In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Sprühende Feuerfunken, ein Pferd mit gesunder Verdauung, die Arbeiterklasse der DDR und ein meist vakanter Opernsänger. Wie kommt das alles zusammen? Und wer ist eigentlich Meister Oluf? Das lässt sich unter einem Schlagwort zusammenfassen: Klassik Sommernacht. Wir geben Antwort auf Fragen, die sich wohl noch niemand gestellt hat...
Es trug sich im Sommer 2022 zu, dass wir - nichts ahnend in den Sonnenstrahlen dahin vegetierend - von unserem zukünftigen Auftraggeber telefonisch kontaktiert wurden. Es meldete sich die voluminöse Stimme des Bitterfelder Opernsängers Bastian Thomas Kohl, über die Grenzen seiner Heimatstadt bekannt und in Opernhäusern wie der Mailänder Skala regelmäßig gastierend. Er hätte von uns gehört und stellte sein Anliegen in den Raum: für ein klassisches Musikstück, den Titel „Odins Meeresritt“ tragend, solle eine filmische Untermalung entstehen, die im Rahmen der 5. Klassik Sommernacht in Bitterfeld am 24. Juni 2023 gezeigt werden solle.
Nach weiterem regen Austausch und dem Verbleib auf ein weiteres Treffen ließ der Hörer ab vom Ohr und in unseren Köpfen entspannen sich erste Ideen. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht bewusst, welche extravagante Dimension dieses Projekt annehmen würde, einhergehend mit waghalsigen Vorstellungen über die Bildsprache des Films, verbunden mit einem enormen Aufwand in Hinblick auf Parameter wie technische Ausstattung, Location und Setbau, Darstellende sowie Geduld, Kompromissbereitschaft und Flexibilität. Aber - wir haben es gemeistert und sind stolz darauf, im Folgenden das Ergebnis und dessen Entstehungsgeschichte präsentieren zu dürfen…
Musik wie Wind, mir um die Ohren pfeift . . .
…so lässt sich wohl die Grundatmosphäre von Carl Loewes „Odins Meeresritt“ oder auch „Der Schmied auf Helgoland“ (op. 118, 1851) beschreiben. Die zu der Ballade beigesteuerte Lyrik des deutschen Gelehrten Aloys Schreiber zusammengefasst: Ein müder Schmied mit Namen Oluf, auf Helgoland wohnend, legt seine Arbeit um Mitternacht nieder. Die Glut ist noch nicht einmal vollends erloschen, als es forsch an seiner Türe pocht. Er öffnet widerwillig und sieht vor sich einen respekteinflößenden Reiter, dessen Rappe beschlagen werden soll. „Vor der Sonne muss ich in Norwegen sein!“, verlautbart der Unbekannte. Meister Oluf ist nicht unbedingt geneigt, seiner Forderung nachzukommen, doch nach einigem dialektischem Hin und Her - durchsetzt von einerseits Trägheit des Schmiedes, andererseits von Ungeduld und dem befehlerischen, herrischen Ton des Reiters - lässt sich der Schmied zum Beschlag des Pferdes überreden. Mit Schrecken muss er feststellen, dass das Eisen sich auf unheimliche Weise ausdehnt, um sich an die Größe des Pferdehufes anzupassen. Ihm wird klar: das hier ist nicht normal. Bestätigt wird dies durch die Offenbarung der Identität des Reiters - er stellt sich als die nordische und germanische Hauptgottheit Odin vor, in Eile, um zur blutigen Schlacht in Norwegen zu gelangen. Er verlässt daraufhin Olufs Schmiedestätte, sein „Rappe schießt vor über Land und Meer“ und um „Odins Haupt erglänzet ein Licht“, womit seine göttliche Herrlichkeit auf textueller Ebene abermals unterstrichen wird.
