In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
„IN SOFT REBELLION“ ist ein poetischer, bildstarker Kurzfilm über weibliche Selbstbefreiung. Er erzählt von inneren Kämpfen, gesellschaftlichem Druck und mentaler Erschöpfung - und davon, wie aus dieser Isolation eine kraftvolle Rebellion entstehen kann. Zwischen Enge und Weite, Rückzug und Aufbruch, Zartheit und Wut bewegt sich die Protagonistin durch drei symbolisch aufgeladene Akte. Dabei verschwimmen Realität und Vorstellung. Im Zentrum stehen Themen wie Mental Health, Sisterhood, Female Rage und Heilung – visuell übersetzt in starke Kontraste, schnelle Schnitte und emotionale Bildwelten. Mein Projekt macht erfahrbar, dass Befreiung kein Ziel ist, sondern ein Kreislauf: Wir fallen zurück, aber nie als dieselbe.
Die Grundlage für IN SOFT REBELLION entstand im Rahmen unserer Auseinandersetzung mit der Netflix-Serie Adolescence, die zentrale Aspekte des Erwachsenwerdens thematisiert: Cybermobbing, toxische Männlichkeit, Online-Radikalisierung und die psychischen Folgen digitaler Konflikte. Die Serie - in deren Zentrum der 13-jährige Jamie steht, der des Mordes an einer Mitschülerin beschuldigt wird - zeigte mir auf eindrückliche Weise, wie stark Onlinewelten das Leben junger Menschen beeinflussen und prägen können.
Mir wurde klar: Ich möchte einen Film schaffen, der jungen Frauen Sichtbarkeit gibt, der mentale Belastungen, Schönheitsdruck, Einsamkeit und innere Spannungen spürbar macht. Auch wenn Social Media im Hintergrund eine Rolle spielt, wollte ich dem Handy filmisch nicht zu viel Raum geben. Stattdessen lag mein Fokus darauf, emotionale Zustände wie Isolation, Rebellion und Verbundenheit visuell zu erzählen: als stille, kraftvolle Form der Selbstbehauptung.
Früh in der Entwicklung stand für mich fest, den Film in drei Akte zu gliedern. Diese Struktur bildet den inneren Prozess der Protagonistin ab – von mentaler Überforderung hin zu Verbindung, Wut und Selbstbefreiung. Jeder Akt hat eine eigene visuelle und emotionale Stimmung und spiegelt einen Wendepunkt im Erleben der Hauptfigur wider.
Der erste Akt spielt ausschließlich im Badezimmer statt. Die Stimmung ist eng, beklemmend und cinematisch. Sophie - die Hauptfigur - steht für sich allein, mit ihrer inneren Schwere, dem Schönheitsdruck und der psychischen Erschöpfung. Alles wirkt überfordernd.
Moodboard:
In diesem Akt wechselt das Setting in die Natur - Wiese, Wald, offenes Feld. Es wird ruhig, weich, fast träumerisch. Sophie ist nicht mehr allein: Zwei weitere Darstellerinnen treten dazu, symbolisch für Verbundenheit, Unterstützung und geteilte Erfahrung. Die Hauptfigur muss ihre Gefühle nicht mehr alleine tragen - es entsteht ein kollektiver Moment von Heilung und Freiheit.
Moodboard:
Der dritte Akt spielt in urbaner Umgebung: Straßen, ein Lost Place, ein Spielplatz. Die Stimmung ist laut, rebellisch, kraftvoll. Die zuvor heilende Verbindung wird hier zur gemeinsamen Rebellion. Sophie und die anderen Frauen fordern Raum, schreien, tanzen, kämpfen - für sich und füreinander.
Zwischen Realität und Vorstellung
Akt II und III spielen sich in der inneren Welt der Hauptdarstellerin ab. Es bleibt offen, ob das Gezeigte eine Erinnerung, ein Traum, eine Vision oder eine mögliche Zukunft ist. Diese Mehrdeutigkeit schafft eine poetische Offenheit, die zum Nachdenken anregen kann.
