzen Body und einen schwarzen Rock tragen. 

Die Idee mit dem Fadenoutfit entstand spontan. Bei meiner Suche nach Oberteilen und Röcken stieß ich auf pinke Wolle, die ich mithilfe einer Feinstrumpfhose an einen Body knotete. Die Fäden ließ ich bewusst lang, damit sie im Wind auf dem Feld elegant schwingen konnten.

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Technik

Für die Aufnahmen verwendete ich die Black Magic Pocket 2 Kamera in Kombination mit den Xeen Objektiven. Obwohl ich ein Stativ zur Verfügung hatte, entschied ich mich schlussendlich dafür, die meisten Aufnahmen aus der Hand zu filmen, da dies eine dynamischere Wirkung erzielte und es in der kleinen Garage oft schwierig war, genug Platz für den Stativaufbau zu finden. Die Beleuchtung realisierte ich mithilfe einer LED-Tube sowie zwei LED-Panels. Als Einzelperson stellte der Transport des gesamten Equipments eine Herausforderung dar, und es erforderte mehrere Hin- und Rückwege.

Meine Wahl für die Blackmagic Kamera traf ich aufgrund der Möglichkeit, in RAW-Format zu filmen, was mir eine höhere Flexibilität in der Nachbearbeitung ermöglichte. Zusätzlich hatte ich viele Zeitlupenaufnahmen geplant, und diese Kamera ist in der Lage, auch bei einer hohen Frame-Rate von 120fps eine Qualität von 2K zu liefern.

Ich kaufte mir dann eine Nebelmaschine, die zusätzlich über einen LED-Ring verfügte. Dies ermöglichte mir eine zusätzliche Lichtquelle und verlieh einigen Szenen mehr Dramatik.

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Produktion

Die Tintenaufnahmen zu realisieren, erwies sich als aufwendig, da häufig das Wasser gewechselt werden musste. Ein kleines Problem stellten die Kratzer und Flecken auf dem Aquarium dar, die selbst nach gründlicher Reinigung nicht verschwanden. Daher war es notwendig, in der Nachbearbeitung an einigen Stellen Retuschen durchzuführen, um diese Unregelmäßigkeiten zu entfernen.

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Während der Aufnahmen mit Mehl habe ich besonderen Wert darauf gelegt, die Technik, insbesondere die Kamera, vor dem Mehlstaub zu schützen. Aus diesem Grund habe ich eine Plastikplane am Objektiv befestigt. Dies machte das Filmen anstrengender, da es kompliziert war, Einstellungen vorzunehmen. Erst beim Sichten der Aufnahmen ist mir aufgefallen, dass einige davon teilweise etwas unscharf waren.

Es musste auch ständig nach einer oder zwei Aufnahmen der Hintergrund und das Model abgefegt werden, was sehr aufwendig war.

Am Ende musste die gesamte Garage gereinigt werden, da für den nächsten Tag Aufnahmen mit Wasser geplant waren und Mehl und Wasser eine ungünstige Mischung ergeben würden. Zusätzlich wurde die Technik sorgfältig abgewischt und gereinigt, um sicherzustellen, dass alles einwandfrei funktionierte.

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Mein Vater half mir, ein kleines Becken für die Aufnahmen anzufertigen, in denen sich das Model im Wasser spiegeln sollte. Für die anderen Wasseraufnahmen bauten wir eine Art größeres Becken, indem wir zwei schwarze Planen und Getränkekisten verwendeten. Dann wurde es mit einem Gartenschlauch mit Wasser gefüllt. Leider konnte nicht allzu viel Wasser verwenden werden, und an einigen Stellen waren die Falten der Plane sichtbar.

Am Ende war es notwendig, alles erneut zu reinigen und aufzuräumen. Glücklicherweise wurde Dank des warmen Wetters die Garage schnell wieder trocken.

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Die Idee, Feuer in die Aufnahmen einzubeziehen, kam ganz spontan auf. Es lag noch altes Holz herum, das meine Eltern eigentlich verbrennen wollten, und es war geplant, dies am Abend zu tun. Dabei erwies sich der Funkenflug als so faszinierend, dass ich dies mit der Kamera festhalten wollte, während das Model sich im Hintergrund bewegte.

Was die Outdoor-Aufnahmen betrifft, hatten wir am ersten Tag Pech, da es bei unserer Ankunft auf dem Feld so stark zu regnen begann, dass wir die Aufnahmen auf den nächsten Tag verschieben mussten. Leider war es am folgenden Tag so windstill, dass kurzfristig eine Lösung gefunden werden musste. Ich hatte die Idee, einen Laubbläser zu verwenden, und zufälligerweise hatte mein Nachbar, der mir bei den Drohnenaufnahmen helfen sollte, auch einen Laubbläser.