Die Ballade ist textuell wie musikalisch von kontrastierenden Charakteristika geprägt: Der eher passive Schmied Oluf wird durch getragene, langsame Melodien verbildlicht, Odins Temperament und Ungehaltenheit zeichnet sich durch eine schnellere und changierende Tonfolge aus. Besonders markant waren die Unterschiede in der Dynamik der beiden Charaktere: Olufs Person ist in leiser bis sehr leiser Lautstärke vertreten, wohingegen Odins Stimmgewalt durch eine sehr laute Dynamik repräsentiert wird. Die Gegenüberstellung von Gegenteiligem - in C. Loewes musikalischem Schaffen eine sehr ausgeprägte Eigenart, wie wir examinierten.
Durch Analyse der Spannungskurve des Werks stellte sich für uns der Wendepunkt des Stücks in der Erkenntnis des Überirdischen Odins dar - tonal durch schnelles, gedämpftes und unheimlich anmutendes Klavierspiel; die Klimax am Ende der Ballade in Form des Aufbruchs des Reiters, also Odin. Dies wird ebenso musikalisch durch schnelle, abwechslungsreiche Tonläufe am Klavier untermauert. Im späteren Verlauf der Konzeption und Produktion sollten diese beiden Analysepunkte eine wichtige Rolle in der Bildgestaltung unseres Films einnehmen.
Untenstehend der gesamte Balladentext nach A. Schreiber und die analysierte Spannungskurve:
Die Frage, die sich nach der Liedanalyse nun stellte: wie das Ganze umsetzen? Was wollen wir eigentlich zeigen?
Auf Wunsch des Opernsängers wurden zunächst einige generische Aufnahmen um und in Bitterfeld gedreht. Die Bilder der von Frost bedeckten Wiesen und Felder waren ganz schön, aber eben auch ganz schön generisch. Wir konnten uns beim besten Willen nicht vorstellen, die filmische Version eines Apotheken-Wandkalenders über Bitterfelder Sehenswürdigkeiten zu der Klassik Sommernacht zu präsentieren, also überlegten wir neu und bauten unsere Ideen stärker auf dem Inhalt des Stücks auf. Unser Anspruch war vor allem mehr Komplexität, inhaltliche Stichhaltigkeit, Ambiguität und Vielschichtigkeit. So entstand die Konzeption dreierlei Bildebenen, die alle für sich stehend und zugleich miteinander im Verbund stehen sollten.
Ebene 1 - Historische Ebene
Die historische Ebene greift Bitterfeld mit eben jenem Anspruch auf: Unsere Kriterien sahen wir in einem Bitterfeld der DDR-Zeit mit den für die Stadt typischen Berufsbildern, die in der industriell geprägten Wirtschaft Bitterfelds vorwiegend vertreten waren, erfüllt. Dies war zum einen ein/-e Chemikant/-in aus dem VEB „Film- und Chemiefaserwerk Agfa Wolfen“, das ab 1964 mit Waren unter der Marke ORWO das Monopol auf die Roh-filmherstellung in der DDR hatte und auch das Ausland belieferte. Des Weiteren galt für uns als typisches Berufsbild das des Baggerführers, da um Bitterfeld die Braunkohleförderungen, vor allem im Tagebau Golpa-Nord nordwestlich von Gräfenhainichen, massiv betrieben wurde und damit essentieller Wirtschaftzweig war. Die dritte Berufsgruppe war die der Bahnarbeiter und sollte durch einen Bahnführer der Deutschen Reichsbahn repräsentiert werden, welche während ihrer Hochzeit in der DDR rund 240 000 Menschen beschäftigte und somit wichtigster Arbeitgeber im Osten war.
Für uns war die historische Ebene mit „Odins Meeresritt“ deshalb vereinbar, da das Stück mitunter auch das Thema der (schweren) Arbeit anspricht. Die beispielhaft repräsentierten Arbeitnehmer der DDR hatten einen eher tristen, monoten Arbeitsalltag zu bewältigen, der ihnen vor allem gesundheitlich viel abverlangte.