Am Ende kehrt der Film zurück an seinen Anfang: Sophie findet sich orientierungslos in der Badewanne wieder. Die Rebellion ist vorbei – oder war sie nie real? Der Schluss macht deutlich, dass Befreiung kein festes Ziel ist.
Die Besetzung meiner Darstellerinnen erfolgte über einen öffentlichen Aufruf auf Instagram. Darüber habe ich alle drei Darstellerinnen gefunden: Sophie (Mitte) als Hauptdarstellerin, sowie Caro (rechts) und Selma (links) in tragenden Nebenrollen.
Mit Sophie habe ich vor dem Dreh bereits enger zusammengearbeitet. Sie ließ mir kurze Videosequenzen zukommen, in denen sie sich emotional auf die Rolle einließ z. B. in der Badewanne, in einem Zustand von Isolation. So konnte ich schnell spüren, dass sie die emotionale Tiefe der Rolle glaubhaft transportieren kann.
Ein besonders herausfordernder Moment war, als eine der Nebendarstellerinnen weniger als 24 Stunden vor einem Drehtag krankheitsbedingt absagen musste. In großer Eile konnte ich glücklicherweise Selma organisieren und obwohl alles sehr kurzfristig war, hätte ich mir keine bessere Besetzung wünschen können. Sie brachte viel Schauspielerfahrung mit ans Set und passte sowohl atmosphärisch als auch menschlich perfekt ins Team.
Für das Location Scouting habe ich mir bewusst zwei Tage Zeit genommen. Ich bin viel herumgefahren, habe Orte besichtigt, fotografiert und sie mit meinen Moodboards abgeglichen. Ziel war es, Locations zu finden, die die jeweilige Stimmung der drei Akte unterstreichen.
Relativ schnell war ich mit den gefundenen Orten sehr zufrieden:
Akt I spielt in meinem eigenen Badezimmer. Der enge Raum passte perfekt zur beklemmenden Stimmung der Isolation.
Akt II wurde in der Natur gedreht - an mehreren Spots in der Dübener Heide, darunter ein Blumenfeld, ein Waldstück und ein offenes Feld an der Mulde. Diese Orte vermittelten genau die Weite und Ruhe, die ich für diesen Akt wollte.
Akt III entstand im Stadtraum Leipzig: auf einem Spielplatz, in leerstehenden urbanen Bereichen und einem Lost Place. Diese urbane Kulisse bildete den idealen Kontrast zur Natur und transportierte die Energie der Rebellion.
Das Scouting hat mir geholfen, die Szenen noch besser zu visualisieren und die spätere Bildsprache gezielt darauf auszurichten.
Für jeden Drehtag habe ich im Vorfeld detaillierte Shotpläne erstellt. Auch wenn das viel Zeit in Anspruch genommen hat, haben sich die Pläne als absolut hilfreich erwiesen: sowohl in der Vorbereitung als auch direkt am Set.
Die Shotpläne dienten als strukturgebende Grundlage und halfen dabei, den Überblick zu behalten - besonders an langen Drehtagen mit wechselnden Locations und Lichtverhältnissen.
Jeder Shotplan enthielt Informationen zur geplanten Kamerabewegung, zur Bildstimmung, zur Szene selbst sowie zu den beteiligten Darstellerinnen und dem Drehort. Diese Planung ermöglichte es, effizienter zu arbeiten, spontane Änderungen besser zu bewerten und die kreative Vision im Blick zu behalten.
Gerade unter Zeitdruck oder bei unvorhersehbarem Wetter waren die Shotpläne eine wichtige Stütze, um den Fokus nicht zu verlieren und trotzdem Raum für kreative Entscheidungen zu lassen.
kurze Übersicht aller Shotpläne:
Akt III als Beispiel - PDF:
Kameras:
Sony FX3 und Sony Alpha 7 IV
Objektive:
Laowa Zero-D 12mm T2.9 Cine //
XEEN 16mm T2.6 //
XEEN 35mm T1.5 //
XEEN 50mm T1.5 //Sigma 35mm f1.8
Sigma 35mm f1.8
Mount-Converter:
Sigma MC11 EF-E Mount
System / Mattebox + Filter
Small Rig/ Lightweight
ND Filter (für XEEN + LAOWA):
Mist Filter (für das 12mm)
FX3 Rigging, Baseplate, Rods, Handles etc.
