In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Das Kurzprojekt „Walking through Charcoal Drawing“ widmete sich Szenografie und Raumgestaltung und suchte nach Möglichkeiten, mit Kohlezeichnungen immersive Erfahrungen zu schaffen. Inspiriert von William Kentridge – dem südafrikanischen Künstler, der ganze Räume in Bewegung versetzt – entwickelte ich meinen eigenen Zugang. Statt einer kompletten Rauminszenierung entstand ein Videoclip, in dem gezeichnete Elemente, Projektionen, Animationen und reale Performance ineinandergreifen: ein Frosch springt auf mich zu, die Grenze zwischen Zeichnung und Körper verwischt, und daraus entsteht ein kleiner Märchenclip mit unbekannterem Ende.
Der Startpunkt für das Kurzprojekt war William Kentridge, ein südafrikanischer Künstler, der dafür bekannt ist, Kohlezeichnungen in Bewegung zu setzen und daraus Filme, Installationen und ganze Bildwelten zu entwickeln. Seine Ausstellungen, die anlässlich seines 70. Geburtstags unter anderem in Dresden gezeigt wurden, dienten als Bezugspunkt für unsere Arbeit.
Für mich stand am Anfang vor allem im Vordergrund, wieder mit Kohle warm zu werden – ihre Tücken (Staub, Verschmieren) und ihre Stärken (schnelle Kontraste, große Wirkung mit wenig Mitteln) bewusst wahrzunehmen. Schon in der ersten Kursstunde, nach dem gemeinsamen Anschauen von Kentridge-Clips, wurden erste Ideen gesammelt. Am Ende des ersten und zu Beginn des zweiten Kurstages stellte auch ich meine Überlegungen vor: eine Geschichte über Depression, bei der Schatten die Figur einholen, oder eine Szene zur sozialen Ungerechtigkeit, in der ein Kind mit einfachen Hölzern spielt und sich eine heile Welt fantasiert. Diese Themen lagen mir zwar am Herzen, doch ich hatte Bedenken, ob ich sie in der kurzen Zeit so umsetzen könnte, dass sie ihrer Schwere gerecht würden. Katrins Rückmeldung, dass unsere Endergebnisse nicht zwingend sozialkritisch sein müssen, nahm mir etwas den Druck. Auch die kleinen Zwischenübungen – wie das Zeichnen eines Chorsängers oder eines Wasserbewohners – halfen mir, freier zu werden, mit der Kohle zu experimentieren und meinen Arbeitsprozess weniger verkrampft anzugehen.
Ein entscheidender Wendepunkt ergab sich für mich, als ich meinen Arbeitsplatz in einen der Orbs verlegte. Dieser Raum hatte durch das „Oberlicht“, das gedämpfte Licht und die abgeschlossene Atmosphäre eine ganz eigene Wirkung. Für mich fühlte er sich fast wie ein kreatives Kinderzimmer an – ein Ort, an dem man sich zurückziehen, anlehnen und gleichzeitig ungestört arbeiten konnte. Die Ruhe und das gedimmte Licht förderten meine Konzentration, und ich konnte mich deutlich besser auf das Zeichnen einlassen.
Parallel dazu zeigte uns Herr Lohmann Filme von ehemaligen Studierenden, die er während ihrer Studienzeit begleitet hatte. Manche der Arbeiten waren so kreativ und unkonventionell, dass ich meine eigenen Ansätze erneut überdachte. Die Kombination aus dem neuen Arbeitsplatz und den zusätzlichen Impulsen brachte mich dazu, meine ursprünglichen Ideen weiter loszulassen und freier an neuen Möglichkeiten zu arbeiten.
Am Freitag der ersten Woche besuchten wir die Ausstellung von William Kentridge in Dresden. Besonders beeindruckend fand ich seine großformatigen Kohlezeichnungen – weniger im Hinblick auf mein eigenes Projekt, sondern ganz allgemein wegen ihrer Intensität und Präsenz. Gleichzeitig fiel mir beim Betrachten des Prozessionszuges sein Umgang mit Vorder-, Mittel- und Hintergrund auf, der eine fast filmische Raumtiefe erzeugte. Diese Beobachtung brachte mich auf die Idee, auch im Videostudio mit ähnlichen Ebenen zu arbeiten. Herr Lohmann erklärte mir dazu verschiedene technische Möglichkeiten, die ich in den folgenden Arbeitsschritten im Orb aufgriff. Dort zeichnete ich den Frosch in unterschiedlichen Sprungpositionen, ergänzte ein weiteres Muster, einen einfachen Vordergrund, einen verwischten Hintergrund, der an Kentridge erinnert, und schließlich das Auge, das die Szene abschließt.
Ausgehend von meinen ersten Musterzeichnungen kam durch Katrins Hinweis die Idee auf, diese nicht nur als beiläufige Skizzen zu betrachten, sondern mit ihrer Bewegung und Drehung zu experimentieren. Dadurch entstand der Gedanke, die Muster als eine Art psychedelisches, immersives Erlebnis einzusetzen. Eine Motte, die ich zuvor als Übung gezeichnet hatte, brachte in Kombination mit den Mustern schließlich die Wendung: Warum nicht eine Geschichte um einen Frosch oder eine Kröte entwickeln – als eine Art moderner Froschkönig?
Die Handlung nahm schnell Gestalt an: Ein Frosch springt, wird von einer Person geküsst, doch statt der erwarteten Verwandlung in einen Prinzen öffnen sich plötzlich drehende Spiralen und ziehen den Betrachter in eine andere Wahrnehmungsebene. Am Ende erscheint ein Auge mit geweiteter Pupille, das sich hektisch hin und her bewegt – als Zeichen dafür, dass die Erfahrung aus der Perspektive der Figur heraus erlebt wird.
Auch die Suche nach einem Titel war Teil dieses Prozesses. Zunächst dachte ich an „Bufo“, den lateinischen Begriff für Kröte, nicht zuletzt wegen der darin steckenden Assoziation mit „UFO“. Da mein Frosch jedoch springt und nicht krabbelt, wechselte ich zu Osculum Ranane beziehungsweise Osculum Ranae. Der absichtliche Schreibfehler am Anfang („Ranane“) und die spätere Korrektur („Ranae“) wurden selbst zu einem gestalterischen Element: eine kleine Irritation, die sich erst am Ende „ordnet“ und so das Thema der veränderten Wahrnehmung widerspiegelt.
Ein besonderer Dank gilt Katrin, die uns mit viel Freiraum experimentieren ließ und deren Performance-Einlage mir den wichtigen Impuls gab: Wann, wenn nicht jetzt, kann man einfach mal „durchdrehen“ und so neue kreative Ideen gewinnen? Ebenso danke ich Herrn Lohmann für seine Unterstützung und Geduld bei technischen Fragen – ohne ihn wären viele Schritte deutlich mühsamer gewesen.
Vielen Dank für das tolle Projekt. Ich hatte mir dafür zwei Wochen Urlaub auf meiner Teilzeitarbeitsstelle genommen und finde, die Zeit war super investiert – es hat mir sehr großen Spaß gemacht.