Semantische Analogien sahen wir mit dem Wort „Eisen“ gegeben, einerseits besungenes Symbol des Stücks, andererseits auch die Berufsbilder beschreibend, die gleichfalls von Schwermetall in der Arbeitsumgebung geprägt waren (Zugwaggons, Braunkohlebagger und Filmproduktionsapparaturen). Einen Twist und damit noch stärkere Analogie wollten wir der Bildebene verleihen, indem wir die Arbeiter in einer Art stiller Rebellion durch kulturschaffende Tätigkeiten gegen das politische System der DDR darstellen wollten. Sie alle sollten sich jeweils durch Musizieren, Malen und kreativem Schreiben gegen die Tristesse ihres Arbeitsalltags auflehnen, wodurch die Klimax der Ballade - in Form des Aufbruchs Odins zur blutigen Schlacht - hervorgehoben werden sollte.
Bildgestalterisch hatten wir die Vorstellung von einem entsättigten Farbstil analog zu den damalig in der DDR produzierten Rohfilmen. Der Look der Aufnahmen sollte anamorphotischer Art sein, um ein besonders breites Bild mit gewollten Optikfehlern, also horizontalen Flares, zu kreieren. Weiterhin sollte die Kulisse und die Kostümierung von möglichst hoher Originalität sein, um eine historische Authentizität wiedergeben zu können.
Ebene 2 - Mystische Ebene
Rappe, Hufeisen, heiße Glut - das, was besungen wird, soll auch in der mystischen Ebene gezeigt werden. Hierbei ging es im Vergleich zu der historischen Ebene weniger um inhaltlichen Interpretationsspielraum, sondern um die relativ wortgetreue Darstellung und Belebung der mystischen Symboliken der Ballade. Bildgestalterisch wandten wir uns einem weiß-bläulich-kaltem Farbklima zu, das die nordische Mythologie widerspiegeln sollte. Des Weiteren hatten wir den Ansatz, die Symboliken deckungsgleich mit ihrer begrifflichen Bedeutung zu zeigen, allerdings in einer reduzierten, abstrakten Art und Weise, um dem Ganzen eine geheimnisvolle, nicht zu überladene Nuance zu verleihen. Für uns sehr wichtig war hier auch der Einsatz von Dunstschwaden, um die visuelle Dramatik zu verstärken und den Effekt eines undefinierten Hintergrunds hervorzurufen, dessen Dimensionen für den Betrachter des Films nicht abschätzbar sein sollten.
Die Ebene der drei DDR-Arbeiter wird im Verlauf des Stücks in die mystische Ebene eingepasst, indem Chemikantin (Geige spielend), Baggerführer (kreatives Schreiben) und Bahnfahrer (eine Leinwand mit dem Motiv des Kulturpalastes bemalend) ihren künstlerischen Tätigkeiten nachgehen und sich damit imaginär eine andere Realität erschaffen. Demzufolge soll das Farbschema dem der mystischen Ebene angeglichen werden. Zwecks Schauplatz war es dem Opernsänger ein großes Anliegen, den Kulurpalast Bitterfelds zu nutzen, um auch allgemeinhin für die Öffentlichkeit Aufmerksamkeit für diese Kulturstätte zu generieren. Diese droht unter dem Tuch des Vergessens verhüllt zu werden, da sich ihr keiner weiterhin finanziell annehmen möchte, nachdem der Chef und somit Instandhalter Matthias Goßler vor einem Jahr verstorben war.
Ebene 3 - Bühnenebene
Die Bühnenebene greift visuell die künstlerische Performance des Opernsängers Bastian Thomas Kohl und seiner Begleitung am Klavier, Babett Lehnert, auf. Dramaturgisch wird die Ebene durch Nahaufnahmen verstärkt, die insbesondere bei wichtigen bzw. herausstechenden musikalischen Passagen zum Tragen kommen. Gemäß unserem Moodboard sollte das Licht kontrastierend sein, d.h. die Darsteller stehen in einem fokussierten Grundlicht, während die Belichtung von hinten einen scharfen, in der Farbtemperatur kälter werdenden Lichtkegel zeichnen soll. Die Bühne stellt die Kulisse dar, beide Protagonisten sollen in schlichter Abendrobe auftreten. Uns war es hierbei wichtig, einen kulturellen Schauplatz Bitterfelds einzubeziehen, in dem das Ganze stattfinden sollte, in diesem Falle das Kulturhaus Wolfen.