Monitor / Wireless:
1x DJI Transmission High-Bright Remote Monitor Combo //
Small HD Monitor
Seeeeehr viele Akkus
Licht:
AMARAN LED / RGB Light Mattes //
APUTURE MT Pro LED Tubes / RGB-Light
Aputure 300d
2x C-Stands, Gimbal
Drehtag 1 - Anfang & Ende (Badewanne / Badezimmer)
Drehzeit: 18:00 – 2:00 Uhr
Gedreht wurden die Eröffnungs- und Schlussszene des Films. Fokus lag auf der Lichtstimmung und der emotionalen Isolation der Hauptfigur.
Technik & Licht:
Aputure 300d als Hauptlichtquelle vom Balkon durch das Fenster
RGB Light Matte indirekt gegen die Decke gerichtet für weiches Raumlicht
Learnings:
Mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung einplanen
Shotplan im Vorfeld noch detaillierter gestalten
Tonqualität regelmäßig prüfen: es gab zwischenzeitlich Rauschen
Mehr Behind-the-Scenes-Material festhalten
Entstandene Fotografie während des 1. Drehtages
Drehtag 2 Akt III: Female Rage & Rebellion
Drehzeit: 12:00 - 00:30 Uhr
Eigentlich für später geplant, wurde dieser Drehtag wetterbedingt vorgezogen, da die bewölkte, stürmische Stimmung perfekt zur rauen, rebellischen Atmosphäre von Akt III passte.
Locations:
Urbane Gegend
Spielplatz
Lost Place
Vorbereitung & Ablauf:
Plakate im Vorfeld gestaltet
Spiegel für Szenen über eBay organisiert (5 €)
Wetter genutzt statt gefürchtet: bei Regen: Pausen, Szenen vorbesprechen, Schirme & Regenschutz parat
Fazit:
Flexible Planung hat sich ausgezahlt
Wetter hat genau die gewünschte Stimmung geliefert
intensiver, starker Drehtag
Drehtag 3 – Akt II: Sisterhood & Befreiung
Drehzeit: 12:00 – 00:00 Uhr
Gedreht wurde an drei verschiedenen Natur-Locations. Der Tag war geprägt von Pausen, Wetteranpassung und Locationwechseln: aber auch von vielen atmosphärisch dichten Bildern.
Locations:
Blumenfeld
Wald
Offenes Feld an der Mulde
Besonderheiten:
Sehr viele Szenen entstanden, viele wurden später verworfen - die große Auswahl hat jedoch geholfen, im Schnitt die stimmigste Zusammenstellung zu treffen.
Lichtplanung war essenziell (z. B. Sonnenstand im Wald)
Einsatz von Gimbal für stabile, fließende Bewegungen
Bollerwagen war Gold wert für Equipment-Transport zwischen den Spots
Fazit:
Ein herausfordernder, aber gleichzeitig sehr stimmiger Drehtag. Die Natur hat mitgespielt, die Stimmung zwischen den Darstellerinnen war intensiv und authentisch. Auch wenn nicht alle Szenen im finalen Film gelandet sind, hat genau diese Vielfalt an Material den kreativen Prozess im Schnitt enorm bereichert. Vorbereitung war hier alles - aber genauso wichtig war das Gespür, den richtigen Moment einzufangen.
Der Filmschnitt war für mich ein sehr intuitiver, aber auch intensiver Prozess. Besonders hilfreich war die große Materialauswahl, die mir im Schnitt die Freiheit gab, gezielt zu verdichten und mit Rhythmus, Tempo und Stimmung zu experimentieren. Auch das Feedback von außen half mir dabei, eine ausgewogene Balance zwischen visueller Dichte und emotionaler Klarheit zu finden. Letztendlich kürzte ich meinen zu Beginn 7 Minuten langen Film auf circa 3 Minuten.
