In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Diese Projektdokumentation bewegt sich zwischen Tradition und Illusion und lädt auf eine kulturelle Entdeckungsreise ein. Dabei liegt der Fokus auf Hologrammen und darauf, wie diese Kultur im musealen Raum angemessen präsentieren können.
Die Idee zu meinem Projekt entstand während einer Exkursion ins Leipziger GRASSI Museum. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Ausstellung „Leben in einem indischen Dorf“, insbesondere eine Installation, die eine Überdachung mit zwei Bildschirmen umfasst. Auf diesen werden Videoinstallationen eines indischen Künstlers gezeigt, die das Leben der Bevölkerung der Wüste von Kutch in Westindien dokumentieren.
Mein erster Eindruck war, dass diese Form der Darstellung statisch und wenig lebendig wirkt. Daher kam mir die Idee, die Monitore durch eine „Pepper’s Ghost Box“ zu ersetzen, um eine immersivere und dynamischere Präsentation zu schaffen.
Unabhängig von dieser Idee hatte ich bereits zuvor mit einer Pepper’s Ghost Box experimentiert. Diese Technik nutzt reflektierende Kunststoffscheiben, um projizierte Bilder oder Animationen scheinbar schwebend im Raum erscheinen zu lassen und so eine hologrammartige Illusion zu erzeugen.
Um das Prinzip zu testen, baute ich eine kleine Box für mein Handy, entwarf das dazu passende Mobiliar und entwickelte eine einfache Animation, um die Grenzen dieser Darstellungsform auszuloten.
Als ich mich tiefer mit der ursprünglichen Videoinstallation und ihrer Darstellung befasste, wurde mir schnell klar, dass ihre Präsentationsweise nicht zufällig gewählt ist. Deshalb tätigte ich für meine Hologramminstallationen folgende Überlegungen, denn es handelt sich hier um eine komplexe ethische Diskussion, die zentrale Fragen aufwirft:
Authentizität vs. Stereotypisierung: Die Gefahr besteht, dass Hologramme eine Kultur auf visuelle Merkmale reduzieren, anstatt ihre Komplexität darzustellen.
Kulturelle Aneignung: Ohne direkte Mitwirkung und Zustimmung der Gemeinschaft könnte die Darstellung als respektlos oder kommerziell ausbeuterisch wahrgenommen werden.
Würde und Respekt: Alltagsszenen, insbesondere religiöse oder intime Momente, müssen mit höchster Sensibilität behandelt werden, um die dargestellten Personen nicht zu objektifizieren.
Daraus ergab sich für mich die Frage nach dem Mehrwert: Sollte der Alltag in Form eines Hologramms dargestellt werden, wie es bei meiner ursprünglichen Idee der Fall gewesen wäre, oder reicht unsere Vorstellungskraft aus? Zumal das alltägliche Leben in den Videoinstallationen gezeigt wird und die Gemeinschaft einschließt.
Diese Fragen brachten mich in meiner Recherche auf die Bhungas, traditionelle Rundhäuser, die in der Ausstellung unscheinbar wirken, aber von innen begehbar sind. Dadurch kam ich zu meiner finalen Idee:
Nicht alltägliche Aufgaben sollten im Mittelpunkt stehen, sondern die Geschichten und kulturelle Erzählungen, denn diese Überlieferungen sind der Teil einer Kultur, der am schwierigsten greifbar ist. Der Zauber und die Emotionen gehen schnell verloren. Wie stellt man diese respektvoll dar?
Die „Sage des Schutzes des Heiligen vom Land“ ist eine mündlich überlieferte Sage, die von der Entstehung der Bhungas erzählt, einem wichtigen Teil der Kultur, dessen Magie und Emotion im Ausstellungsalltag verloren geht. Mit der Darstellung und Umsetzung dieser Sage habe ich mich im folgenden beschäftigt.
Im Prozess entwickelte ich zunächst ein Modell, mit dem ich dem originalen Bhunga im GRASSI Museum so nah wie möglich kommen wollte. In dieses verbaute ich im Innenraum, vor das Außenfenster, eine einseitig oval geschnittene Plexiglasscheibe, die es ermöglicht, durch einen Monitor, in diesem Fall ein iPad von oben eine Animation einzuspiegeln. Durch den richtigen Winkel der Scheibe entsteht ein Hologramm, das magisch im Innenraum der Hütte zu schweben scheint und mit diesem interagiert. So ist es möglich, die Magie und Emotionen, die in Geschichten und Sagen mitschwingen, im Medium aufzugreifen.
Das Konzept sieht zusätzlich vor, dass Besucher das Haus trotzdem betreten können und für Betrachter von außen als Teil eines Hologramms erscheinen. Dies schafft eine belebte und immersive Erfahrung und verstärkt die narrative Wirkung.