Auch hier sollte es einen Zusammenhang zu der historischen Ebene geben, indem die drei Arbeiter im Zuschauerraum des Kulturhauses zu sehen sein sollen, gespannt der Darbietung auf der Bühne folgend, die in gewisser Weise ihre eigene Geschichte, also den Kontrast zwischen der Notwendigkeit der politischer Fügung zwecks Lebensunterhalt und innerem Aufbegehren gegen den DDR-Staat und der Wunsch nach persönlicher Freiheit, nacherzählt.
Nachdem wir für uns sicher festgestellt hatten, „was“, „warum“ und „wie“ gezeigt werden sollte, schrieben wir einen an die Liedverse orientierten Drehplan, der zusammenfasst, wann die Sequenzen aus den jeweiligen Ebenen zu sehen sein sollten und in welcher Kameraeinstellung wir uns diese vorstellten. Grundsätzlich waren wir der Auffassung, dass - um keine Verwirrung bei den Zuschauern zu schüren - jede der drei Personen aus der historischen Ebene einzeln in je zwei aufeinanderfolgenden Strophen im Wechsel mit der mystischen und der Bühnen-Ebene vorkommen sollte, anstatt sie über das ganze Lied hinweg miteinander zu „vermengen“.
Und wenn sie nicht nach langer Konzeptionsphase gestorben sind, so filmen sie noch heute… …Nach langem, über mehrere Wochen hinweg stattgefundenem theoretischen Austausch wurde nun die praktische Phase des Filmens eingeläutet.
3.1 Technisches
Und zwar mit einer langen Equipmentliste, die in der Realität - zusammengerechnet mit privaten technischen Mitteln und der Ausstattung von der Videowerkstatt Holger Lohmanns - noch um einiges länger war…
Aus der Videowerkstatt erhielten wir außerdem den Proaim Cambird Pro 6ft Camera Slider sowie den EZ Jib Arm, eine Art kleiner Kran, mittels dem wir eine enorme Beweglichkeit der Kamera und smoothe, gesteuerte Fahrten dieser erzielen konnten. Weiterhin unerwähnt in der Liste sind die anamorphotischen Atlas Orion Objektive mit je 32 mm, 50 mm, 85 mm Brennweite, die für die Realisierung unserer historische Ebene unerlässlich waren.
Vom Initiator der Klassik Sommernacht bzw. von der dortigen Veranstaltungstechnikmanufaktur Splitter AG hatten wir außerdem besondere technische Vorgaben hinsichtlich unseres Filmformats zu erfüllen, da die Präsentation der Videos einschließlich unserem auf zwei LED-Wänden im 3:4 Format zu beiden Seiten der Bühne erfolgen sollte:
Um zu garantieren, dass diese Vorgabe stets eingehalten wird, haben wir bei der RED benutzerdefinierte Formatmarkierungen eingerichtet, die während des Filmens immer zu sehen waren. Weiterhin haben wir die Szenen auch im Kinoformat 21:9 für die spätere Veröffentlichung des Projekts auf Kanälen wie Youtube gedreht bzw. wiederholt und ausschließlich für dieses Weit-Format, da es manchmal schwierig war, eine Szene innerhalb beider Formate simultan in einem guten Bildausschnitt einzufangen. Um sich das Ganze vorab vorstellen zu können, hier einige sneek peaks aus der historischen Ebene:
3.2 Sets
(1) Historische Ebene
Filmmuseum Bitterfeld-Wolfen - 21.04.2023
Aufgrund der Arbeitsplätze unterschieden sich die Drehorte voneinander: Für die Chemietechnikerin (besetzt von Anna Würth) nutzten wir die Räumlichkeiten des Filmmuseums Bitterfeld-Wolfen, die nahezu im originalen Zustand waren. Hier gab es ein paar technische Einschränkungen: die Exponate und Gerätschaften der Produktionsräume durften natürlich nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, deshalb war Vorsicht geboten bei der Hantierung mit Flüssigkeiten. Eine Nebelmaschine durften wir aus diesem Grund nicht verwenden.