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Während meiner Experimente sind leider einige Ideen nicht wie geplant umgesetzt worden. Zum Beispiel versuchte ich, die Bewegung von Wasserblasen in einem Aquarium zu filmen, aber die Aufnahmen erwiesen sich am Ende als weniger fesselnd im Vergleich zu anderen Szenen mit dem Aquarium. Daher haben diese Aufnahmen es nicht in den Film geschafft.

Eine weitere Idee war, reflektierende CD-Splitter aufzuhängen, sie mit Licht zu beleuchten und in Bewegung zu versetzen, während sich ein Model inmitten der Reflexionen befand. Leider wirkte dies eher amateurhaft und war nicht besonders ansprechend.

Eine weitere Überlegung war der Einsatz von Spiegeln, um in der Nachbearbeitung mit den Spiegelungen zu arbeiten und Illusionen zu schaffen, auch in Verbindung mit den Spiegelbildern beider Models. Allerdings passte diese Idee nicht gut in das Gesamtkonzept des Films und führte eher zu Verwirrungen.

Es ist schade, dass diese Experimente nicht den gewünschten Effekt erzielt haben, aber es ist Teil des kreativen Prozesses, verschiedene Ideen auszuprobieren und zu sehen, welche am besten zum Gesamtthema des Films passen.

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Schnitt & Color Grading

Zu Beginn musste ich mich mit dem Programm Davinci vertraut machen und schaute mir verschiedene Tutorials an. Überraschenderweise war es nicht so schwer, das Programm zu erlernen, und mittlerweile bevorzuge ich es, besonders wenn es um umfangreiche Möglichkeiten im Bereich des Color Gradings geht. Dennoch war der Color Grading-Bereich in Davinci so umfassend, dass ich als Anfänger ziemlich überfordert war.

Die Auswahl der Musik gestaltete sich als zeitaufwendig. Ich durchsuchte und hörte stundenlang Musik, um die passende Begleitung für mein Projekt zu finden. Am Ende entschied ich mich jedoch nachdem ich einen ersten Rohschnitt mit einigen Aufnahmen gemacht hatte, meinen Favoriten zu überdenken und wählte schließlich nochmal ein anderes Lied aus.

Ich war unsicher, ob die Bilder und Ideen in meinem Kopf ästhetisch umsetzbar wären und ob am Ende alles zusammenpassen würde. Es war eine Herausforderung, die verschiedenen Sequenzen (Studioaufnahmen, Tintenaufnahmen und Outdooraufnahmen) miteinander zu verbinden.

In der Postproduktion stieß ich auf viele Schwierigkeiten beim Abstimmen der Lichtverhältnisse und der Farben, da ich auch keine Erfahrung mit Color Grading hatte. Eine großes Problem für mich war es, die Drohnenaufnahmen an die restlichen Aufnahmen anzupassen, da sie in einer abweichenden Qualität aufgenommen worden waren. Trotz dieser Schwierigkeiten war es mir ein Anliegen, sie unbedingt in den Film einzufügen, da ich bei der Aufnahme dieser Sequenzen sehr viel Arbeit und Mühe investiert hatten. Es wäre bedauerlich gewesen, sie auszulassen.

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Ergebnis

Fazit

In diesem Kurs habe ich sehr viel gelernt und fand das Thema besonders spannend, da es so offen gestaltet war und jedem die Möglichkeit gab, sich frei zu entfalten. Während dieses Semesters habe ich Momente von Verzweiflung, Anstrengung, Euphorie und vor allem viel Spaß erlebt.

Es war eine enorme Herausforderung, ein Filmprojekt alleine zu bewältigen, aber ich hatte viel Unterstützung. Ich bin meiner Familie besonders dankbar, die tatkräftig beim Bau des Studios und bei verschiedenen Aufgaben wie der Lichtführung, dem Mehlwerfen und dem Aufräumen geholfen hat. Ein besonderer Dank gilt auch Rene Jork, der mir bei den Drohnenaufnahmen zur Seite stand.

Der größte Dank gebührt jedoch meinen Models Evita Ulmer und Helena Tann, die wirklich viel auf sich genommen haben. Sie wurden mit Mehl beworfen, mussten im kalten Wasser liegen, Funken standhalten und lange im Wind oder Rauch tanzen. Wir haben die Aufnahmen an zwei Tagen gedreht und kaum Pausen gemacht. Deshalb bin ich außerordentlich dankbar dafür, dass sie alles durchgehalten und dabei eine großartige Leistung abgeliefert haben. Ich war wirklich beeindruckt von ihrer Professionalität, besonders weil mir manchmal selbst nicht ganz klar war, wie sie sich bewegen sollten, und wir viele verschiedene Ansätze ausprobiert und oft viele Takes gedreht haben.

Letztendlich bin ich zufrieden mit meiner Leistung und finde, dass mein Film sehr nah an meine Vorstellungen herankommt.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Integriertes Design

Art des Projekts

Keine Angabe

Betreuung

foto: Rochus Hartmann

Zugehöriger Workspace

GP 4D Bewegung, Movement, Movie, Motion

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2023