Um die Animation mit authentischem Inhalt zu füllen, versuchte ich die Symbole und die Bedeutung auf dem Bhunga genauestens zu verstehen und zu durchdringen. Die Symbole sah ich als Möglichkeit, die Geschichten der Kultur respektvoll zu erzählen und dabei alle Punkte der ethischen Auseinandersetzung zu berücksichtigen. Wichtig zu betonen ist, dass ich die Geschichte im Folgenden selbst geschrieben habe und aus Zeitgründen nicht eng mit Angehörigen der dargestellten Kultur zusammenarbeiten konnte. Eine Überarbeitung mit Experten und Angehörigen der Kultur wäre nötig, um eine angemessene, korrekte und respektvolle Darstellung sicherzustellen. Diese Arbeit dient vor allem dazu, die Funktionsweise zu erläutern und immersivere Erfahrung im musealen Kontext greifbarer zu machen.
Die verwendeten Symbole in der Animation sind, wie oben bereits erwähnt, tief mit der erzählten Geschichte verwoben und spiegeln zentrale kulturelle Bedeutungen wider. Der Heilige wird durch ein kreisförmiges Symbol mit sternförmigen Elementen dargestellt. Der Kreis steht traditionell für Unendlichkeit, Schutz und spirituelle Vollkommenheit, während die sternförmigen Muster seine Verbindung zur göttlichen Ordnung und Erleuchtung verdeutlichen. Diese Formen erinnern an klassische Mandalas, die im hinduistischen und buddhistischen Glauben als symbolische Darstellungen des Universums dienen. Mandalas werden oft genutzt, um meditative Zustände zu fördern und die Einheit zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos zu reflektieren – eine passende Assoziation für den Heiligen, der durch seine Weisheit das Gleichgewicht im Dorf wiederherstellt.
Auch das Mandala selbst spielt eine zentrale Rolle in der Symbolik der Animation. Seine detaillierte Struktur verkörpert Harmonie und die zyklische Natur des Lebens, genau wie die Kreise, die der Heilige in den Sand zog, um die stabilen Bhunga-Häuser zu erschaffen. Die geometrische Präzision dieser Muster erinnert an die traditionelle Architektur und den tiefen spirituellen Glauben der Region.
Die Symbole für das Weibliche und Männliche erscheinen als dreieckige Formen mit floralen Akzenten und repräsentieren die Balance zwischen den Geschlechtern sowie die duale Kraft der Natur. In vielen indischen Traditionen steht das Dreieck mit der Spitze nach oben für männliche Energie, während das umgedrehte Dreieck das Weibliche symbolisiert. Die Kombination dieser beiden Kräfte wird in der Geschichte genutzt, um eine harmonische und widerstandsfähige Gemeinschaft aufzubauen.
Die Sterne, die in der Animation auftauchen, repräsentieren nicht nur die natürliche Umgebung der Wüste, sondern stehen auch für Wissen, Orientierung und spirituelle Führung. In vielen Kulturen gelten Sterne als Überbringer von Weisheit und als Symbole für die Verbindung zwischen den Lebenden und ihren Ahnen. Sie erinnern an die Vergangenheit, an die Geschichten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, und an den Heiligen, dessen Einfluss über die Zeiten hinweg spürbar bleibt.
Das Symbol für das Dorf und die Hütten stellt die Bhungas dar, die von den Dorfbewohnern nach dem Vorbild des Heiligen gebaut wurden. Ihre runde Form schützt sie vor den starken Winden der Wüste und steht für Geborgenheit und Stabilität. Die Wüste selbst wird durch ein stufenförmiges Symbol dargestellt, das die raue und unbändige Natur der Landschaft einfängt. Sie symbolisiert die Herausforderungen, die die Menschen überwinden müssen, und gleichzeitig die Verwurzelung ihrer Kultur in dieser Umgebung.
Schließlich sind die Naturkräfte durch ein Wellenmotiv repräsentiert, das den Wind und die Stürme zeigt, die einst das Dorf bedrohten. Diese dynamische Form steht für die unaufhaltsame Kraft der Elemente, die durch Wissen und Anpassung gebändigt werden kann. In der Geschichte verkörpert sie die Bedrohung, die letztlich zu Innovation und Weiterentwicklung führt.
Diese Symbolik verbindet zusammen mit einem modernen Line-Art-Stil traditionell kulturelle Elemente mit einer modernen, abstrahierten Formensprache, um die Essenz der Geschichte in der Animation zu destillieren und in unserer heutigen Zeit greifbar zu machen.
Das Ergebnis umfasst eine Animation der erzählten Geschichte, die im finalen Modell ihre volle Wirkung entfaltet. Gelesen wird sie von einer KI-Stimme.
Im oben zu sehenden Video wird leider nur schlecht klar, wie das Hologramm wirklich wirkt, da Kameras die Funktion kaum bis gar nicht einfangen können, die Wirkungsweise wird dennoch klar.
Diese Arbeit hat mir gezeigt, wie tiefgreifend und komplex die Darstellung kultureller Inhalte ist. Die Balance zwischen Immersion und Authentizität, Innovation und Respekt ist eine Herausforderung, die eine kritische Reflexion erfordert. Mein Projekt soll die Türen für immersive Erfahrungen im musealen Kontext öffnen.