Eisenbahnclub Aschersleben e.V. - 22.04.2023
Den Arbeitsalltag des Eisenbahnfahrers (dargestellt von Torsten Geschke, Schauspieler aus dem Amateurtheater Wolfen) haben wir in Aschersleben filmisch festgehalten. Dort lernten wir einen recht eigentümlichen, aber hilfsbereiten Schlag von Menschen kennen: Ein Trupp aus Eisenbahnbegeisterten hat hier einen Verein gegründet und verfügt damit über ein dazugehöriges Vereinsgelände mit historischen Beständen an alten Eisenbahnen und Waggons. Diese Umstände schienen ideal für die Umsetzung unserer Filmsequenzen zu sein. Für unsere Aufnahmen durften wir uns sogar Waggons zusammenstellen, die anlässlich des Drehs einen Tag vorher auf den Gleisen umgesetzt wurden.
Ferropolis in Gräfenhainichen - 05.05.2023
Die Szenen des Baggerführers (gespielt von Peter Peters, ebenfalls vom Amateurtheater Wolfen) wurden in „FERROPOLIS - Stadt aus Eisen“ gedreht, dem früheren Braunkohletagebau in Golpa-Nord. Heutzutage wird die Location als Veranstaltungsort genutzt, dennoch entsprach es unseren Bedürfnissen, da die alten Kohlebagger - auch wenn nicht mehr funktionstüchtig und originalgetreu - noch vorhanden sind. Hier war vor allen Dingen das Befördern des Equipments auf der eher schmalstufigen, langen Baggertreppe eine Herausforderung, ebenso wie das Aufstellen in beengten Räumen wie der Fahrerkabine. Betreten durften wir den Bagger außerdem via ausgewiesener Besucherwege, allerdings war uns auch hier die Arbeit mit der Nebelmaschine leider versagt worden.
Kulturpalast Bitterfeld - 03.06.23
Für die Klimax der Zusammenführung der drei Arbeiterschicksale in ihrem Kulturschaffen filmten wir im geschichtsträchtigen Kulturpalast Bitterfeld, der zu DDR-Zeiten einst tatsächlich Kulturstätte für Theater und musikalische Auftritte war. Hier wurde für jeden der Arbeiter eine eigene Szenerie hergerichtet: Die Chemikantin tritt mit Geige und Notenständer auf, für den malenden Lokführer wurde eigens ein Bild auf Leinwand mit dem Motiv des Kulturpalasts angefertigt sowie Staffage in Form von Pinsel und Staffelei hinzugefügt. Die Farbe, mit der unser Lokführer sehr „ausschweifend“ malte, ist dabei keine echte, sondern auf Joghurtbasis gewesen. Diesen Joghurt haben wir dem Farbschema der Leinwand entsprechend mit Lebensmittelfarbe eingefärbt. Der Baggerführer erhielt einen Schreibplatz und eine originalgetreue Kofferschreibmaschine des Typs „Erika“, mit welcher er seine der DDR gegenüber rebellierenden Zeilen verfassen sollte.
Eisenbahnclub Aschersleben e.V.
Ferropolis
Kulturpalast Bitterfeld
(2) Mystische Ebene
Studio Greppin - 02. / 03.06.2023
Diese Szenen wurden unter ganz besonderen Bedingungen gedreht – mit der materiellen Unterstützung der Splitter AG haben wir in Eigenregie ein temporäres Videostudio in der grundstückseigenen Kirche aufgebaut. Dafür haben wir mit vielen Traversen und einem feuerfesten schwarzen Moltonvorhang einen Raum - eine „Black Box“-, geschaffen, in dem wir mit mehreren Scheinwerfern und LED-Panels die Lichtsituation steuern konnten.