Beim Color Grading hatte ich von Anfang an eine klare Vorstellung: Für den ersten Akt (Beginn/Ende) wollte ich eine kühle, bläuliche Grundstimmung mit warmem Kerzenlicht kombinieren - ein Kontrast, der sowohl Isolation als auch Innerlichkeit transportieren sollte. Ich verwendete hier ein LUT für die grundlegende Farbgebung. Dennoch musste ich das LUT anschließend stark nachbearbeiten, da sie mir im Ausgangspunkt oft zu kontrastarm oder zu wenig nuanciert wirkten.
Für Akt II und III habe ich das Grading bewusst an die jeweilige Stimmung angepasst z.B. kräftigere Farben und stärkere Kontraste für die urbane Rebellion in Akt III. Ziel war es, jede Szene farblich emotional zu unterstützen.
Ein riesiges Dankeschön an alle, die dieses Projekt möglich gemacht haben. Ohne euch hätte IN SOFT REBELLION nie diese Form gefunden - weder inhaltlich noch emotional.
Danke an mein gesamtes Team für euren Einsatz, eure Zeit, eure Geduld und euer Herzblut. Jede:r einzelne:r hat den Film geprägt.
Ein besonderer Dank geht an Prof. Hartmann für die Betreuung, den fachlichen Input und das konstruktive Feedback, das mir immer wieder neue Perspektiven eröffnet hat.
Ebenso danke ich Herrn Mertens für das ausgiebige Feedback und die technische Einführung in das Equipment: das hat mir besonders in der Vorbereitungsphase viel Sicherheit gegeben.
Marc danke ich für die vielen Rollen, die er übernommen hat: ob als BTS-Fotograf, Assistent, Fahrer oder Drohnenpilot - du warst einfach überall, wo Hilfe gebraucht wurde.
Ein riesiges Danke an die Mädels vor der Kamera: für euer Vertrauen, euer Spiel und eure Präsenz. Ihr habt den Film zum Leben erweckt.
Noah danke ich für die riesige Unterstützung an der Kamera und beim Umgang mit dem technischen Equipment.
Und auch ein großes Dankeschön an Herrn Lohmann für die Bereitstellung von zusätzlichem Equipment.
Ohne euch alle wäre dieser Film nicht das geworden, was er jetzt ist. Danke. ❤️
Im Verlauf der Arbeit an IN SOFT REBELLION habe ich nicht nur inhaltlich, sondern vor allem filmisch viel dazugelernt. Besonders durch das ausführliche Feedback konnte ich gezielt an der Bildsprache, dem Rhythmus und der Atmosphäre des Films arbeiten. Viele Entscheidungen, die zunächst intuitiv getroffen wurden, konnte ich im Nachhinein bewusster hinterfragen und dadurch gezielt verbessern.
Ein zentraler Lernprozess lag darin, wie stark Details - etwa im Sounddesign, in der Farbgestaltung oder im Schnitt - die Gesamtwirkung eines Films beeinflussen. Auch die Bedeutung eines klaren Konzepts hat sich im Laufe des Projekts immer mehr herauskristallisiert: Je präziser die Idee formuliert ist, desto gezielter lassen sich filmische Mittel einsetzen, um sie umzusetzen.
Ein wichtiger Punkt, den ich für zukünftige Projekte mitnehme: Ich würde deutlich früher anfangen zu filmen, einfach mehr ausprobieren, Material sammeln und intuitiver arbeiten - statt lange nur im Kopf oder auf dem Papier zu planen. Viele Dinge ergeben sich erst im Prozess, und das habe ich bei diesem Projekt sehr deutlich gemerkt.
Trotz aller Herausforderungen bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden, gerade weil der Film durch die vielen Überarbeitungen und Rückmeldungen genau die Richtung gefunden hat, die ihm guttut. IN SOFT REBELLION ist für mich nicht nur ein fertiger Kurzfilm, sondern auch ein wichtiger Schritt in meiner filmischen Entwicklung.