Ein weiterer ganz besonderer Umstand war es, ein Pferd in diese Konstruktion zu bringen und es zu filmen. Der „Pferdeschauspieler“ war eigentlich geduldiger und ruhiger Natur; Dennoch war absolute Vorsicht geboten – ein Tier ist in seinem Verhalten unberechenbar und in einer solchen Situation umso mehr. Der Dreh mit dem Pferd vom Gestüt Greppin verlief insgesamt unproblematisch, abgesehen davon, dass sich bei diesem ab und an die Verdauung bemerkbar machte. Die kleinen Malheurs wurden jedoch zügig und unkompliziert von uns beseitigt.
Für andere Szenen - unter anderem der Schmiedeprozess des Hufeisens - entschieden wir uns, draußen zu filmen, da die Belüftungssituation im Innenbereich nicht optimal und für Feuer mit viel Rauch und Asche nicht geeignet war. Das bedeutete natürlich wiederum einen größeren Aufwand hinsichtlich des Umbauens, da zusätzlich ein Baugerüst aufgestellt werden musste, um einen Teil des Moltonvorhangs wieder zu verwenden. Zudem mussten die vielen Lichtquellen ebenfalls nach draußen transferiert werden.
Die Szene des Abkühlens vom Hufeisen im Wasserbad wurde in einem ausrangierten, quaderförmigen Aquarium gefilmt, das zuvor gereinigt und wieder mit Wasser gefüllt wurde.
(3) Bühnenebene
Kulturhaus Wolfen - 25.05.2023
Den Auftritt des Auftraggebers und Opernsängers Bastian Thomas Kohl sowie der Pianistin Babett Lehnert haben wir im Kulturhaus Wolfen gedreht, das über einen Konzertsaal und eine Bühne mit Klavierflügel verfügte. Zu diesem Zweck haben wir überwiegend Detailaufnahmen gemacht, z.B. Close-ups ihrer Hände beim Spielen schneller Klavierläufe oder des Opernsängers, der eine ausgedehnte Geste macht, um das Gesungene zu unterstützten. Für die Top-Down-Aufnahme wurde eine spezielle Aufhängung für die Kamera gebaut. Dieses wurde an den stangenartigen Vorrichtungen des Schnürbodens über der Bühne hochgezogen und während der Aufnahme sanft heruntergelassen.
Besonders wichtig war für uns an dieser Stelle, dass der Dreh ohne große Hürden und gut geplant von Statten gehen sollte, da der Auftaggeber höchstpersönlich anwesend war. Deshalb verfassten wir zu diesem Termin auch eine Shotlist, bei der wir genau überlegten, welche Szenen zuerst mit entsprechendem Kameratool und Objektiv gedreht werden sollten. Damit wollten wir vermeiden, dass das Kamera-Setup unkoordiniert zwischen den jeweiligen Unterbauten wie z.B. Jib und Slider hin und her wechseln würde.
Die Veranstaltung stand unter dem Vorzeichen des freien Zugangs zu Kunst, egal, welchen sozialen oder finanziellen Status die Besucher des Events innehaben. Dies ist oberster Grundsatz des verstorbenen Initiators Matthias Goßler gewesen und bis heute für die 5. Classic Sommernacht geblieben. Die Tickets waren kostenlos und dementsprechend begehrt, uns wurde einige Tage vor der Veranstaltung mitgeteilt, die Sitzreihen der Veranstaltung würden voll besetzt sein. Dem war dann auch so: rund 1500 Zuschauer und Zuschauerinnen jeden Alters, u.a. Senioren und junge Familien, waren an diesem Abend im Stadthafen Bitterfelds zugegen, um sich die vielfältigen Darbietungen der 160 musikalische anzuhören und anzuschauen. Unser Film zu „Odins Meeresritt“ kam sowohl bei Opernsänger Bastian Thomas Kohl als auch beim Publikum nach Meinungsaustausch gut an und wir haben uns gefreut, Bestandteil dieses kulturellen Programms gewesen zu sein, welches die ein wenig verrufene Stadt Bitterfeld etwas attraktiver macht. Nachstehend noch ein paar Impressionen zur Veranstaltung.